Trotz Einraumwohnung hat Rapper BRKN viel Platz für seine zwei M’s: Die Musik und sein Mädchen. Hier sind nämlich nicht nur seine ersten Alben Yeah Bitch Yeah und Kauft meine Liebe entstanden, sondern hier wohnt er auch mit seiner Freundin zusammen. Wir treffen uns mit Andac Berkan Akbiyik alias BRKN vor seinem aktuell zweiten Zuhause, dem türkischen Theater Tiyatrom in der Alten Jakobstraße.
Einmal im Monat wird der Rapper hier für einen Abend zum Showmaster und unterhält bei BRKN, Dicker! zusammen mit wechselnden Gästen sein Publikum. Zur Prime-Time liefert er schon mal ein Jazz-Cover von OutKasts Ms Jackson, begleitet sich und seine Gäste am Klavier und erzählt Geschichten aus seinem Leben, die so nur die Straßen Berlins schreiben.
Durch und durch Kreuzberger
Wie der 25-Jährige wohnen seine Familie und viele Freunde bis heute im Kiez rund um die Ritterstraße. Früher ging’s hier um Fußballspielen und Abhängen auf dem Sportplatz bei der Otto-Wels-Grundschule. Heute machen wir einen Schlenker zum Studio – in den Keller seines früheren Kindergartens. Das teilt sich der Musiker mit Dazzle, Merlin, Cratzmeister Calle und weiteren fünf Musikern vom Beste Label.
Zwischen Schlagzeug, Boxen und Mischpult erzählt BRKN von seinen musikalischen Anfängen. Mit sechs Jahren fängt er an Klavier zu spielen, in der Schule lernt er Saxofon, spielt in der Schul-Jazzband. Mit elf beginnt er zu rappen und legt den Grundstein für seine Genre-Akrobatik. „Hip-Hop, Rap, Jazz oder Soul? Früher hab ich dieses Kategorisieren nicht verstanden, aber heute macht das für mich keinen großen Unterschied mehr.“ Und auch die Hip-Hopper, die ihn kennen, feiern seinen Stilmix. Mit Alligatoah war BRKN schon dreimal als Support auf Tour. Bei Beste hat er zwei Alben veröffentlicht. Gerade erschien seine EP Kennste einen, kennste alle, auf der u.a. RAF Camora und Nico von K.I.Z. vertreten sind.
Mit Style, Herz und Hingabe
Bis es soweit war, hat der Deutschtürke nochmal eine klassische Job-Schleife eingeschoben. Von einer großen Modekette bis zum Bauleitungsbüro war gefühlt alles dabei. Mittlerweile ist der Uni-Abschluss in der Tasche und ein Leben als Architekt kein Thema mehr. Mit Style, Herz und voller Hingabe widmet er sich jetzt seiner Musikkarriere und so langsam zahlt sich das aus. Was denken seine Eltern darüber? „Die stellen sich bestimmt vor, dass ich mit einem Fisher-Price-Keyboard im Zimmer sitze und Michael Jackson Songs cover“, lacht BRKN. Und so weit hergeholt ist das gar nicht. So manchen Dance-Move von Michael Jackson hat er als Kind vor dem Spiegel einstudiert – inklusive Moon-Walk versteht sich.
Darauf ein Eis! Am Oranienplatz essen wir bei Art en chocolat Berlin eine Kugel Vanille und reden über Gentrifizierung. Was der Ur-Kreuzberger davon hält, kann man sich denken. Aber immerhin verdankt er ihr diese Eisdiele. Und auch den Maultaschensalat aus dem Milchladen liebt BRKN. Sowieso wird schnell klar: Gastrotechnisch hat der Musiker den vollen Durchblick. Leckeren Kaffee gibt’s im Alibi, Abendbrot bei Toros Tantuni geht immer und den besten Kalb-Döner gibt´s bei Tekbir in der Skalitzer Straße. „Wenn Tekbir weg wäre, würde ich auf jeden Fall eine Träne verdrücken“. Nach einem langen Tag im Studio gönnt sich BRKN gerne einen Feierabend-Drink im Schurke an der Yorckstraße – bei einem Wodka-Cranberry mit Ginger Ale genießt er vor allem die nette Gesellschaft: „Die Mitarbeiter sind alle Engel.“ Ganz anders als die Berliner Türsteher. Früher wurde BRKN da meist abgewiesen. Gästeliste ist heute sein Zauberwort.
Neues Album 2016, Festivals 2017
Wir schlendern die Görlitzer Straße entlang und reden über die Zukunft: mit dem dritten Album fängt er noch dieses Jahr an. Die Late-Live-Show BRKN, Dicker! soll weiter regelmäßig stattfinden und nächsten Sommer stehen Festival-Auftritte auf dem Plan. Musikalisch will der Kreuzberger noch besser an der Talk-Box werden und ist sich sicher, dass er irgendwann mit einer großen Live-Band auf der Bühne spielen wird. Ist also reich und berühmt werden das Ziel? Darüber ist er sich – mit sich selbst – noch nicht im Klaren. Für den Moment gilt jedenfalls das Credo: „99 Prozent meiner Probleme kann man mit 2000 Euro klären“. Klappt doch!
In der Reichenberger Straße verabschieden wir uns. Beim nächsten Spaziergang nehmen wir eine Boombox mit und lassen uns von Musik begleiten, da sind wir uns einig.