Zunächst wurde das „Theater- und Probenhaus“ an wechselnden Standorten vom Kulturamt allein betrieben, ab 2003 in Kooperation mit Förderband e.V., Kulturinitiative Berlin. Der Verein als sogenannter arbeitsmarktpolitischer Träger konnte das Haus auch mit Hilfe von arbeitsmarktpolitisch geförderten Mitarbeitern betreiben. Darüber hinaus wurde 2006 Christoff Bleidt als Leiter eingestellt.
Einzigartig in Europa
Bevor das Theaterhaus sich an seinem jetzigen Standort etablieren konnte, musste es um seine Existenz kämpfen. 2007 drohte die Schließung. Innerhalb von sechs Wochen unterzeichneten weit über 7000 Menschen einen offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister, um den Bestand dieser für Berlin wichtigen Infrastruktur zu fordern. Mittlerweile erarbeiten rund 3000 Künstler im Theaterhaus jährlich an bis zu 350 Produktionen.
„Soweit ich weiß, sind wir, zumindest in Europa und zumindest in diesem Umfang, einzigartig.“
Das Theaterhaus Berlin Mitte ist ein außergewöhnliches Modell in diesen gentrifizierten Zeiten. „Besonders in anderen Ländern sorgt dieses Projekt für Begeisterung,“ erzählt der Leiter mit Stolz. Davon zeugen auch viele internationale Partner.
Und warum geht das nur in Berlin?
„Zum Einen, weil ein paar kluge Leute diesen Gedanken hatten. Außerdem ist die Idee des Hauses, so wie wir sie weiterentwickelt haben, sehr nachhaltig. Und vor allem, weil wir um dieses Haus gekämpft haben.“ Denn als Christoff Bleidt vor neun Jahren begann, gab es kaum Geld und der Bezirk Mitte war entschlossen, aus der Kooperation auszusteigen. Doch das Theaterhaus Berlin Mitte, unter Leitung von Bleidt, gab nicht auf.
2009 beschloss dann das Parlament eine Landesförderung für das Theaterhaus Berlin Mitte. „Und die ist insofern kostenneutral für das Land, denn sie deckt in etwa die Miete, die wir für die landeseigene Immobilie zahlen.“
Kultur als Wirtschaftsfaktor
Die Mühe hat sich gelohnt, denn das Theaterhaus genießt inzwischen großes Ansehen. Bleidt erhofft sich davon längerfristig eine Symbolwirkung für die ganze Stadt. Für ihn ist Kultur nicht nur ein nettes Beiwerk, sondern Mittel zum gesellschaftlichen Austausch. Er erklärt: „Kultur ist ein Dialog über Werte, Utopien, Perspektiven, über die Art und Weise, wie wir miteinander Leben wollen.“
Yvonne Frazier, die im Theaterhaus Berlin Mitte regelmäßig Räumlichkeiten für Gesang, Sprech Coaching und Performance Training mietet, schätzt das Haus ebenfalls. „Es ist preiswert, gut gelegen und erlaubt die Zusammenkunft von verschiedenen Künstlern und Disziplinen,“ erzählt die Stimmbildnerin. Das minimalistische Setting hat eine bodenständige Berliner Art. „Das Publikum kann viele verschiedene Darstellungen und Vorstellungen unter einem Dach erleben,“ erzählt sie uns.
Kultur macht Berlin erst außergewöhnlich. Egal, ob Hoch- oder Subkultur.
„Kultur ist auch einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren, denn Berlin lebt zu einem ganz entscheidenden Teil vom Tourismus.“
Glücklicherweise scheinen dies inzwischen auch andere Kräfte in der Hauptstadt so zu sehen: „Der Gedanke der Subkultur ist der, dass sich Kultur immer wieder neu entwickelt“, erklärt Bleidt. Alle, die Kreativität von außen steuern wollen, haben da das Nachsehen. „Auf Dauer kann keine Kultur mit Druck bestehen, es sei denn, sie platzt und eine neue entsteht.“
Und was wünscht sich Christoff Bleidt 2015 für das Theaterhaus Berlin Mitte?
„Ich wünsche mir, dass es weiterhin so lebendig ist. Das hier ist ein Begegnungsplatz von unterschiedlichen Sprachen und Kulturen geworden, darüber bin ich sehr glücklich.“
Prinzipiell ist der Leiter also glücklich und möchte die bisherige Entwicklung gern fortgesetzt wissen. Ein wenig mehr Platz, insbesondere in Form eines größeren Bühnenraumes, wäre dennoch ein großer Wunsch. Am Ende geht es auch hier um Wachstum. Aber ein Wachstum der kreativen Szene Berlins.
Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt von AusserGewöhnlich Berlin: www.aussergewoehnlich-berlin.de