In der langen Historie der zwei Berliner Stadtvereine geschah es zwar schon diverse Male, dass man sich in Test- oder Freundschaftsspielen gegenüber stand, allerdings erst vier Mal zu einem Pflichtspiel – jeweils in der 2. Bundesliga. Bei den vier Partien verließen beide Teams einmal als Gewinner den Platz und teilten sich in zwei Spielen die Punkte, unvergessen blieb dabei das Spiel im ausverkauften Olympiastadion in der Saison 2010/11, als der 1. FC Union Berlin erstmalig bei Hertha 2:1 gewinnen konnte. Nun, sechseinhalb Jahre nach dem letzten Aufeinandertreffen, sind die Vorzeichen ganz andere als damals.
Die Ausgangslage: Hertha gegen Union
Nach bereits neun Spieltagen in der Bundesliga könnten die Gefühlswelten im Osten und Westen der Stadt kaum unterschiedlicher sein:
Hertha ging mit großen Ambitionen in die neue Saison, dank eines neuen Investors und einer großen Fluktuation in der Transferpolitik hatte die sportliche Führung um Manager Michael Preetz und den neuen Coach Ante Covic neue Möglichkeiten, um endlich den Sprung ins internationale Geschäft zu schaffen. Trotz einiger namhafter Verstärkungen konnte sich Hertha aber noch nicht in den Tabellenregionen einfinden, die man als Fan erwarten würde. Nach einem Stotterstart war zuletzt allerdings eine aufsteigende Formkurve zu erkennen, sodass man mit 11 Punkten auf einem soliden 11. Platz steht, jedoch mangelte es zuletzt auch an einer nötigen Konzentration und Konstanz. Beim letzten Spiel daheim gegen die TSG Hoffenheim verlor man 2:3, beendete das Spiel in Unterzahl und ließ nicht viel vom dominanten Ballbesitzspiel der vorherigen Wochen erkennen. Auch wenn es nur 4 Punkte Unterschied zu den angepeilten Europapokal-Plätzen sind, erwartet man in Charlottenburg eine klare Leistungssteigerung in den kommenden Wochen bis zum Ende der Hinrunde – da kommt der unliebsam bespielbare Gegner aus Köpenick gerade zur ungünstigsten Zeit.
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Der 1. FC Union Berlin hat sich in den ersten Wochen nach dem Aufstieg in der Bundesliga so langsam zurecht gefunden, konnte zuhause die prestigeträchtige Borussia Dortmund und die Höhenflieger SC Freiburg schlagen und befindet sich mit 7 Punkten im Soll der Planungen. Am letzten Spieltag schaffte man einen überraschend mutigen Auftritt beim FC Bayern München und verlor “nur” 1:2 – der Rückhalt innerhalb des Teams und vor allem auf den Rängen tut dieser Niederlage keinen Abbruch: Spielerisch hält das Team oft auf Augenhöhe mit und schafft es auch, gewisse Aspekte des Spiels zu bestimmen. Als Aufsteiger, der an den ersten Spieltagen vor allem gegen Gegner aus der oberen Tabellenhälfte ran musste, wusste man zu überzeugen und erhofft sich bis zum Ende der Hinrunde noch wichtige Punkte als Polster im Abstiegskampf. Ein Sieg gegen den Lokalrivalen scheint da in den Überlegungen dennoch bereits fest eingeplant.
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Das Spiel der zwei Berliner Stadtvereine
Hertha muss am Samstag an der Alten Försterei nicht nur auf die Langzeit-Verletzten Stark, Maier und Löwen verzichten, sondern auch auf den gesperrten Gestalter Darida, der am Wochenende mit Gelb-Rot vom Platz flog. Covics ballbesitzorientiertes Umschaltspiel, das sich auch im Gegenpressing auszeichnet, wird wohl auch am Samstag wieder gefordert sein und uns ein äußerst lauf- und zweikampfintensives Spiel bescheren.
Der Aufsteiger hingegen kann auf bewährte Stammkräfte zurückgreifen, lediglich hinter Michael Parensen ist nach dem Pokalspiel gegen SC Freiburg noch ein Fragezeichen. Trainer Urs Fischer, der den großen Mannschaftskader mit 33 Spielern bislang sehr gut zu moderieren wusste, wird wohl auch am Wochenende wieder innerhalb des Teams rotieren, aber auf ein inzwischen bewährtes 3-4-3 vertrauen, bei dem die Außenspieler als Winger offensiv und defensiv agieren sollen. Der Vorteil für Union, insbesondere an der Alten Försterei überraschend dominante Spiele zu absolvieren, kann sich auch am Samstag wieder als größte Stärke erweisen – zusätzliche Motivation beim ersten Stadt-Derby in der Bundesliga benötigt es unter Flutlicht beim Abendspiel vermutlich eh kaum.
Die QIEZ-Prognose
Die Anspannung innerhalb der Stadt ist gigantisch. Seit Wochen fiebert die Hauptstadt ihrem ersten Bundesliga-Derby zwischen dem 1. FC Union Berlin und Hertha BSC entgegen – die Vereine werden motiviert sein, am Samstag ein äußerst leidenschaftliches Spiel zu bestreiten. Wir dürfen uns auf 90 explosive Minuten freuen, bei denen sich vor allem die Mannschaft am Ende durchsetzen wird, die konzentrierter und geduldiger sein wird, wenn sich in der Hitze des Gefechts die ersten Unüberlegtheiten einschleichen werden. Ob der immense Support der eisernen Fans am Ende den Ausschlag geben wird – oder wird Hertha BSC mit ihrer Erfahrung und individuellen Klasse das Spiel für sich entscheiden? Wir tippen auf ein intensives 2:2 Unentschieden.