Gewinnerin aus Berlin

So tickt Deutschlands Barista Nr. 1!

Im Februar dieses Jahres gewann Nicole die deutschen Kaffeemeisterschaften in Bremen.
Im Februar dieses Jahres gewann Nicole die deutschen Kaffeemeisterschaften in Bremen. Zur Foto-Galerie
Sie war die einzige weibliche Teilnehmerin bei den deutschen Kaffeemeisterschaften in Bremen – und gewann! Nicole Battefeld ist zur besten Barista Deutschlands gekürt worden. Wie sie zum Kaffee kam, was gute Baristas können müssen und warum sie Berlin so liebt, hat sie uns verraten!

Mit einem Nasenpiercing und einem großen Lächeln begegnet uns Nicole Battefeld bei der Eröffnung der neuen Filiale der Röststätte, bei der sie seit vier Jahren als Barista arbeitet. Eins wird sofort deutlich: Vor uns steht eine taffe junge Frau, die für ihren Traum kämpft. Und das hat ihr im Februar in Bremen großen Erfolg gebracht.

Zum Kaffee ist die gebürtige Görlitzerin schon ziemlich früh gekommen, nämlich nach dem Abi mit 18, als sie für ihren Führerschein in einer kleinen Espressobar arbeitete. Battefeld: „Die hatten gutes Equipment und sehr leidenschaftliche Chefs“ – die ihr ein erstes Gefühl vom Barista-Leben vermittelten. Nach einem Jahr jedoch fing sie an zu studieren: Diplom-Verwaltungswirtin im nicht-technischen gehobenen Dienst. Alles klar. „Das war totlangweilig und wer mich kennt, der denkt auch ´total bescheuert, dass sie das gemacht hat‘ „. Das können wir uns gut vorstellen, schließlich wirkt Nicole eher praktisch veranlagt. Lange hielt sie das Ganze auch nicht durch: Acht Monate arbeitete sie als verbeamtete Verwaltungswirtin, dann konnte sie nicht mehr.

Weil ihr der Job in der Espressobar so gut gefallen hatte, ging sie für ein Jahr wieder zurück – doch da Barista kein staatlich anerkannter Beruf ist, entschließt sie sich, eine Ausbildung zu starten: als Köchin. „Ich habe meine Ausbildung in Berlin fertiggemacht und dann ein bisschen mehr als ein Jahr in Sterneküchen gearbeitet. Das war super hart. Als Frau in der Küche, 14-Stunden-Tage…“ Dann kam Nicole der Gedanke, dass sie der Kaffee eigentlich noch gar nicht richtig losgelassen hatte. In der Röststätte „habe ich das Rösten nochmal von der Pike auf gelernt“, sagt sie über ihren Arbeitsplatz, „und so meinen Jackpot getroffen“. In dem Café kann sie sich ziemlich frei entfalten, gibt Kurse, managt die Bar und vertritt die Firma in der Öffentlichkeit.

In ihren Job als Barista steckt Nicole sehr viel Zeit und Energie. ©Sinan Muslu

 

Was macht eine Barista denn eigentlich genau?

Eindeutig mehr, als viele Menschen wissen. „Es ist nicht einfach an der Maschine stehen, es ist das gesamte Komplettpaket“. Abwaschen, „auch mal Stullen schmieren“, sich um Kunden und Kundinnen kümmern – eigentlich sind Baristas echte Multitalente. Deshalb weiß Nicole auch ihre anderen gastronomischen Erfahrungen zu schätzen, denn „ich weiß halt, wie hart es teilweise sein kann“. Aber ist es als Frau nochmal härter im Barista-Geschäft? „Eigentlich ist die Szene super offen“, sagt Nicole.

Bei ihrer Arbeit würde sie kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen wahrnehmen. „Ich finde eigentlich sogar, dass Mädels meistens ein bisschen belastbarer sind. Oder dass sie wirklich etwas beweisen wollen. Was ich aber auch wieder auf den Messen und international sehe, ist dass ich die Einzige bin“ – genau wie bei dem Event in Bremen. Unterstützung erfährt Nicole sehr viel, besonders von ihren Chefs. Denn die wissen genau, was es heißt, ein Barista zu sein. „Es ist hilfreich, wenn man Leute an seiner Seite hat, die einen verstehen. Die verstehen, was es teilweise auch für ein Druck ist„. Immerhin hat sich Nicole ein halbes Jahr lang intensiv auf den großen Wettbewerb vorbereitet und sogar an Weihnachten allein im Laden trainiert!

Der Hotspot für Baristas

Immer mehr internationale und nationale Kaffeefreunde und -freundinnen zieht es nach Berlin, Cafés und Kaffeeröstereien schießen mittlerweile aus dem Boden. Haben Baristas hier eine größere Chance sich zu verwirklichen als woanders? Nicole kann uns darauf eine Antwort geben: Ja. „Immer wieder kommt das Feedback, dass es in Europa eigentlich nur London und Berlin gibt für Baristas“. Das liegt ihrer Meinung nach daran, dass das Publikum hier sehr interessiert ist und auch Experimente zulässt. „Die Berliner an und für sich sind einfach sehr neugierig und haben einen riesigen Qualitätsanspruch. Und das macht wirklich Spaß, ich liebe meine Stammgäste!“ Dass die Szene in Berlin immer internationaler wird ist ein Aspekt, der Nicole an ihrem Job sehr gut gefällt. Sie arbeitet in einem Team mit ungefähr zehn verschiedenen Nationalitäten zusammen: „Es gibt immer wieder neuen Input, es gibt immer wieder neuen Drive und tausend verschiedene Charaktere sind auch dabei – das ist einfach super spannend.“

Geboren ist sie zwar nicht in Berlin, aber immerhin lebt sie schon seit sieben Jahren in der Hauptstadt. Und zwar bis jetzt im Friedrichshain, direkt am Frankfurter Tor. Ihr Lieblingsort? Das Café Happy Baristas am S-Bahnhof Ostkreuz, „das ist so meine Homebase im Kiez“. Sie habe sich direkt in die Stadt und den Kiez verliebt, meint sie, und möchte beides nicht mehr missen. Auf die Frage, was ihr gar nicht an Berlin gefällt, kann sie gar keine richtige Antwort geben. „Das ist ein großer Luxus, den wir hier haben“, sagt sie. „Es ist ein Luxus, dass man so sein kann wie man möchte“.

Das viele Training hat sich gelohnt – so sieht Freude aus! ©Sinan Muslu

 

Was die Zukunft bringt…

… weiß Nicole ganz genau: Im Juni geht es nach Amsterdam, zur großen World Barista Championship 2018. „Da darf ich mit den großen Jungs spielen“, sagt sie lachend. Erstmal fährt sie jetzt noch auf eine Messe in Hamburg, danach geht das Training wieder los. „Mein Ziel ist es definitiv, unter die Top 10 zu kommen“. Leicht wird das auf keinen Fall, denn bisher gab es nur einmal eine solche Platzierung für Deutschland. Und die erreichte Erna Tosberg im Jahr 2014. Doch zunächst mal feiert Nicole mit ihren Kolleginnen und Kollegen die Filialeröffnung in den Hackeschen Höfen und freut sich über die vielen Glückwünsche aus den eigenen Reihen.

Mit ihrer Leidenschaft für Kaffee hat sie uns jedenfalls schon mal überzeugt, wir drücken ihr für Amsterdam ganz fest die Daumen!

Foto Galerie

Röststätte Berlin, Ackerstr. 173, 10115 Berlin

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