Es geht um 3,5 Hektar Industriebrache. Das entspricht nicht einmal der Größe eines Polofeldes. Doch die Nutzung dieser 3,5 Hektar, die sich am nördlichen Rand des Mauerparks in Wedding befinden, ist hoch umstritten. „Wir erdreisten uns nicht, auch nur einen Quadratzentimeter Mauerpark zu bebauen“, will Investor Thomas Groth von der Groth-Gruppe gleich zu Beginn der Veranstaltung beruhigen. Dennoch gibt es immer wieder zornige Zwischenrufe von enttäuschten Anwohnern. Die Fronten – auf beiden Seiten – scheinen von Anfang an verhärtet, die Gemüter erhitzt. Eine längere Vorgeschichte blitzt aus der einen oder anderen Aussage hervor.
Konkrete Pläne
Doch zunächst mehr zum derzeitigen Planungsstand: Im Rahmen des Projekts „Zuhause im Brunnenviertel“ sollen rund 470 Miet- und Eigentumswohnungen sowie 220 Studentenapartments errichtet werden. Davon sollen 120 Wohnungen in Partnerschaft mit dem städtischen Wohnungsbauunternehmen Gewobag entstehen. Auch eine Kita mit 80 Plätzen, seniorengerechte Wohnungen und ein öffentlicher Spielplatz sind geplant. Insgesamt würden so 1.000 bis 1.200 Menschen ein neues Zuhause finden. Dem daraus folgenden erhöhten Verkehrsaufkommen will man mit einem Verkehrskreisel und der denkmalgerechten Sanierung des Gleimtunnels entgegenwirken. Zudem soll es einen Fahrstuhl oder eine Rampe geben, die einen barrierefreien Zugang in die Siedlung ermöglicht.
„Insgesamt liegt der Mietanteil bei über 65 Prozent, die Eigentumswohnungen bei 30 Prozent“, erklärt Projektentwickler Groth. Er finde diese Verteilung gelungen, schließlich müsse man den Sozialen Wohnungsbau ja irgendwie subventionieren und das ginge eben nur durch Eigentumswohnungen. Viele der anwesenden Bürger beschweren sich allerdings über die geplanten Kaltmieten. Bei 6,50 Euro pro Quadratmeter geht es in den Gewobag-Wohnungen los. Ab 8,50 Euro pro Quadratmeter sollen die frei finanzierten Wohnungen vermietet werden. Eine Frau, die bereits seit 15 Jahren im Kiez lebt, gibt zu bedenken, dass die Erhöhung des Mietspiegels zur Verdrängung bisheriger Anwohner führe und die soziale Durchmischung, die bisher in der Gegend herrsche, auflösen würde.
Baugenehmigung für Parkerweiterung
Viele Anwohner fühlen sich betrogen, weil die Berliner Planung ursprünglich das gesamte Areal als Parkanlage vorsah, der Senat und der Bezirk dann aber „im Geheimen“ fragwürdige Verträge mit dem früheren Landeigentümer CA Immo und der Groth-Gruppe geschlossen hätten. Zudem wird bemängelt, dass die Bürger in der Vergangenheit zu wenig in den Planungsprozess einbezogen wurden, zu wenig Mitspracherecht hatten. „Es wird der Anschein erweckt, als wenn alles schon geregelt ist“, sagt Alexander Puell von den Freunden des Mauerparks. Baustadtrat Spallek reagierte mit dem Hinweis auf die öffentliche Auslegung der Baupläne im Februar 2015 – ganz wie es den Forderungen des Baugesetzbuches entspräche. Jeder hätte dann die Möglichkeit, seine Kritik und Einwände anzubringen. Ein Bürgerbegehren ist bereits geplant.