„Ich liebe gutes Essen. Aber gutes Essen…ist für eine Ratte schwer zu finden!“ Das ist eins meiner Lieblingszitate der kleinen Feinschmecker-Ratte Remy aus dem wunderbaren Disney-Film Ratatouille. Und es passt ja auch ein bisschen in diese große, schmutzige und laute Stadt Berlin. Remy hätte sich hier sehr wohl gefühlt. Es gibt unglaublich gutes Essen und es wird oft mit viel Liebe zelebriert.
Zum Beispiel bei der Berlin Food Week, die dieses Jahr zum vierten Mal stattfindet. Thema diesmal: Mexiko. Mittelpunkt ist das House of Food im Kraftwerk in Mitte, das vom 1. bis 3. Oktober geöffnet hat. Hier gibt es die Restaurant Street, einen Marktplatz für kleine Händler und Workshops. Das 3-Tage-Ticket kostet 10 Euro, die Teilnahme bei den Workshops ist schon enthalten. Zudem gibt es in Berlin verteilt 50 Restaurants, die zur Food Week jeweils eigene Menüs entwickelt haben, zum Preis von entweder 29, 49 oder 79 Euro. Das Einzige, was die Menüs verbindet, ist das vorgegebene Motto: „Rauchzeichen“.
Ich durfte einige der Menüs testen und werde sicherlich in dem einen oder anderen Restaurant wieder essen gehen, weil ich mich so wohl gefühlt habe. Unter anderem im Restaurant Morsh in der Mainzer Straße im Friedrichshain. Lara und Frankie, sie aus Berlin, er aus Frankreich, sind ein junges und hippes Gastgeberpärchen. Das Morsh sieht aus wie ein Märchenwald! Moos, Holz, Baumrinde, verspielte Accessoires, ein bisschen erinnert die Location an Alice im Wunderland und Tim Burton-Filme. Lara, eigentlich aus der Mode- und Designbranche, freut sich sehr, als ich das sage – weil es genau das ist, was sie erreichen wollte. Frankie hat Restaurant- und Hotelmanagement studiert und will mit diesem neuen Fine-Dining-Restaurant die französische Esskultur zurück in einen Kiez bringen, in dem die Gerichte sonst schnell und günstig an jeder Ecke zu haben sind.
Nicht aussuchen, überraschen lassen!
Funktioniert das? Sehr gut sogar! Lara und Frankie machen kaum Werbung, aber Qualität spricht sich manchmal von ganz alleine rum. Besonders das tolle Essen. Hier wird langsam gegessen. Lange. Es gibt monatlich ein wechselndes Menü inklusive ausgewählter Weinbegleitung, was ich sehr schätze, weil ich nichts aussuchen muss und mich überraschen lassen darf. Ich fühle mich sehr viel mehr als Gast, als dass ich Kunde wäre. Wer möchte, darf aber auch selbst einen Wein aussuchen. Nur das Essen steht wirklich jeden Monat genau so fest, wie es an dem schönen Spiegel im Raum gegenüber der Waldfototapete steht.
Heute teste ich das spezielle Stadtmenü. Zubereitet wird es von Laurens Friedl, der aussieht wie ein Rockstar. Dass dieser Mann so eine Kunst auf den Teller bringen kann, wie ich sie serviert bekomme, sieht man ihm nicht an. Ich sehe ihn eher mit einer Zigarette und einer Gitarre an eine Wand gelehnt, sehr lässig. Das Menü: Tatar mit geräuchertem Eigelb und Gürkchen, Kürbisvelouté mit Kastanie und Verveine, Wachtel mit Kohl und Holunderbeeren und als Dessert Schokolade mit Mandarinensorbet und Tee. Optisch kann jeder Gang so viel, dass ich mich kaum traue, ihn anzurühren, um die Komposition nicht zu zerstören. Gut, dass ich es trotzdem tue. Am besten finde ich das Kürbissüppchen – Gott sei Dank ist Herbst! Leicht säuerlich, sehr cremig ohne wie Babybrei zu pampen und sensationell gewürzt. Ich möchte bitte mehr.
Ich freue mich auf die Berlin Food Week und vor allem über dieses neue Baby Morsh, dessen Eltern Lara, Frankie und Laurens diese Stadt einfach noch mehr zu dem machen, was sie ist. Eine wirklich coole, kulinarische Metropole.