„Im Mount Fair laufen eigentlich zwei Herzensangelegenheiten zusammen“, sagt Sebastian Jünemann von Phoenix e.V. (PHNX). Ihn und seine Kollegen verbinden zwei Dinge: ihr Engagement im humanitären Bereich und die Leidenschaft für Outdoor-Sport. So weit entfernt voneinander ist das auch für andere Trekking-, Kletter- und Surf-Liebhaber nicht, findet Sebastian.
„Wie kann ich Freiheit und Leichtigkeit abfeiern, die Natur genießen und dabei ’ne Hose anhaben, die die Natur kaputt macht?“, fragt er. Darum gibt es im Mount Fair ausschließlich Sportartikel, bei denen eine ökologische und faire Produktion im Mittelpunkt steht – als Alternative zu dem ganzen hochfinanzierten Red Bull-Sport, wie Sebastian betont.
„Gute Sachen für die gute Sache“
Die Gründung von PHNX sei eine Reaktion auf schlechte Erfahrungen mit NGO’s, also Nicht-Regierungs-Organisationen, gewesen, erklärt uns Sebastian. Er ist oft als Mediziner in der Katastrophenhilfe unterwegs, hat für verschiedene Projekte gearbeitet und auch ihre Probleme kennengelernt. Häufig fehle Hilfsorganisationen der Nachhaltigkeitsgedanke, außerdem litten sie oft unter Existenzdruck und müssten 20 bis 30 Prozent ihrer Spenden in den Erhalt der Organisation selbst investieren. Die Vorstellung, 100 Prozent der Spenden tatsächlich in Hilfsprojekte fließen zu lassen, hat Sebastian und seine Kollegen zum Handeln bewegt. Herausgekommen ist PHNX. Die Organisation finanziert sich über Crowdfunding und den Gewinn im Mount Fair.
Geholfen wird in Rojava
In der kurdischen Region Rojava in Nordsyrien liegt auch Kobane, das aufgrund der Kämpfe zwischen Kurden und dem Islamischen Staat (IS) immer wieder in den Nachrichten auftauchte. Flüchtlinge aus dem Sinja-Gebirge haben im Sommer 2014 in dem Gebiet Zuflucht gefunden. Trotzdem: „Die Region wird von der internationalen Gemeinschaft links liegen gelassen“, bringt Sebastian den Mangel an Hilfsprojekten in der brachliegenden Region auf den Punkt.
Weil es sonst kaum jemand tut, engagiert sich PHNX für eine medizinische Versorgung in Rojava. Längerfristig will die Organisation helfen, medizinische Strukturen aufzubauen, später auch die Verbesserung der Trinkwasserversorgung vor Ort in Angriff nehmen.
Leben nah am Pop-up Store
Die humanitäre Hilfe und der Betrieb des Shops bedeuten für die Beteiligten oft einen 18-Stunden-Tag. Direkt an den Store schließen sich Lager und Werkstatt an – und zum Teil auch das Zuhause der Mitwirkenden. „Ich wohne gerade hinter der Werkstatt im LKW“, lacht Sebastian.
An den mit minimalem finanziellen Aufwand gestalteten Laden kommen nur wenige seiner Nachbarn im Kaufrausch vorbei. Allerdings informierten sich die Bewohner aus dem Richardkiez oft darüber, was jetzt in diesem Haus passiere, das lange Zeit leerstand – und sind enttäuscht, dass der Laden schon bald wieder schließt.
Im April schon muss sich Mount Fair einen neuen Shop suchen, dann bauen die Projektentwickler von Glockenweiß die jetzige Bleibe um. Weil sie soziales Engagement im Kiez befürworten, haben sie PHNX das Gebäude bis zum Baubeginn zu einem fairen Preis überlassen. Auch sonst erfährt Mount Fair viel Unterstützung – ein veganer Supermarkt um die Ecke hat mit dem Kassensystem geholfen, die Einrichtung ist zu einem großen Teil aus Spenden zusammengezimmert. So kommt es auch, dass die Umkleidekabinen einmal Filmkulisse in einem Stasi-Film waren.