Beim Betreten des Raumes fahren die Sounds durch meinen Körper und ich werde umhüllt von den alles einnehmenden Klängen. Ein ungewohntes Gefühl stellt sich ein: Ich spüre eine Totenstille, während es tatsächlich dröhnend laut ist. Das mir entgegen schlagende Geräusch erinnert an einen vorbeifahrenden Güterzug. Es hält noch einige Sekunden an, bis es immer leiser werdend in Stille übergeht. Nach einer kurzen Pause treten angenehm wummernde Bässe an die Stelle der durchdringenden Lautlosigkeit.
Speziell für die Halle am Wriezener Bahnhof konzipiert, verwandelt das Künstlerduo tamtam – bestehend aus Sam Auinger und Hannes Strobl – das Berghain aktuell in einen außergewöhnlichen Klangraum. Die Industriehalle des alten Fernheizwerks Berlin-Friedrichshain mit den über 20 Meter hohen Pfeilen und den von der Decke hängenden Kohleschütten dient dabei gleichzeitig als Kulisse und Reibungsfläche. „Eleven Songs“ wird immer indirekt über und durch den Raum erfahren. Deshalb sitzen oder liegen die Besucher*innen auf dem Boden, um das Sound-Erlebnis so intensiv wie möglich wahrnehmen zu können.
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Auinger hat bereits zahlreiche Preise wie den Kulturpreis der Stadt Linz 2002 abgeräumt und wurde 2010 der erste Stadtklangkünstler in Bonn. Von 2008 bis 2012 leitete er als Professor an der Universität der Künste Berlin den Fachbereich experimentelle Klangausstellung. Seit 2000 arbeitet er er mit dem Bassisten und Komponisten Hannes Strobl zusammen. Dessen Musik kennzeichnet sich durch das klangbasierte Potential am elektrischen Bass. Erweitert durch spezielle Spieltechniken in Kombination mit Live-Elektronik werden seine Audio-Performances zu einzigartigen Kompositionen. Über ihre neueste Installation sagen die beiden: „Eleven Songs […] erinnert uns daran, dass die Fähigkeit des wahrnehmenden Körpers zu hören nicht an sich gegeben ist, sondern den räumlich-sozialen Kontexten komplexer, dynamischer und sich ständig verändernder akustischer Umgebung unterliegt.“
Bis zum 02. August, wöchentlich von Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 20 Uhr, kannst du das auditive Kunstwerk in dem bekanntesten Club Deutschlands noch erleben. Und ein bisschen von der original Berghain-Experience bekommst du zusätzlich ab. Zwar wird niemand an der Tür abgewiesen, eine Stunde Wartezeit solltest du aber mindestens einplanen. Dafür wird der Besuch günstiger als üblich. Der Eintritt kostet dich 8, ermäßigt 5 Euro.