Eine Innovation war die Eröffnung der kommunalen Fotogalerie 1985 nicht nur für Ost-Berlin. Es gab damals weder C/O noch das Museum für Fotografie; entsprechende Ausstellungen wurden meist eher stiefmütterlich behandelt und fanden in gewöhnlichen Kunstgalerien statt. Wer heute, anlässlich des 30. Geburtstags respektive der Jubiläums-Retrospektive, die Fotogalerie Friedrichshain ansteuert, fühlt sich womöglich in die Gründungszeit zurückversetzt. Die Räumlichkeiten am Helsingforser Platz sind in einem unsanierten Plattenbau untergebracht, der auch als authentische Filmkulisse für einen DDR-Endzeit-Streifen dienen könnte. Wenige Schritte von der so international belebten Warschauer Brücke ist das hippe Friedrichshain plötzlich weit weg.
Internationale Motive
Die thematische Bandbreite der Galerie wird in der Jubiläumsausstellung schnell deutlich. Tina Modotti etwa fotografierte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die indigene Bevölkerung Mexikos. Sie ist ebenso Teil der Retrospektive wie die jüngste bisher ausgestellte Künstlerin Dvorah Kern. Sie porträtierte ihre Schwester und wurde bereits als Jugendliche für ihr Schaffen ausgezeichnet. Zu sehen sind auch Bilder aus der Zwischen- und Nachkriegszeit in Berlin, die aus den Archiven der Galerie stammen. Sie haben eher dokumentarischen Charakter und sind die Werke, auf die man im Rahmen dieser Schau am ehesten hätte verzichten können.
Die Fotogalerie Friedrichshain ist von Dienstag bis Samstag zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet, am Donnerstag bereits ab 10 Uhr.