„Berlin ist hinüber. Endgültig. Aus.“ Dieses harte Urteil mussten wir uns in letzter Zeit häufig anhören. In Kreuzberg hat jeder überall Angst, die hohen Schulden machen uns zu einem gescheiterten Bundesland und im Berghain ist mittlerweile sowieso alles viel zu hell.
Trotzdem kommen alle. Sehr gerne. Und immer wieder. Wer Chaos nicht mag, Freiheit nicht genießen kann und lieber einfältig als vielfältig durchs Leben läuft, sollte zu Hause bleiben. Menschen, die sich allerdings mit diesen Eigenschaften identifizieren, empfinden die Stadt wie einen Garten Gottes, nur ohne Garten und ohne Gott. Auch unsere Vierbeiner fühlen sich auf den Gehwegen der Hauptstadt pudelwohl und erledigen dort üblicherweise ihre Geschäfte. Und wo wir schon bei Geschäften sind: Ob Kotti oder KaDeWe – jeder macht sie auf seine Art. So läuft das Berliner Leben eben.
Die Auswahl für junge Leute ist schier unendlich: Clubs, Kneipen, Konzerte, Ausstellungen, Essen und Trinken – man weiß nicht wie, wann und wo zuerst, aber es ist definitiv für jeden etwas verhältnismäßig günstiges dabei. Teilweise wird ein wenig mehr verlangt, wie zum Beispiel beim Eintritt in Clubs oder im veganen Bio-Restaurant, dafür bekommt man aber auch gute Qualität geboten. Oder warum ist im Sommer halb Berlin sonst im Sisyphos oder auf Streetfood-Märkten unterwegs?
Ach ja, das Ärgernis mit den Touristen dürfen wir nicht vergessen. Dazu hat sich kürzlich ein Original-Berliner in der Zitty geäußert: „Von Dingen, die uns ziemlich normal erscheinen, sind sie hin und weg. Durch ihre Augen kann ich die Schönheit der Freiheit sehen, an die ich schon viel zu gewöhnt war. Es gibt mir wieder einen Hauch von dem Gefühl, wie es war, als wir angefangen haben. Wir, der Kern.“ Soviel dazu.
Und irgendwie muss es die Hauptstadt ja schließlich in das Ranking des Monocle Magazine geschafft haben. Top 10? Top 5? Nein, wir konzentrieren uns auf die Top 3. Da steht nämlich an dritter Stelle die österreichische Hauptstadt Wien. Für Platz eins hat es leider nicht ganz gereicht, der ist für Tokyo reserviert. Mit Platz zwei der lebenswertesten Städte 2016 kann man aber auch sehr zufrieden sein. Die ausschlaggebenden Kriterien waren: Mietpreise, Verfügbarkeit der öffentlichen Verkehrsmittel, Kriminalitätsrate, wirtschaftliches Klima und subjektive Faktoren wie Toleranz, allgemeine Lebensfreude der Bewohner und das Nachtleben.
Eine andere Studie hat Berlin übrigens auf Platz 23 verbannt, wir mögen Platz 2 aber lieber. Klar, Angelegenheiten wie der BER, die Gentrifizierung und das Wohnraumproblem gehören genauso zur Hauptstadt, aber manchmal ist es einfach an der Zeit, sich auf die angenehmen Dinge im Leben zu konzentrieren – ganz nach Berliner Manier.