Ob du nun mit der U-Bahn am Südstern oder an der Gneisenaustraße anreist oder dich mit dem Auto durch den Berliner Feierabendverkehr kämpfst: Die stressige Außenwelt ist schnell vergessen, sobald du das neueröffnete Restaurant Mastan betrittst. Ein großer Spiegel mit Goldrand beeindruckt gleich zu deiner Rechten. Außerdem empfängt dich ein langer Holztresen mit weißen Lilien darauf, dahinter machen schicke Regale im Landhausstil mit eleganten Weingläsern einen sehr guten Eindruck. Zur Begrüßung bekommen wir erst einmal ein Glas Champagner – und schon fühlen wir uns wie in einem echten Pariser Bistro. Dunkelbraune Holzstühle und gemütliche Sitzecken, kleine Tische mit weißen Tischdecken und elegante Leuchten, die an den Wänden hängen: Wir setzen uns und genießen die angenehme Atmosphäre.
Die Speisekarte ist übersichtlich und wird durch regionale Produkte bestimmt, die die französischen Rezepte auf eine ganz eigene Art prägen. „Mir ist der Kontakt zu den Erzeugern sehr wichtig“, sagt Inhaber und Küchenchef Yann Mastantuono, „so erfahre ich mehr über die Qualität der Zutaten und kann die Jahreszeiten und Ernten vor Ort miterleben.“ Der gebürtige Marseillais ist mit der Küche Südfrankreichs groß geworden und verbindet somit ganz persönliche, nostalgische Erinnerungen mit den Gerichten. Unter der Leitung von 3-Sternekoch Alain Ducasse wurde Mastantuono in Paris zum Meister der Bistro-Küche.
Auch wenn Mastantuonos Hintergrund die französische Gourmetszene ist und er auch in seinen Gerichten die erlernten Fine-Dining-Kochtechniken gekonnt einsetzt, überzeugt er uns vor allem durch den Einsatz natürlicher Zutaten, wodurch die Gerichte einfach und ehrlich schmecken. Wir teilen uns erst mal den luftig-leichten Schinken „Les trois fermes“ von Louis Ospital (12 Euro) und den direkt aus Frankreich importierten Klassiker: Geflügelleber–Terrine (8 Euro) – dazu frisches Baguette aus einer benachbarten Bäckerei. Es folgt eine Crèmesuppe aus geeisten Erbsen, Dips von frischem Ziegenkäse und eine Pimenton de la Vera (12 Euro), die den Frühling auf den Teller bringt. Dazu gesellt sich ein Tatar vom Kalb mit wilden Austern, Granny Smith Apfel, Estragon und Cedri-Zitronen-Gel (14 Euro): dekadent, frisch und vor allem köstlich!
Als Hauptgang bestellen wir eine mediterrane Fischsuppe mit Knurrhahn, Fenchel und Rouille (28 Euro): ein großartiges Sommergericht, dazu intensiv und umami… so lässt es sich leicht nach Südfrankreich träumen! Dann probieren wir auch das Bauernperlhuhn mit Bärlauch, weißem Spargel vom Binchotan und Bauernspeck (28 Euro): saisonal, simpel und gut portioniert, sodass du auch satt wirst. Natürlich fließt auch viel Wein, wie es sich in einem Bistro gehört. Hier erwarten dich vor allem Bio-Weine und Naturweine aus Frankreich, Deutschland und Österreich. Auch bei der Auswahl legt Yann Mastantuono Wert auf den persönlichen Kontakt mit den Winzer*innen.
Die Weine kannst du übrigens auch ganz entspannt an der Theke genießen zu Käse und Wein, in Frankreich als „Le Zinc“-Tradition bekannt. Gastfreundschaft und Lebensfreude werden im Mastan auf jeden Fall großgeschrieben – das schmeckst du nicht nur, du siehst und spürst es auch in allen Details. Dabei spielt es eben gar keine Rolle, ob du nun mehrere Gänge bestellst oder einfach nur ein Glas Wein mit etwas Schinken und Baguette an der Theke genießen möchtest.
Lass auf jeden Fall etwas Platz für ein Dessert: Der Savarin – ein französischer Hefekuchen, der mit altem Rum und geschlagener Sahne serviert wird, ist ein Muss für alle Genussmenschen (8 Euro). Auch der Klassiker Crème caramel (6 Euro) darf in einem französischen Restaurant nicht fehlen, getoppt wird die allerdings von der feinen Käseplatte von Les Epicuriens aus der Marheineke Markthalle im Bergmannkiez gleich nebenan. Die Franzosen sind eben anerkannte Meister der Geschmackskombinationen aus klaren Zutaten, aber Yann Mastantuono versteht es besonders gut, sein Handwerk auch mit echter Gastfreundschaft zum Ausdruck zu bringen. Oh la la la: was für eine Neuentdeckung!