Er ist Eigentümer des Mauerwerks, einem Szene-Club im Kiez, hat zwei gescheiterte Ehen und eine kurze Affäre mit Emily hinter sich, die, wie sich später rausstellte, seine Halbschwester ist. Sein Vater starb bei einem Flugzeugunglück und sein Sohn lebt mittlerweile in Kanada. Ja, John Bachmann, der Serien-Liebling aus Gute Zeiten, schlechte Zeiten, hat einige Schicksalsschläge hinter sich. Und während zwischen bittersüßen Liebesgeschichten und skurrilen Dramen alle paar Jahre eine Figur stirbt, die Serienwelt verlässt und neue Charaktere dazu stoßen, ist John schon seit 17 Jahren Teil des GZSZ-Kosmos.
„Ich gehöre zu den Dinos“, erzählt uns Felix von Jascheroff, der den schicksalsgebeutelten John verkörpert. Wir treffen uns an einem Mittwochmorgen in Charlottenburg, Felix trägt sportliche Kleidung, eine dunkle Sonnenbrille und Cappy. Als absoluter Sneaker-Fan repräsentiert Felix seit Kurzem die Streetwear-Marke Phinomen. Das Newcomer-Label kommt aus einem beschaulichen Städtchen in Niedersachsen und stellt neben Schuhen auch Hoodies, Shirts und eben Cappies her.
Flucht in den Westen
Obwohl Felix um diese Uhrzeit normalerweise schon im Filmstudio in Babelsberg vor der Kamera steht, ist er heute doch noch ziemlich müde. Dagegen hilft nur Kaffee! „Ich bin gerne im Café La Mouche am Charlottenburger Ufer, gegenüber dem Österreichischen Park. Hier gibt es fabelhaften Kaffee.“ Für die morgendliche Energie-Spritze ordert sich Felix heute noch einen Carrot-Cake dazu.
Felix ist gebürtiger Köpenicker. Kurz vor der Wende flohen seine Eltern mit ihm und seinem Bruder in den Westen. Eingeschult wurde er in Charlottenburg. Mit zwischenzeitlichen Etappen in Steglitz lebt er nun gemeinsam mit seiner Verlobten wieder in Charlottenburg. Umgeben von viel Grün und der Spree direkt vor der Haustür ist Charlottenburg für ihn der schönste Bezirk: „Nach einem anstrengenden Drehtag sitze ich abends oft am Wasser und trinke ein Bierchen.“
Wie fordernd der Dreh für GZSZ auch nach 17 Jahren noch sein kann, erzählt uns Felix, während wir bei herrlichem Augustwetter das Charlottenburger Ufer entlang laufen: „Wir müssen täglich 25 Minuten sendefähiges Material liefern. Daher geht’s schon um 7 Uhr los mit der Maske und dann ab 8 Uhr, wie in der Schule, wird gedreht.“ Nach so langer Zeit am Serien-Set ist es kein Wunder, dass Felix routiniert ist. „Die Texte für meine Rolle John nehme ich nicht mehr mit nach Hause. Dafür habe ich mir ein Kurzzeitgedächtnis angeeignet.“ Wichtig für die Rolle ist laut Felix die Fähigkeit zu improvisieren. Schließlich weiß er am besten, wie John spricht und was er von sich gibt. Er, als einer der „Dinos“, darf dann schon mal die Dialoge ein wenig umändern.
„Wellness bedeutet zu Hause bleiben“
Viel Freizeit bleibt aber nicht. Neben der Schauspielerei hat sich Felix ein zweites Standbein als DJ und Produzent aufgebaut. Mit der Techno-Szene ist der Ost-Berliner quasi groß geworden und hat sich viel mit ihrer Entstehungsgeschichte beschäftigt: „Ich mag die Musik nicht nur, ich verstehe sie auch und weiß, warum gewisse Klänge entstehen“, erzählt Felix, der in deutschen Clubs, aber auch in Österreich und der Schweiz vor dem Mischpult steht. Dann wird die eine und andere Nacht auch mal durchgemacht. In Berlin ist Felix allerdings selten als DJ unterwegs, denn wenn er mal ein paar freie Tage in seiner Heimat hat, will er die Zeit nutzen, um zur Ruhe zu kommen. „Wellness bedeutet für mich, einfach mal zu Hause bleiben. Wer nicht gerne zu Hause ist, der muss doch was falsch machen, oder?“ Sehen wir auch so!
Felix ist der Spross einer Schauspiel-Dynastie. Seine Eltern, seine Großeltern und auch sein Bruder, Constantin von Jascheroff, sind Schauspieler und Synchronsprecher. Kein Wunder also, dass auch er die Leidenschaft für die Schauspielerei teilt. „Früher habe ich mich zwar ein bisschen gegen diesen Weg gewehrt, aber das, was einem in die Wiege gelegt wird, wird auch passieren“, so der 34-Jährige.
Schon mit sechs Jahren begann er für Serien und Trickfilme synchron zu sprechen, daraufhin stand er gemeinsam mit seiner Mutter auf der Theaterbühne, bis es ihn schließlich vor die Kamera zog. „Du rennst von Filmagentur zu Filmagentur und hoffst, dass es bei irgendeinem Casting klappt“, weiß Felix, der in der Schauspielschule Etage in Kreuzberg gelernt hat. Auch bei GZSZ musste er für drei Rollen vorsprechen, bis er schließlich 2001 die Rolle von John bekommen hat. Übrigens: Auch Felix Mutter Juana-Maria von Jascheroff spielte sieben Jahre vor ihm in der Daily Soap mit. Das hatte mit seiner Entscheidung, zu GZSZ zu gehen allerdings nichts zu tun.
Jogger und Radfahrer kommen uns entgegen als wir zum Schloss Charlottenburg gelangen, dessen Fassaden zurzeit saniert werden. Das Schloss ließ Königin Sophie Charlotte um 1695 errichten und ist heute das größte Schloss in Berlin. Felix geht hier oft vorbei, wenn er seinen Hund ausführt. Auch in der GZSZ-Welt hat er stets einen Hund an seiner Seite. Parallelen wie diese, zwischen dem Serienkosmos und dem realen Leben, erkennt Felix immer wieder. So ist John in der Serie Besitzer des Mauerwerks, einem Club-Restaurant, in dem immer wieder Konzerte und Partys stattfinden. Auch das wäre etwas, was Felix sich vorstellen könnte: „Irgendwann werde ich mein eigenes kleines Mauerwerk eröffnen: Ein kleines Café oder eine Bar – natürlich hier in Charlottenburg. Aber dafür fehlt momentan noch die Zeit.“ Und weil die eigene Bar noch nicht existiert, gesellt sich Felix ins Hefner am Savignyplatz, seiner absoluten Lieblingsbar, in der er gerne seinen Freitagabend verbringt. Sein Lieblingsdrink: Gin-Gin-Mule. „Das ist das perfekte Getränk für laue Sommerabende.“
Für Gin ist es heute definitiv noch zu früh. Aber Felix ist auch ein riesiger Fan von asiatischem Essen: Wenn das Wetter mitspielt, trifft man den Schauspieler fast jedes Wochenende im Thaipark am Preußenpark. „Die Thaiwiese schenkt dir ein paar Stündchen Thailand-Urlaub,“ schwärmt Felix. Asiatisches Flair erlebt er aber auch in seinen Lieblingsrestaurants Nu in der Schlüterstraße und dem Kuchi in der Kantstraße. Seinen Kiez verlässt der Schauspieler auch ab und an, zum Beispiel, wenn er sich neue Tattoos stechen lassen will. Dafür geht’s dann nach Mitte in die Invalidenstraße zu Berlin Ink, das Freunden von Felix gehört.
Leben, Lieben, Hassen
Während die Temperaturen steigen und wir durch den grünen Schlosspark spazieren, erinnert sich Felix an seinen ersten Drehtag bei GZSZ zurück: John war damals ein schroffer Junge, kam aus den USA und konnte mit dem „kleinstädtischen“ Berlin nichts anfangen. „Den ersten Dreh vergisst niemand“, sagt Felix, der zu dem Zeitpunkt gerade mal 17 Jahre alt war. Seit 1992 sehen Millionen Zuschauer montags bis freitags ihren Serien-Stars beim Leben, Lieben und Hassen zu. Mittlerweile gehört Gute Zeiten, schlechte Zeiten zu den erfolgreichsten Daily Soaps im deutschen Fernsehen.
Langweilig ist es in den letzten Jahren für Felix aber nie geworden: „Die Geschichte und die Charaktere entwickeln sich immer weiter. Bei GZSZ geht es ja auch um aktuelle Themen, die die Menschen beschäftigen. Im Gegensatz zum Theater, bei dem man eine Saison lang jeden Abend das gleiche spielt, findet im GZSZ-Studio jeden Tag ein neuer Dreh statt.“ Letztes Jahr stand der Schauspieler sechs Monate lang für ein Open-Air Theater an der Ostsee auf der Bühne, was ihm jede Menge Spaß bereitet hat: „Durch das direkte Feedback vom Publikum entsteht eine ganz andere Art von Energie als hinter der Kamera. Ich will mir auch in Zukunft die Option offen halten, andere Projekte, wie Theater, anzunehmen.“
Sein Herz hänge voll und ganz an der Schauspielerei, sagt Felix, als wir zurück zu seiner Wohnung laufen. Dafür muss er in Kauf nehmen, dass in der öffentlichen Wahrnehmung Schauspieler und Figur oft identisch sind: „Wenn ich als Privatperson unterwegs bin, nervt es mich schon manchmal mit meinem Rollennamen angesprochen zu werden. Dann kann es vorkommen, dass ich gar nicht reagiere.“ Aber das passiere hier in Charlottenburg selten, schließlich kenne man ihn hier.