Knapp 20 Jahre nach seiner Eröffnung war das Erotikmuseum von Beate Uhse aus der als Schmuddelecke verrufenen Passage an der Joachimsthaler Straße neben dem Bahnhof Zoo ausgezogen, weil der US-Investor Hines 2015 den Abriss zugunsten eines neuen Geschäftshäuses plant. Die 2001 verstorbene Konzerngründerin Beate Uhse hatte großen Wert auf ihr Museum gelegt, in dem es um Erotik in aller Welt und zu allen Zeiten ging. Viele Exponate galten als kunsthistorisch wertvoll.
Ende August stand das Unternehmen kurz vor der Unterzeichnung eines neuen Mietvertrags. Es ging um das altrosafarbene Gebäude an der Tauentzienstraße 4 schräg gegenüber dem KaDeWe, wo unten der Quiksilver-Modeladen verkauft und darüber ein Teil der Büroetagen leer steht. Neben dem dem Erotikmuseum sollte auch ein Sexshop einziehen. Am Donnerstag aber sagte Sprecherin Doreen Schink dem Tagesspiegel, dass „beide Parteien sich in Punkten des Mietvertrags nicht einig geworden sind“. Die Einzelheiten seien vertraulich.
Die meisten Kunden sind jetzt Frauen
Trotzdem suche man weiterhin einen neuen Standort in Berlin und bevorzugt im Herzen der City West: „Wir würden wir gern am Tauentzien eröffnen“, bekräftigte die Sprecherin, nur sei dort momentan nichts in Sicht.
Der Wunsch nach Räumen in dieser Lage statt im Bahnhofsviertel zeigt auch die Neuausrichtung der Beate Uhse AG, die sich inzwischen vorrangig an Paare und Frauen wendet. Laut Doreen Schink besteht die Kundschaft schon zu mehr als 70 Prozent aus Frauen. Früher hätten sich diese kaum in Sexshops getraut, heute gehöre dies „zu einem normalen Einkaufsbummel“.
Am alten Standort hat der Eigentümer Hines unterdessen allen Mietern zum Jahresende gekündigt, der Abriss der Passage an der Joachimsthaler Straße ist im Frühjahr geplant. Bald sollen überarbeitete Entwürfe für den geplanten Neubau vorgestellt werden. Der genaue Termin ist aber noch unklar.
Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Marc Schulte (SPD) kündigt eine Präsentation in „einer der nächsten Sitzungen“ des bezirklichen Stadtplanungsausschusses an. Bis dahin gibt es noch Ärger um die Riesenposter an einem Gerüst, auf denen einen Speiselieferant mit dem Slogan „Wir Rinder vom Bahnhof Zoo“ wirbt.
Der Artikel erscheint auf dem Ku’damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.