Deine Wäsche wird in der neuen The Wash Bar nicht gereinigt, aber du bekommst hier garantiert saubere Drinks und jede Menge frische Ideen. „Wash“ ist die Bezeichnung einer alkoholischen Flüssigkeit, die durch Fermentation entsteht und die Basis bildet für die weitere Destillation in der Brennblase. Doch keine Sorge, das brauchst du gar nicht so genau zu wissen, denn hinter dem Tresen der brandneuen Anlaufstelle für feinsten Cocktail-Geschmack stehen echte Profis, die dir Drinks bauen oder rühren, die überraschend anders sind und unvergesslich bleiben – im allerbesten Sinne. Aufmerksame Leser*innen haben es bemerkt: Geschüttelt wird hier im Boston Shaker aus Überzeugung eher nicht.
Mit selbstgemachten Likören und Sirupen, aromenreichen Ultraschall-Infusionen und der Chuzpe, Klassiker neu zu denken, verlässt die The Wash Bar die gängigen Bar-Pfade der Hauptstadt. Wie in den beiden anderen erfolgreichen Läden der Macher, der Sharlie Cheen Bar und der Pawn Dot Com Bar, geht es auch hier darum, keine Langeweile im Glas und im Raum aufkommen zu lassen. Das kann aufwendig sein wie beim Milkpunch, bei dem mit Chili infusierter Gin, Campari mit Zimt, selbstgemachter Kirsch-Veilchensirup und Zitrone in Milch filtriert werden, um einen nahezu klaren Drink mit einzigartig weichen Aromen zu erhalten, oder sehr straight wie beim ultimativen Aperol, der durch Estragon, Rhabarber, Sloe Gin und Bubbles einen starken, bittersüßen Auftritt hinlegt. Noch ein Vorteil der hausgemachten Infusionen und anderen Zusätze ist die Stärkung des nachhaltigen Less-Waste-Konzepts, das die The Wash Bar konsequent verfolgt. Statt frischer Zitrusfrüchte und Kräutern, kommen eben eigene Sirupe, Geschmacksgeber wie Minzgeist vom Freimeisterkollektiv und Ähnliches zum Einsatz.
Szenegänger*innen wissen, dass hier in der Brunnenstraße 163 einst die Tarantino’s Bar residierte. Daran erinnert nicht mehr viel. Doch sollte der Star-Regisseur bei seinem nächsten Berlin-Besuch trotzdem die alte Adresse aufsuchen, wird er es nicht bereuen und seinen Cast für seinen (angeblich letzten) Film noch einmal umstellen: Die Wände der coolen The Wash Bar zieren nämlich Fotografien von Christopher Schmidt, der den Schauspieler David Schütter ironisch in Szene gesetzt hat – der Wahlberliner Schütter ist ein Hauptgewinn für die internationale Filmwelt. In Gesellschaft des extrovertierten Akteurs kann man seine Drinks in gemütlichen Ledersessel jedenfalls sehr angenehm genießen. Der hintere Teil der The Wash Bar präsentiert – nicht weniger beeindruckend – Streetart von AkteOne. Last but not least ist auch die geschickt beleuchtete Sammlung gigantischer Glasballons, gefüllt mit Spirituosen und selbstgemixten Cocktails, so stilvoll wie raumprägend. An der zehn Meter langen Theke vergeht die Zeit dann für uns wie im Flug, aber zum Glück können wir von Mittwoch bis Samstag immer wieder kommen, um die Location, die besondere Stimmung und die einzigartigen Drinks zu genießen.