Einen Plan zu haben, ist immer gut. 13 Pläne sind noch viel besser, wie die Sammlung „Durch Berlin“ beweist, die gerade im kleinen Schöneberger Verlag Bien & Giersch erschienen ist. Sie versammelt Luftbildkarten, Stadtpläne und Vogelperspektiven aus gut 120 Jahren. Und als Paket hilft sie, Neuberlinern die Stadt zu verstehen, und lässt kundige Ureinwohner wissend nicken.
Dokument der Zeitgeschichte
„Von diesem Plan sind wohl nur noch zwei Exemplare vorhanden“, sagt Verleger Ulrich Giersch. Seltenes und Besonderes habe er in seiner Sammlung vereinen wollen. Eine solche Besonderheit ist das Luftbild von 1928, das mangels Satelliten aus vielen Einzelfotos zusammengesetzt werden musste und die Enge der vom S-Bahn-Ring umschlossenen Mietskasernenstadt Berlin zumindest ahnen lässt. Umso größer ist der Kontrast zum Luftbild von 1953, das die vom Kriegsschutt beräumte, aber mit offenen Wunden übersäte Stadt zeigt. Im Luftbildplan von 1992 sind diese Wunden verheilt, dafür klaffen die von der Mauer gerissenen noch. Erst auf dem aktuellen Innenstadtplan aus der Vogelperspektive scheint alles gut – wohl auch, weil er farbig ist und eindrucksvoll illustriert, woher Berlin seinen Ruf als grüne Stadt hat.
Über ein scheinbar normales Kartenwerk von 1986 sagt Giersch: „Das ist irgendwie mein Lieblingsplan. Da hat der Westen unglaubliche Stadtforschung betrieben.“ Tatsächlich ist auch für die City-Ost jedes Gebäude vom Kindergarten übers Haus der Talente bis zum VEB Tiefbaukombinat exakt verzeichnet.
Weniger zum Geld verdienen
Was das eigene Auge nicht sieht, wird in einem Begleitheft vom Historiker Jan Gympel erklärt. Der macht beispielsweise auf die westzentrierte Perspektive der „Elite Autofahrt“ von 1937 aufmerksam: Im Vordergrund ganz groß Charlottenburg, am Horizont das Rote Rathaus, dahinter ein vages, graues Häusermeer.
Am 1. Dezember um 20 Uhr erklärt der Historiker Jan Gympel die Karten in einem Multimediavortrag, und zwar in der Buchhandlung Schropp, Hardenbergstraße 9a. Der Eintritt kostet 3 Euro, Anmeldung unter Telefonnummer 030-23557320.