Kommentar

5 Gründe, warum Prenzlauer Berg immer noch cool ist

Der Fotoautomat in der Kastanienallee ist immer einen Besuch wert!
Der Fotoautomat in der Kastanienallee ist immer einen Besuch wert!
Der Prenzlauer Berg ist besser als sein Ruf. Latte-Macchiato-Muttis, Kinderwagenstaus und Spießertum werden ihm nachgesagt. Warum ich all das anders sehe und jeden Augenblick hier genieße – eine Liebeserklärung an meinen Kiez.

Kinderreichtum

Bereits Dostojewski war der Meinung, dass durch den Umgang mit Kindern die Seele gesunde und der französische Schriftsteller Jean de la Bruyère bemerkte: „Die Kinder kennen weder Vergangenheit, noch Zukunft, und – was uns Erwachsenen kaum passieren kann – sie genießen die Gegenwart.“ Die Welt durch Kinderaugen zu sehen, empfinde ich als ein Geschenk und bin deshalb immer wieder aufs Neue dankbar, dass es in meinem Stadtteil so viele kleine Nachbarn gibt. Ob sie nun in der kalten Jahreszeit in lustigen Schneeanzügen wie kleine Michelinmännchen durch die Gegend rennen, im Sommer jauchzend unter den Springbrunnen im Kiez stehen oder voller Begeisterung „Wau, Wau!“ rufen, den Kinderreichtum in Prenzlauer Berg sehe ich als einen Segen und möchte ihn nicht mehr missen. Und wenn ich bei meinem Bäcker (der, ganz nebenher, noch alles selbst backt!) in der Schlange stehe und sehe, wie Klein-Mäxchen verstohlen in die Auslage blickt und dann genau in dem Moment, wenn Papa nicht guckt, ganz schnell zugreift, um danach eine zuckersüße Unschuldsmiene aufzusetzen, dann treibt es mir ein dickes Lächeln ins Gesicht. Da ist selbst das sonntagmorgendliche Poltern der Nachbarskinder über mir und das ein oder andere Gequäke in der Straßenbahn schnell verziehen.

Nette Nachbarn

Ich mag meine Nachbarn. Sie sind freundlich, hilfsbereit und doch zurückhaltend genug, um nicht aufdringlich zu wirken. Ab und an findet man sich mal bei einem kleinen Schnack im Hinterhof zusammen und bespricht die neuesten Untaten der ach so ungeliebten Hausverwaltung oder philosophiert über die Frage, ob der neue Rewe-Standort nun gut oder schlecht ist. Aber auch meine etwas „entfernteren“ Kiezbewohner sehe ich gern, so freue ich mich stets, wenn mich morgens auf dem Weg zur Arbeit mein Blumenmann grüßt oder der Asiate an der Ecke schon weiß, was ich bestelle, weil er sich das für all seine Stammkunden merkt. Das ist das pure Kiezleben, einfach herrlich! Ansonsten kommen die Mitmenschen in meinem Viertel aus den unterschiedlichsten Gegenden der Welt, was ich als sehr bereichernd empfinde. Ja, richtig gelesen, ich habe mich gerade nicht verschrieben! Da wäre zum Beispiel die befreundete Nachbar-WG mit Mädels aus Südafrika, Namibia und – jetzt aufgepasst – Sachsen. Oder die amerikanische Familie mit den Zwillingen, die zwei Straßen weiter wohnt. Oder der Brasilianer mit dem tollen, kleinen Café. Oder, oder, oder – so könnte ich noch ewig weiter machen. Übrigens habe ich als Urberlinerin auch überhaupt nichts gegen die Schwaben, die bei mir im Kiez wohnen. Mit einigen von ihnen bin ich „sogar“ sehr gut befreundet und wer gegen Schwaben hetzt, sollte sich vielleicht mal die Frage stellen, ob er selbst vielleicht nicht engstirnig und spießbürgerlich ist.

Viel Grün und traumhafte Architektur

Nicht weit entfernt von meinem trauten Heim liegt der Volkspark Friedrichshain. Hier spaziere oder jogge ich zu jeder Jahreszeit gern lang, beobachte die Enten im Teich, gehe mit Freunden picknicken oder liege einfach faul in der Sonne. Zum Mauerpark radle ich im Sommer auch hin und wieder, um Balkon und Wohnung mit Schnäppchen vom Floh- und Pflanzenmarkt auszustatten. Mein absoluter Favorit sind allerdings die im Frühjahr so wunderbar blühenden Bäume. Ob die Kirschbäume an der Bösebrücke oder der Blütenzauber in der Käthe-Niederkirchner-Straße, wer würde da bitte keine gute Laune bekommen (Allergiker mal ausgenommen)? Zu all den schönen Farben kommen die kunstvoll restaurierten Altbauten hinzu. Jede Fassade ist anders. Stuck, gusseiserne Balkongeländer und verschnörkelte Ornamente veranlassen mich auch nach neun Jahren im Kiez noch dazu, meinen Blick immer wieder nach oben schweifen zu lassen.

Ein gesundes Maß an Gelassenheit

Nicht weit von mir entfernt leben Daniel Brühl (wenn er nicht gerade mal wieder in Barcelona ist) und Tatort-Kommissar Axel Prahl, Anna Maria Mühe ist am Kollwitzplatz und Samuel Finzi (zuletzt in „Honig im Kopf“ zu sehen) am Helmholtzplatz zu Hause. Keinem in der Gegend würde es deshalb einfallen, in hysterisches Gekreische zu verfallen und diese Promis zu belästigen. Jeder berühmte oder weniger berühmte Mensch kann hier völlig unbehelligt durch die Straßen laufen. Die Prenzlberger haben eben ein gesundes Maß an Gelassenheit, das schätze ich an meinem Stadtteil!

Wochenmarkt am Kollwitzplatz

Ja, er ist teuer und ich bin bestimmt keine Person, die 30 Euro für ein Olivenöl ausgibt, aber der Wochenmarkt am Kollwitzplatz ist trotzdem unschlagbar. Besonders an warmen Tagen kommt hier so richtiges Urlaubsfeeling auf und wenn ich dann noch ein frisches französisches Baguette und einen Café au Lait in die Finger bekomme, fühle ich mich glatt in den Pariser Montmartre versetzt. Und das alles nur knappe 15 Minuten von  meiner Haustür entfernt. Am liebsten ziehe ich dann nach dem Wochenmarkt mit meinen Freunden noch weiter zum Fotoautomaten an der Kastanienallee, um ein paar Schnappschüsse zu machen. Ein bisschen komme ich mir dann vor wie ein Touri. Aber ein bisschen cool ist das eben auch!

 

„Ich komme ursprünglich aus Marzahn und wohne jetzt seit fast neun Jahren am Rand des Bötzowviertels. Natürlich ist hier nicht immer alles perfekt. Es gibt auch manche Nachbarn, die nerven, Bausünden, die wirklich nicht ansehnlich sind und dann wären da natürlich noch die viel zu hohen und ständig steigenden Mieten. Trotzdem lebe ich aber alles in allem äußerst gern in Prenzlauer Berg und fühle mich hier sehr heimisch.“

5 Gründe, warum Prenzlauer Berg immer noch cool ist, Kastanienallee 13-14, 10435 Berlin

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