Für viele Menschen ist Berlin ein Sehnsuchtsort – auch für Regine Rompa und ihren Freund Anton. Sie zogen von München hierher, um endlich dort zu sein, „wo das Leben pulsierte, wo Offenheit und Toleranz, Kultur und Inspiration herrschten, jeder alle Möglichkeiten hatte“… Mit der Zeit stellten die beiden fest, dass sie vor lauter Arbeit gar keine Energie mehr hatten, die unzähligen Möglichkeiten zu nutzen. Regine meinte sogar, ihr Leben sei völlig sinnlos. Konsumorientiert und keineswegs so nachhaltig, wie sie es gern hätte. Krasse Worte, denen Taten folgen mussten. Erstaunlicherweise brauchte das Paar wirklich nur wenige Wochen, ihre Berliner Zelte samt Jobvertrag und Eigentumswohnung aufzulösen. Ein neues Ziel zu finden hingegen, war deutlich schwieriger.
Sinnsuche im Schwarzwald
Mit einem Wohnmobil ging es schließlich erst nach Heidelberg, dann in den (zu teuren) Schwarzwald und von dort auf die Reise, um irgendwo den Ort zu suchen, der ihnen ein sinnvolles Leben ermöglichen könnte. Dazu gehörte für die Ex-Berliner natürlich Selbstbestimmtheit und Freiheit. Sie wollten „so leben, dass man anderen möglichst wenig schadet und möglichst viel hilft.“ Alles, was sie bis dahin über Selbstversorgung und Landwirtschaft wussten, hatten sie aus Büchern – oder wie Regine zugibt: aus Büchern, die sie nicht wirklich gelesen, sondern eher vor dem Einschlafen durchgeblättert hatte. Dazu passt auch, dass es sie nach Frankreich verschlug, obwohl beide kein Französisch konnten. So naiv das alles auch klingt – jeder Auswanderer-Coach würde die Hände über den Kopf schlagen bei so wenig Planung und Budget – es zeugt von beneidenswertem Optimismus. Was ihnen die Kraft gegeben hat, an ihrem Traum festzuhalten, war sicher, dass Regine und Anton ihn zusammen geträumt haben. Ihr erstes Date hatten die beiden übrigens im Regenwald unter einem Wasserfall – das klingt abenteuerlustig und romantisch. Genau wie die Idee vom Auswandern.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Natürlich ging bei Regine und Anton nicht alles glatt – für den zauberhaften Hof in der Bretagne, den sie schließlich fanden, mussten sie zahlreiche Baustellen, Fehlversuche und Zweifel in Kauf nehmen – Zukunftsängste inklusive. Unser Hof in der Bretagne heißt das Buch, das Regine Rompa über ihre Erfahrungen geschrieben hat. Es ist kein Zeigefinger-Buch, das uns Berlinern vorführt, wie wir am Leben vorbeihetzen und vor lauter Phrasen zu wenig handeln. Im Gegenteil: Es ist ein sehr persönlicher Bericht, mit Gedanken, Fragen und Anekdoten, mit Ehrlichkeit, Offenheit und Humor. Auf diese Weise regt es dich an, über dein Hier und Jetzt ein wenig mehr nachzudenken, als du es im Alltag sonst schaffst. Das ist großartig, wirklich, und nicht jeder kommt am Ende zu dem Schluss, er müsse sein Glück anderswo finden. Auch hier in unserer schönen Hauptstadt lässt sich einiges verbessern, um sich zwischen den Aufregungen und dem Alltäglichem nicht zermürben zu lassen.
Unser Hof in der Bretagne: Neuanfang zwischen Beeten, Bienen und Bretonen von Regine Rompa ist im Rowohlt Verlag erschienen und für 16 Euro im Handel erhältlich.