Laut eines Berichts auf CNN gehört Melbourne zu den besten Städten auf der Welt, wenn es um Kaffee geht. Auch in anderen internationalen Medien wird Australien immer wieder als Place-to-be für exzellenten Kaffee genannt. In Berlin finden sich auch einige Cafés, die von Australiern geleitet werden, ob nun das Silo Coffee in Friedrichshain oder das Tischendorf in Neukölln. Grund genug für uns, sich mal mit waschechten australischen Baristas zu unterhalten, die es nach Berlin verschlagen hat.
Wir treffen Alice (26) aus Adelaide und Jack (24) aus Perth im ebenso australischen Commonground in Mitte. Beide arbeiten im gegenüberliegenden St. Oberholz und haben selbst nach ihrer Schicht noch Lust auf einen Flat White. Mitte, Lokale und nur englischsprachiges Personal – diese Mischung sorgt in Berlin immer wieder für Diskussionen. Für Alice und Jack ist die Sachlage klar: Der Kunde muss verstanden werden, auch ohne Englisch. Ein paar Kostproben wie „ein Wasser dazu bitte“ bekommen wir während unseres Gesprächs auch von ihnen zu hören, obwohl sie sich nach eigenen Angaben deutlich leichter mit dem Verstehen als dem Sprechen tun.
Jack schätzt, dass er rund 200 Tassen Kaffee am Tag zubereitet. Dabei fing er erst in Berlin an mit dem professionellen Kaffeekochen. Während der 24-Jährige eigentlich vor hatte, nur eine Woche in Berlin zu bleiben, kam Alice vor drei Jahren ganz bewusst in die Hauptstadt. Sie hatte Berlin bereits während einer Europareise kennengelernt und verliebte sich in die Kultur, weniger in die Bürokratie in Deutschland, wie sie lachend zugibt.
Es sei schwierig einen schlechten Kaffee in Australien zu finden, sagt uns Alice, als wir sie auf den Kaffee-Hype in ihrer Heimat ansprechen. Das liege vor allem an den hohen Qualitätsansprüchen, die auch an das Essen oder Wein gestellt würden.“Kaffeeautomaten, wie es sie in Deutschland beim Bäcker gibt, die findet man in Australien höchstens an der Tankstelle“, erzählt sie. Insgesamt gebe es einen großen Markt für Produkte vom Bauern, mit Bio-Zertifizierung oder ohne jegliche Verpackung. Dieser bewusste Lifestyle habe aber auch seinen Preis, den Australier aber bereit wären zu zahlen. Laut Alice kann ein handgebrühter Kaffee bis zu umgerechnet 6 Euro kosten.
QIEZ: Woran erkenne ich eine gute Tasse Kaffee?
Jack: „Der Geschmack des Kaffees sollte auf deiner Zunge bleiben und nicht sofort verschwinden. Eine leichte Süße spricht auch für Qualität. Nicht so guten Kaffee erkennt man an zu viel Säure und wenn er wässrig aussieht.“
QIEZ: Wie bekomme ich zuhause einen tollen Kaffee hin?
Alice: „Ich würde in eine gute Presstempelkanne investieren und wer wirklich Kaffeefreund ist, der sollte den Kaffee frisch mahlen und den gemahlenen Kaffee nie zu lange stehen lassen, da der Geschmack sonst schnell verfliegt. Natürlich spielt die Kaffeebohne eine große Rolle, wie gut es am Ende schmeckt. Ich selbst habe Kaffeebohnen von Five Elephants aus Kreuzberg zu Hause.“
Jack zufolge wird Kaffeetrinken in Australien gerne mit Dates in Zusammenhang gebracht, denn es ist in Down Under durchaus üblich seine Verabredung zum Frühstück zu treffen. „Sich am Sonntag zu Kaffee und Kuchen zu verabreden, das habe ich erst hier kennengelernt“, sagt die mittlerweile in Neukölln lebende Alice. Ein Brauch, den sie und ihre Freundinnen übernommen haben. Ebenso neu sei ihnen die wienerische Kaffeehauskultur gewesen, die es ihrer Meinung nach auch ein bisschen im St. Oberholz zu finden gibt.
Ein paar Mal im Jahr fliegen beide zurück nach Australien. Statt Kaffee bringt Jack seiner Mutter aber lieber Berliner Luft mit.