Es war eine einfache Blumen- und Gemüsegärtnerei, die Christoph Späth im September 1720 vor dem Halleschen Tor gründete. Der Gartenbaubetrieb wurde innerhalb der Familie von der nächsten Generation übernommen. Dann von der nächsten. Und so weiter. Der Betrieb wurde zu einer bekannten Baumschule. 1890 gab sie dem nahe gelegenen S-Bahnhof Baumschulenweg seinen Namen. Späths grünes Paradies war zu dieser Zeit die größte Baumschule auf der Welt. Heute ist das Unternehmen 290 Jahre alt und damit der älteste Gewerbebetrieb Berlins. 50 Gärtner arbeiten hier, sie züchten und verkaufen, gestalten Gärten, Plätze und Straßen. Auf dem Gelände Späthstraße 80/81 haben sie mehr als 80.000 lieferbare Pflanzen.
Jedes Jahr im September präsentiert sich die Baumschule bei einem Traditionsfest der Öffentlichkeit. Im September 2011 eröffnete Klaus Wowereit das Fest, bei dem die Besucher eine Ausstellung zu der wechselhaften Betriebsgeschichte sehen und jede Menge Schmackhaftes aus der Region genießen konnten. Handwerker, Gärtnereien und Naturprodukte-Hersteller kamen an den Baumschulenweg, vorgestellt wurden je 290 verschiedene Sorten Apfel und Clematis sowie 100 unterschiedliche Tomaten. Selbst Sanddorn wird bei Späths gezüchtet und verkauft.
Gästebuch aus dem 19. Jahrhundert wieder aufgetaucht
Eine kleine Sensation ist es für den Geschäftsführer Christoph Rechberg, dass das verschollen geglaubte Gästebuch von 1884 wieder aufgetaucht ist, bei einem Bauunternehmer aus Berlin. Rechberg schlägt den roten, metallbeschlagenen Ledereinband auf. Gleich von der ersten Seite grüßt die preußische Prominenz: Bismarck, Reichskanzler, steht da unter dem Datum 26. Juni 1884 geschrieben, direkt darunter Helmuth Graf von Moltke. Auch Prinzen unterzeichneten in dem Buch, Minister, Staatsgäste aus Budapest, Japan, Jamaika, Lettland, Hongkong und Kabul. Otto von Bismarck hat damals eine Bismarck-Linde gepflanzt. Später, zu Zeiten der DDR, war die Benennung von Neuzüchtungen nicht mehr so einfach. Ein Rittersporn sollte den Namen Späth bekommen, da aber Späth Privatunternehmer war, wurde die Pflanze dann doch lieber unverfänglich getauft: „Völkerfriede“.