Am 22. Mai 1251 werden das Dorf Wedding und die Pankemühle in einer Urkunde erstmals erwähnt. Am 14. August 1289 schenkte Markgraf Otto V. der Stadt Berlin den Ritterhof. Den Hof hat höchstwahrscheinlich einst der Ritter Rudolf von Wedding, der als brandenburgischer Burgmann an den Kriegen gegen die Wenden teilgenommen und sich durch Tapferkeit hervorgetan hatte, als Lehen erhalten. Dem Rittergeschlecht der Weddinge verdankte der spätere Bezirk Wedding also seinen Namen und sein Wappen. Die Familie selbst ist im 17. Jahrhundert allerdings ausgestorben.
Nix mit Hochzeit
Der Name der Weddinge ist abgeleitet aus dem altdeutschen Stamm „Uaten“, der darauf hindeutet, dass ihr Stammsitz im Harz einst am Rande eines großen Sumpfgebietes gelegen haben muss. (Quelle) Und genau in dieser Gegend finden sich auch noch weitere Orte mit dem Wedding im Namen: Altenweddingen, Langenweddingen und Osterweddingen – heute allesamt Ortsteile von Sülzetal in Sachsen-Anhalt. Osterweddingen hat ebenfalls das Familienwappen der Weddinge zu seinem Ortswappen erwählt, den markanten geflügelten Pfeil. Ganz in der Nähe liegt Weddingen, ein Stadtteil von Goslar am Harz. Dieser Ortsname hat allerdings eine andere Herkunft. Und der Name Wedding hat auch nichts mit dem englischen Begriff „wedding“ für Hochzeit zu tun (abgeleitet vom Verb to wed, was so viel wie verbinden heißt).
1861 wurde das vor allem landwirtschaftlich genutzte Gebiet am Wedding und am Gesundbrunnen in die Stadt Berlin eingemeindet. Nur der Plötzensee und das Gebiet der heutigen Rehberge gehörten (bis 1915) nicht dazu. Doch am 1.10.1920, also vor bald 100 Jahren, entstand die neue Stadt Groß-Berlin – 13 mal größer als das alte Berlin. Aus der früheren Stadt wurden die sechs Verwaltungsbezirke Mitte, Friedrichshain, Kreuzberg, Tiergarten, Prenzlauer Berg – und Wedding. Das war die Geburtsstunde des Bezirks, den es 80 Jahre lang, nämlich bis zum 31.12.2000 gab. Anschließend ging der Bezirk Berlin-Wedding gemeinsam mit Tiergarten und (Alt-)Mitte im neuen Bezirk Berlin-Mitte auf.
Der heutige Wedding liegt gar nicht im Wedding
Aus dem alten Bezirk Wedding wurden zwei Ortsteile gebildet, wenn auch mit einer kuriosen Grenzziehung: Den Namen Wedding übernahm nun der westlich der Reinickendorfer Straße gelegene Ortsteil. Und das, obwohl das namensgebende Dorf, das 1251 erstmals erwähnt wurde, sowie das spätere Vorwerk Wedding rund um die Weddingstraße, östlich davon gelegen hatten! Der „historische Wedding“ ist heute auf dem Gebiet des neuen Ortsteils Gesundbrunnen zu finden, der wiederum die östliche Hälfte des früheren Bezirks Wedding umfasst. Am Zusammengehörigkeitsgefühl der Weddinger beidseits dieser extrem unhistorischen Ortsteilgrenze hat sich wenig geändert – nach 80 Jahren im gemeinsamen Bezirk.
Doch nicht nur in Berlin gibt es Weddinger. Setzt man sich ins Auto und fährt die Reinickendorfer Straße (B 96) entlang nach Norden, bleibt stur auf der Bundesstraße und fährt sie bis ganz an ihr Ende in Sassnitz auf Rügen, befindet man sich plötzlich im…. Wedding! Denn auch dort gibt es einen gleichnamigen Kiez, der rund um die Weddingstraße liegt. Mit dem feinen Unterschied, dass sich dieses Wohngebiet unmittelbar am Meer befindet.
Ob in Berlin oder am Ostseestrand – der Wedding ist eben überall etwas Besonderes.
Dieser Artikel erschien zuerst beim Weddingweiser.