„Creation, not frustration“ ist nicht nur eine schöne Losung, sondern auch der Name eines Projektes für Geflüchtete. Gestartet hat das Diana Wahl, eigentlich Personal Trainerin und Gesundheitscoach. Aber das ist zweitrangig: „Ich verdiene als Personal Trainerin natürlich mehr als mit dem Projekt und könnte einfach mehr arbeiten und dann Geld für die Flüchtlingshilfe spenden. Aber darum geht es nicht!“, sagt sie. Statt zuzusehen, wie das Warten in Berlin Menschen aus Krisengebieten immer aggressiver macht, leistet Diana Hilfe zur Selbsthilfe.
2013 hat sie das Flüchtlingscamp auf dem Oranienplatz besucht und bei der Verpflegung der Flüchtlinge dort geholfen. In dieser Zeit hat sie auch neue Freunde gewonnen, Kontakt zu ihnen gehalten, als sie in einer Notunterkunft unterkamen – und als sie dort schließlich wieder rausflogen. Der Grund? Das „Oranienplatz-Agreement“ hatte den Flüchtlingen eine individuelle Prüfung ihrer Anträge versprochen, außerdem Integration und Arbeitsplätze. Tatsächlich erhielten nur 2 von 576 Geflüchteten einen Aufenthaltsstatus. Einige protestierten dagegen mit der Besetzung der Gerhart-Hauptmann-Schule sowie auf dem Dach einer Notunterkunft in der Gürtelstraße – und wurden dafür auf die Straße gesetzt. Jetzt soll Modedesign ihnen helfen.
Von der „Verarsche“ zum Siebdruck
„Ich wusste damals schon: das ‚Oranienplatz-Agreement‘ ist eine Verarsche“, sagt Diana heute. Darum beschloss sie mit Mouhamed aus dem Niger, selbst eine Unterstützung für die geflohenen Männer und Frauen zu entwickeln: Creation! Not Frustration! Erst stellte Diane mit anderen Unterstützern des Projekts und Flüchtlingen bunte Filzpuppen her, die sie auf Berliner Märkten verkauften. Dann organisierte das Team Workshops in der Siebdruckwerkstatt Neukölln. Ziel des Ganzen: Ablenkung, Spaß und eine Möglichkeit für Geflüchtete, sich auszudrücken. Aber die Workshopteilnehmer sollten mit ihren Fähigkeiten auch einen Mehrwert für andere schaffen und damit den ersten Schritt auf dem Weg zur Selbstversorgung tun.
Refugee Design
Aktuell wirken drei Geflüchtete am Projekt mit. Sie organisieren sich selbst, haben eine eigene Siebdruckmaschine hergestellt und produzieren damit selbst designte Shirts und Beutel. Die erste Kollektion erschien unter dem Label „We are one and able“ – einer Kooperartion mit dem Inklusionsverein „be able e.V.„. Außerdem drucken die Männer für andere. Die Willkommensinitiative „Über den Tellerrand kochen“ hat schon Schürzen bestellt und der Kongress SOLIKON hat mit den Jungdesignern kooperiert. Als wir zwei Teilnehmer bei der Arbeit in der offenen Kiezwerkstatt Neukölln besuchen, drucken sie gerade Solishirts und -beutel für die ehrenamtliche Gruppe „Unioner helfen“. Die verkaufen die handgedruckten Shirts im Stadion an der Alten Försterei. Vom Gewinn werden Medikamente für die Geflüchteten gekauft, die gerade im Fanhaus der 1.FC Union Berlin untergebracht sind.
Doch auch wenn ab und zu größere Aufträge reinkommen: „Noch ist das Kleckerkram“, findet Diana. Sie wünscht sich, dass „Creation! Not frustration!“ zu einer Firma wird, die Arbeitsplätze für Geflüchtete schafft. Aber erstmal muss das Projekt zum eingetragenen Verein werden. Dann sollen auch Nähkurse und von Flüchtlingen geführte Workshops angeboten werden. Eine zweite Kollektion unter dem Label „We are One“ ist in Planung. Mitmachen darf übrigens jeder, der das Label versteht, sagt Diana. Also jeder, der die Würde eines anderen nicht davon abhängig macht, welche Sexualität, Religion oder Herkunft er hat. Eben alle, die lieber machen als meckern – und zwar gemeinsam.
Mehr Infos über das Projekt „Creation! Not frustration“ findest du auf dieser Homepage oder auf Facebook. Die erste Kollektion „We are one and able“ kannst du hier online shoppen.