Die Initiative Spielen auf der Gudvanger Straße wollte schon seit 2015 einen Teil der Straße einmal wöchentlich für Autofahrer sperren und für die vielen Kinder vor Ort öffnen. Die Mitstreiter*innen haben dafür einiges getan: Sie haben den Ort testweise zur Spielstraße werden lassen, die Bezirksverordnetenversammlung von ihrer Idee überzeugt, bei Anwohner*innen dafür geworben und vor allem niemals locker gelassen. Nun haben sie Grund zu feiern: Erstmals am 3. Juni 2020 wird tagsüber auf der Gudvanger Straße gespielt. Und dann an jedem ersten Mittwoch im Monat von 14 bis 18 Uhr.
Dass der Durchbruch gerade jetzt kommt, ist auch der aktuellen und schwierigen Situation in Berlin geschuldet. Matthias Groh, Sprecher der Initiative, sagt: „Gerade jetzt in der Corona-Krise, wo Kinder nicht wie gewohnt in die Kita oder Schule gehen können, hat sich das temporäre Spielstraßenkonzept bewährt. Manchmal benötigt man in der Demokratie einen langen Atem, um eine gute Idee durchzusetzen. Aber das Engagement lohnt sich, weil so ein Umdenken in der ganzen Gesellschaft angestoßen wird.“ Tatsächlich wäre die Gudvanger Straße noch 2015 die erste temporäre Spielstraße in ganz Berlin gewesen. Jetzt gibt es allein in Friedrichshain und Kreuzberg seit Anfang Mai über 20 temporäre Spielstraßen – immer sonntags von 13 bis 19 Uhr. Doch warum ist den Initiator*innen in Prenzlauer Berg das Projekt so wichtig?
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Warum die Gudvanger Straße zur Spielstraße werden soll
Fast 3000 Kinder und Jugendliche kamen vor der Corona-Krise täglich rund um den Humannplatz zusammen – zu viele für den Spielplatz dort. „Auf dem Spielplatz vor Ort treten sich die Kinder buchstäblich gegenseitig die Füße breit“, erklärte uns schon vor einigen Jahren Matthias Groh. Er selbst hätte als Anwohner nie mit seinem Nachwuchs auf dem Platz spielen können, weil Kinder aus den umliegenden sieben Kitas und vier Schulen die Fläche bevölkert hätten. Einige der Einrichtungen verfügten nämlich nicht über einen eigenen Garten. Als Ausgleich soll eine Sperrung der Gudvanger Straße Platz schaffen. Das bietet auch ganz andere Möglichkeiten als ein sandiger Spielplatz. Groh spricht etwa davon, dass Kinder dort mit Kreide malen oder eine Carrera-Bahn aufbauen könnten. Die Straße könnte außerdem beispielsweise zum Skaten für Jugendliche interessant werden, die den Spielplatz vor Ort nicht mehr nutzen.
Die Idee zur temporären Spielstraße reicht weit zurück
Seit dem Jahr 2013 gab es darum die Idee zu einer temporären Spielstraße an der Gudvanger Straße. Schon 2015 wurde diese zweimal probehalber gesperrt und zum Spielen freigegeben. Anschließend wurden Meinungen der Anwohner*innen, anliegenden Kitas, Schulen und Restaurants gesammelt.
Rund 95 Prozent unterstützen das Einrichten einer temporären Spielstraße vor ihrer Tür, nur vier Haushalte waren dagegen. Meist waren es Autofahrer*innen, weil sie in dieser Zeit einen anderen Parkplatz suchen müssten. Den finde man aber buchstäblich um die Ecke, entgegnet Matthias Groh, denn auch die Parksituation in den angrenzenden Straßen hat die Initiative vorsorglich untersucht. Doch auch das Bezirksamt war lange nicht überzeugt. Die Sache wurde schlussendlich gerichtlich geklärt. Mit dem Ergebnis, dass zwar nicht wöchentlich, aber ab sofort einmal im Monat auf der Straße gespielt werden darf. Jetzt geht’s also los! Feierlich eröffnet wird die temporäre Spielstraße in der Gudvanger Straße am 3. Juni 2020 um 15.30 Uhr.
Mehr Infos zum Thema Spielstraßen in Berlin gibt es übrigens auf der Webseite www.spielstrassen.de.