Mitten in Mitte und doch ganz versteckt: Die Weinbar Freundschaft liegt zwischen der alten Humboldt-Bibliothek und dem Kulturkaufhaus Dussmann. Tagsüber tummeln sich hier die Intellektuellen und das Big Business, das sich die schönen Altbauten ringsum für noble Büros gesichert hat. Wohnen tut hier kaum einer und das ist auch gut so. Keine Nachbarn, die sich beschweren, bedeutet Sorglosigkeit im Nachtleben – nicht nur für den Freisitz im Sommer.
Zwei Sommeliers, eine Bar und ganz viel Wein
Hinter der Freundschaft stehen keine Unbekannten aus der hauptstädtischen Gastroszene. Von Johannes Schellhorns Liebe zu guten Weinen profitierten bislang die Gäste im exklusiven Nobelhart & Schmutzig. Sein Partner ist der nicht weniger legendäre Weinkenner Willi Schlögl aus der zuverlässig guten Cordobar. Der dritte im Bunde ist Stephan Landwehr vom Grill Royal – der fragte die beiden erfolgreichen Sommeliers, ob sie nicht auf eigenen Beinen stehen wollten. Damit traf er zum richtigen Zeitpunkt ins Schwarze, denn Johannes Schellhorn und Willi Schlögl hatten tatsächlich schon länger überlegt, gemeinsame Sache zu machen. Der passende Ort war auch schnell gefunden. Der Rest ist der Beginn der wunderbaren Freundschaft, zu der neben Landwehr hintergründig auch Moritz Estermann und Thomas Hüetlin zählen.
Gemütlich und einladend
Nun lädt eine lange, runde Theke mit 35 Barhockern zu tiefsinnigen Gesprächen ein, am großen (Stamm)Tisch können zehn Leute neue Bekanntschaften schließen und im restlichen Raum mit dem schlichten Holz-Design und dem gemütlichen Ambiente finden gut 100 Menschen stehend Platz für eine gesellige Zeit. Unkompliziertheit auf hohem Niveau, wenn wir mal aus der Selbstbeschreibung zitieren dürfen. Die Räumlichkeiten kannst du auch für private Partys oder Firmenfeste mieten.
Um ihre Gäste mit besten Weinen zu versorgen, setzen Schellhorn und Schlögl auf ihr erprobtes Winzernetzwerk in Deutschland und Österreich. „Mit vielen sind wir seit Jahren eng verbandelt und natürlich waren wir auf den meisten Weingütern schon öfter zu Gast,“ erklärt Johannes Schellhorn. Die Weine aus Übersee und aus anderen europäischen Ländern finden sie eher auf Messen. Die Auswahl fällt den erfahrenen Sommeliers dabei nie schwer: „Gute Leute machen gute Weine“, meint Johannes Schellhorn. Widersprechen können wir nicht. Der Esper Rosé (für 45 Euro die Flasche) jedenfalls ist ausgezeichnet: Er stammt vom Weingut Matthias Warnung – der junge Österreicher aus dem Kamptal steht für modernen ökologischen Weinbau.
Heurigen in Berlin
Neben erstklassigen Weinen gibt es eine kleine Heurigenkarte mit deftigen Kleinigkeiten und zwei Desserts. Das Brot mit Liptauer, Hühnerleber und Erdäpfelkas (6 Euro) schafft uns eine hervorragende Grundlage für ein paar weitere Gläser Wein. Unterstützt wird es von einem Rindertartar (11 Euro) und einem frischen Gurkensalat (6 Euro). Diese Kombination wurde uns vom freundlichen und kompetenten Service empfohlen. In Sachen Wein beraten natürlich die Chefs persönlich. Sie können dir sämtliche Fragen rund um Wein und Weingut beantworten und etwas zu deinem Geschmack Passendes empfehlen.
Riesige Auswahl bester Weine
Um das ganze Sortiment zu testen, werden wir Jahrzehnte brauchen. Nicht nur, weil gut 500 Weine zwischen 30 und fast 1000 Euro in den Regalen stehen, sondern weil das Angebot nicht für immer gleich bleiben wird: Ja, Weinfreuden können endlich sein, doch jeder Jahrgang bietet neue Seligkeiten. Zum Glück halten echte Freundschaften ein Leben lang.