Auf der Sonnenallee ist immer etwas los. Jugendliche rauchen Shisha, Männer treffen sich in den kleinen arabischen Cafés und Hausfrauen schieben ihre Kinderwagen mit schweren Einkaufstüten vor sich her: gelebte Klischees. Auch wenn man hier wunderbar Baklava, Mezze und Grillgerichte essen kann, gilt die 650 Meter lange Straße sicher nicht als Hochburg des Fine-Dinings. Doch genau hier, in einem unscheinbaren Neuköllner Hinterhof, findet zwei- bis dreimal die Woche ein ganz besonderes Dinner-Erlebnis statt: Loumi Dining. Die beiden Geschäftspartner*innen und Freunde, Karl-Louis und Mical, begrüßen uns freundlich an der Tür. Der Name ihres Catering-Unternehmens ist eine Zusammensetzung ihrer beiden Vornamen, auf die Idee kam die Mutter von Karl-Louis!
In der kleinen Wohnung setzen wir uns mit drei weiteren Gästen, – die wir nicht kennen, mit denen wir aber später noch in einer Neuköllner Eckkneipe versacken werden – an einen langen Holztisch. Mical schenkt einen Schaumwein ein, während Karl-Louis den ersten Gang vorbereitet. Sie studierte Kunstgeschichte, er Informatik – Kochen war zu Beginn nur eine Passion, bis sie es dann zu ihrem Beruf machten. Jedes Jahr suchen sich die beiden ein (Sterne)-Restaurant aus, um mehr über das klassische Kochhandwerk zu erlernen: Sie waren bereits in London, Paris, Düsseldorf und natürlich Berlin. Neben den intimen Dinner-Abenden, bei denen Mical Gastgeberin ist und Karl Louis am Herd steht, machen sie auch Catering für Events. Die meisten Buchungen kommen über Instagram und durch Mundpropaganda. Marketing und Werbung betreiben sie kaum, denn gutes Essen spricht sich zum Glück schnell rum.
„Das Abholen der Produkte aus der Region, die anschließende Verarbeitung der Ware, bis dann das Endergebnis auf dem Teller ist und das Feedback der Gäste eintrifft, das macht mich wirklich glücklich“, so Karl-Louis. „Im Winter arbeiten wir mehr mit Meeresfrüchten oder Wild, im Sommer mit viel Gemüse, abhängig davon, was die Saison hergibt und die Bauern liefern können“, fügt er hinzu.
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Doch nun zum Essen: Wir starten mit einer frischen Zuckererbse mit Shiso und Minzgurke, gefolgt von einem scharfen Tintenfisch. Weiter geht’s mit der Geschmacksbombe Wagyu Tatar auf schwarzer Schalotte und Habareno sowie dem wunderbar fettigen Thunfischbauch mit Rhabarber Boshi und Shiro Kombu. Die anschließend servierte Rotbarbe mit Sauce Bouillabaisse und Amela Tomate sowie der Steinbutt mit Sauce Vin Jaune und Kaviar ziehen uns mit ihren starken Aromen in den Bann. Das superzarte, mit Trüffel bestückte Wagyu ist das persönliche Highlight des Abends, obwohl es uns bei den vielen Gaumenfreuden wirklich schwerfällt, nur eins zu benennen.
Als hätten wir nicht genug, kommen dann noch Desserts: sommerliche Erdbeere mit Espelette und Mascarpone sowie die köstliche, eher winterlich wirkende weiße Schokolade mit Earl Grey und Kokuto Karamell. Die Speisen werden mit einer korrespondierenden Weinbegleitung serviert, auf Wunsch auch alkoholfrei. Der Preis von 159 Euro pro Person erscheint wie ein Luxus, der aber durch die hohe Produktqualität, den großen Zeitaufwand und das handwerkliche Können gerechtfertigt ist. Die Menüs gehen meist mit den Jahreszeiten einher, kleine Änderungen gibt es aber immer. Wer sich auf die Erfahrung einlässt, wird mit herausragendem Essen belohnt und trifft on top neue Leute. Tickets und alle wichtigen Infos findest du unter loumi-dining.com.