Anwohner sammeln Unterschriften, und Landeskonservator Jörg Haspel hat in einem Brief ans Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg sein Unverständnis zum Ausdruck gebracht: Der Viktoria-Luise-Platz – seit 1982 ein Gartendenkmal und für viele einer der schönsten Plätze Berlins– wird in diesem Jahr wohl nicht in der gewohnten Blütenpracht erstrahlen, weil dafür das Geld fehlt.
Sparmaßnahmen und morsche Bäume
Seit 2001 mussten rund 200 Mitarbeiter eingespart werden, sagt Stadtentwicklungsstadtrat Daniel Krüger (CDU). Sie durch Auftragsvergaben an Fremdfirmen zu ersetzen, würde jährlich rund fünf bis sechs Millionen Euro kosten. Doch nur 1,8 Millionen Euro stehen zur Verfügung. Die Hälfte davon geht für die Pflege des Baumbestands drauf, mit steigender Tendenz, denn der Anteil der alten und damit morschen Bäume wird immer größer.
Jeweils 250 000 Euro kosten die beiden mit Pflegemaßnahmen beauftragten Firmen, die sich um Rasenaussaat sowie die Reparatur von Spielplätzen und die Beseitigung von Vandalismusschäden kümmern. Die restlichen 400 000 Euro teilen sich die Müllbeseitigung in Grünflächen und die Unterhaltung der Außenanlagen der Schulen. Die 90 000 Euro, die noch in vergangenen Jahren für Wechselblumenbepflanzungen ausgegeben wurden, fehlen jetzt, sagt Krüger. 60 000 davon entfielen auf den Viktoria-Luise- Platz, nicht mehr bepflanzt werden aber auch der Platz der Luftbrücke rund um das Luftbrückendenkmal sowie Bereiche im Volkspark Mariendorf und im Gutspark Marienfelde. Für den einst vom Gartenarchitekten Fritz Ecke gestalteten Viktoria-Luise- Platz hegt Stadtrat Krüger jetzt die Hoffnung, Sponsoren zu finden, die 2017 wieder eine Bepflanzung ermöglichen.
Viele Bezirke sind betroffen
Die Probleme sind kein Einzelfall. Weil in den bezirklichen Grünflächenämtern Etats massiv gekürzt und Stellen gestrichen wurden, fällt die Frühlingsblüte in der Hauptstadt wohl bescheiden aus.
„Es kann leider nur eine Grundpflege, insbesondere zur Sicherstellung der Verkehrssicherheit stattfinden“, sagt zum Beispiel auch Stadtrat Hans Panhoff (Grüne) in Friedrichshain-Kreuzberg. Einen großen Teil des Budgets frisst die Reinigung der Grünanlagen auf. „Die Substanzerhaltung ist mit regulären Mitteln nicht mehr gewährleistet, hier muss auf Sondermittel ausgewichen werden. Zierbrunnen und öffentliche Toiletten können nur mit Sponsoring betrieben werden.“
Blüten gibt es nur noch dort, wo noch alte Zwiebeln vorhanden sind
„Wir würden allein 1,2 Millionen Euro im Jahr benötigen, um den Mauerpark so zu erhalten, wie er ist“, sagt Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) in Pankow. Für die Grünpflege im gesamten Bezirk stehen nur 1,9 Millionen Euro zur Verfügung. „Nur das Notwendigste ist möglich, das ist meistens der Grasschnitt, Blumenpflanzungen gehören nicht dazu.“ Blüten gibt es nur noch dort, wo noch alte Zwiebeln vorhanden sind. Selbst bei den Bäumen ist man auf Patenschaften angewiesen. „Da muss man sich nicht wundern, dass Berlin so aussieht, wie es ist“, sagt Kirchner.