Die Bar Babette in der Karl-Marx-Allee 36 war nicht einfach nur eine Bar, sondern auch ein Kunst-und Kultursalon: Ausstellungen moderner Künstler fanden statt, Musiker aller Genres traten auf und Schriftsteller fanden Raum für Buchvorstellungen und Lesungen. Die Bar war ein öffentlicher Ort, der seine Türen für jede Art von Veranstaltung öffnete. Ein buntes Publikum aus verschiedenen Bezirken fand hier regelmäßig zusammen.
Nach 14 Jahren schien jedoch Schluss zu sein: Die Immobilienfirma des Milliardärs Nicolas Berggruen verlängerte den im Oktober 2018 auslaufenden Mietvertrag mit der Bar Babette nicht. „Kommentarlos wurde uns dieser Beschluss, der in Verhandlungen ohne unsere Anwesenheit gefasst wurde, mitgeteilt“, heißt es in der Pressemitteilung der Bar Babette. Zudem zeige das Unternehmen Berggruen Holdings keinerlei Gesprächsbereitschaft. Mit der Schließung der Bar musste sich der Kiez von einem seiner wenigen Szenetreffpunkte verabschieden. „Für die Kiezkultur der Karl-Marx-Allee ist das eine Katastrophe, denn wirklich belebt ist die Straße noch nicht“, so Anne Zunftmeister, Mitarbeiterin der Bar.
Trotz einer eingereichten Petition an die Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher, den Senator für Kultur Klaus Lederer und den Bezirksstadtrat Ephraim Gothe, in der die Betreiber der Babette für die Erhaltung ihrer Bar als kultureller Ort kämpften, gibt es den Kult-Standort seit dem 1. Oktober 2018 nicht mehr – zumindest nicht in der Karl-Marx-Allee. Doch die Macher haben als Kosmetiksalon Babette in der Kindl-Brauerei Asyl gefunden, dem Zentrum für zeitgenössische Kunst in Neukölln.
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Der Kosmetiksalon Babette erfindet sich in Neukölln neu
Was zunächst nur eine vorübergehende Bleibe bis Ende 2018 sein sollte, dürfen die Babette-Macher jetzt dauerhaft betreiben. Im Café bekommst du von Mittwoch bis Samstag Getränke, wechselndes warmes Essen und Kuchen. Der neueste Wurf ist aber ein eigener Biergarten im Hof der Kindl-Brauerei: Babette’s Garden. Das Bier kommt natürlich direkt aus dem Tank nebenan und sowohl im Garten als auch im Café finden Events, Ausstellungen, Konzerte und Partys statt. Es ist also alles ein bisschen wie früher, nur eben woanders. Und was passiert in der alten Location?
Das Café Moskau hat die alte Babette übernommen
Der im Stil der 1970er Jahre gehaltene Pavillon wurde dem Café Moskau zugesprochen, das sich direkt neben der Bar befindet. Es war früher ein Treffpunkt im Kiez – die Immobilie gehört mittlerweile ebenfalls Berggruen. Er ließ die Räumlichkeiten komplett sanieren. Seither werden sie als multifunktionale Eventlocation angeboten – so wie auch die alte Bar Babette, die jetzt unter dem Namen Salon Babette als „kleine Schwester des Café Moskau“ angepriesen wird. Immerhin wurden beide Häuser zu DDR-Zeiten im gleichen Stil gebaut.
Nun hat der Salon Babette gerade sein Opening unter der Flagge des Café Moskau gefeiert. Die Räume werden vor allem vermietet: für Firmenevents, private Feiern oder für Pop-up Events. Als Bar bleiben sie dem Kiez aber auch erhalten. Von Dienstag bis Samstag darfst du dir dort einen Drink genehmigen. Zum Beispiel den neuen Signature Drink mit schwarzem Tee, zu dem es Popcorn aus der Friedrichshainer Manufaktur Knalle gibt. Schon der zeigt: Jetzt ist an der alten Adresse Fancyness statt Kultur angesagt.
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Manchen stößt es sauer auf, dass die alte Bar mitsamt ihrer vollen Ladung Kultur nicht bleiben durfte, obwohl die Location nun mit einem nahezu identischen Namen und einem ähnlichen Konzept weiterbesteht. Nur eben, dass Events hier nicht mehr öffentlich stattfinden, sondern sich einmieten müssen. „Da sind wir eigentlich nur noch sprachlos und uns ist sehr flau im Magen“ , kommentiert der Kosmetiksalon Babette die Eröffnung des neuen Café-Moskau-Ablegers auf seiner Facebook-Seite.
Ärger mit Berggruen haben in Berlin übrigens viele: Der US-Unternehmer ist vor allem durch die Übernahme der Warenhauskette Karstadt bekannt geworden und gehört zu den größten Hausbesitzern in Berlin. In den letzten Jahren kaufte er Grundstücke in der ganzen Stadt, etwa das Kreuzberger Künstlerhaus Bethanien oder die Buchhandlung Kisch & Co. Zuletzt war von ihm zu hören, als der Finanzinvestor das Areal der Willner Brauerei verkaufte, auf dem sich Künstler ihre Ateliers und Werkstätten eingerichtet hatten.