Wer hätte gedacht, dass die muffigen 1950er Jahre gerade ein junges Publikum begeistern würden? Annette Hess! Die Autorin, der wir übrigens auch Weissensee verdanken, ist die Ideengeberin für die Ku’damm-Serie, die für eine schlagartige Verjüngung des ZDF-Publikums gesorgt hat. Eine Überraschung ist es daher kaum, dass der Sender und die Produktionsfirma UFA Fiction in die dritte Runde gehen wollen. Weil die Bücher so toll sind, die Figuren so vielschichtig, die Emotionen so zahlreich, sind auch die Darsteller*innen wieder dabei – trotz beachtlicher Karrieren, die vor allen die jungen Schauspielerinnen in der Zwischenzeit hingelegt haben: Sonja Gerhardt, Emilia Schüle und Maria Ehrich geben wieder die unterschiedlichen Schöllack-Schwestern – die Hauptfiguren der Serie.
Wie der Staffel-Name schon verrät, widmet sich Ku’damm 63 den 1960er Jahren in Berlin. Frauen dürfen gerade erst ohne männliche Erlaubnis ein Konto bei der Bank eröffnen, allerdings sind sie im Alltag keineswegs gleichberechtigt. Sie dürfen nur arbeiten, so lange der Haushalt nicht darunter leidet, die Antibabypille ist zwar auf dem Markt, sexuell selbstbestimmt sind Frauen aber noch lange nicht – Vergewaltigung und Mißbrauch in der Ehe sind immer noch nicht strafbar, Bevormundung auf allen Ebenen ist gang und gäbe. Genug Stoff, um die Familiengeschichte nicht ins allzu Seichte abdriften zu lassen.
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Das Fassadenglück, für das vor allem Helga (Maria Ehrich) in den ersten beiden Staffeln gebrannt hat, wird mit Sicherheit nicht mehr aufrecht zu erhalten sein: Ihr homosexueller Gatte Wolfgang (August Wittgenstein) wird wohl kaum hinnehmen, dass sie seinen Liebsten an die Stasi verraten hat. Und wie lange kann Eva (Emilia Schüle) mit Erpressung ihren Mann im Schach halten? Wenn Fassbender (Heino Ferch) sie doch schon einmal fast tot geprügelt hat, wird er nun stillhalten? Und ist Monikas Happy End wirklich glücklich? Immerhin ist Joachim (Sabin Tambea) kein strahlender Held: Er hat Monika (Sonja Gerhardt) schließlich vergewaltigt und neigt augenscheinlich zu Depressionen. Und wird Joachim das Kind, das bekanntlich von Freddy (Trystan Pütter) ist, anerkennen und lieben? Und welche Rolle wird J.F. Kennedy spielen, der ja im Sommer 1963 auch hier war? Wir werden sehen. Jetzt werden erstmal die Drehbücher geschrieben.