Im Alma Mia ist vieles anders als bei den typischen Italienern, die es in jedem Kiez mehrfach gibt, aber zugleich hält dieses lässige Restaurant alte Traditionen hoch. Anders gesagt: Die Cucina della Nonna trifft auf die moderne, kreative Küche aus Italien. Bei dieser Kombination so unterschiedlicher Kochkünste kommen Klassiker im neuen kulinarischen Gewand auf den Tisch – alle mit hervorragendem Geschmack, wenn wir an dieser Stelle schon mal unser strenges Urteil vorwegnehmen dürfen. Michael Balbiano ist zwar in Deutschland aufgewachsen, aber im Piemont verwurzelt. Die Rezepte seiner Großmutter basierten grundsätzlich auf saisonalen Gemüsesorten, schließlich hatte die Industrie damals noch nicht mit Züchtungen und künstlichen Gewächshäusern der Natur ins Handwerk gepfuscht. Diese Küche ins Hier und Heute zu übersetzen, ist Balbiano als Gastronom und als umweltbewusster Mensch ein Anliegen.
Lunch mit Menü
Wir sind mittags im Alma Mia, was den Vorteil hat, dass wir die letzten herbstlichen Sonnenstrahlen durch die große Fensterfront genießen können. Die Tageskarte ist zwar einfacher gestaltet als die Abendkarte, bietet aber – in kürzester Zeit (!) – alles, was sich Businessherzen und Lunch-Genießer wünschen. Die Tageskarte wechselt mindestens einmal die Woche, damit auch die Stammkunden Abwechslung erhalten. Das Lokal wirkt durch die weißen Wände, die schlichten Designerstühle, die langen Holzbänke und ebenso langen Holztische sehr klar, aber zugleich einladend und perfekt für gesellige Stunden. Ein großes Regal mit Feinkost aus Italien – die natürlich käuflich ist – rundet das Ambiente ab: Mit dabei ein hervorragendes Olivenöl aus Ligurien und Pasta aus dem Hause Mancini, die ihren eigenen Hartweizen verarbeiten – beides findet auch im Alma Mia Verwendung.
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In den Wochen, die es Alma Mia nun in Charlottenburg gibt, hat sich das kleine Lokal schon eine Fangemeinde erkocht. Wie erwähnt, setzt Gastgeber Michael Balbiano gemeinsam mit seinem Koch, der lange in Italien in der Haute Cuisine gearbeitet hat, auf saisonale Speisen. Regional kann Balbiano sich nicht immer beschränken, einige Produkte, die er von kleinen Manufakturen und Höfen in Italien bezieht, gibt es in unserer Gegend so nicht oder sie sind von anderer Qualität. Das bedeutet: Wenn du dich bei Alma Mia in den Sommermonaten an Tomaten mit Büffelmozzarella oder San Daniele Schinken mit feinster Melone erfreut hast, kannst du mit der winterlichen Variante Prosciutto crudo di San Daniele e mozzarella die bufala glücklich werden. Jede Saison hat ihre Vorzüge.
Suppe, Pasta, Fleisch und Fisch
Wir starten mit einer feinen Suppe aus weißen Bohnen und dem Vitello Tonnato, das hier mit niedriger Temperatur gegart wird und so rosig zart daher kommt, das wir nicht mehr aufhören mögen, es zu probieren. Zum Glück zeigt sich auch das nachfolgende Steak mit Rucola und Kartoffelscheiben aus dem Ofen der Vorspeise ebenbürtig. Sehr köstlich fügen sich auch die perfekt al dente gekochten Linguine con gamberi,acciughe, cicoria e pomodoro in unser Menü – wobei wir uns die Garnelen hierbei auch in einer Hauptrolle vorstellen können. Obwohl wir nach diesen Gängen eigentlich satt und zufrieden sind, können wir beim Anblick der Panna Cotta mit Himbeersauce und einer schokoladigen Crème Brûlée (eine Hommage an den piemontesischen Bonèt – ein aufwendiger Schokoladenflan mit Amarettini) nicht anders, als auch diese Teller komplett zu leeren. Als Mittagsmenü kannst du übrigens eine Hauptspeise (zwischen 9,50 und 14,50 Euro) wählen und für jeweils einen Euro Suppe, Salat oder Dessert hinzu ordern.
Dinner im Alma Mia
Abends ist die Auswahl viel größer und es stehen Gerichte auf der Karte, die aufwendiger in der Zubereitung sind – wie ein bei Niedrigtemperatur gegarte Lammhüfte in einer Kruste aus Honig und Kräutern oder Kabeljau auf einer Blumenkohlcrème mit Sardellensauce und Parmesancracker statt der schlichten, aber beliebten Doradenfilets von der Mittagskarte. Wir entdecken jedenfalls viele gute Gründe, noch einmal zu späterer Stunde das Alma Mia aufzusuchen. Auch um die Weine zu probieren, die Balbiano von kleinen Weingütern aus seiner zweiten Heimat bezieht..
Wir wurden zu diesem Essen eingeladen. Danke dafür! An unserer objektiven Berichterstattung und eigenen Meinung ändert das nichts.