Berlinale goes Kiez

Große Filme in kleinen Kinos

Kiez-Kino in Weißensee: Das Toni am Antonplatz.
Kiez-Kino in Weißensee: Das Toni am Antonplatz.
Die Berlinale füllt nicht nur die großen Cineplexe in der Innenstadt mit cineastischem Trubel. Die Sonderreihe "Berlinale Goes Kiez" möchte auch in diesem Jahr die kleinen Programmkinos in ganz Berlin ehren - schließlich sind sie das ganze Jahr hindurch "fester Bestandteil einzigartiger Kiez-Kultur", wie die Organisatoren der Internationalen Filmfestspiele Berlin finden. Wir stellen euch das Programm der kiezigsten Sektion des Festivals vor.

Seit 2010 erwachen jedes Jahr im Januar zahlreiche kleine Kinos in der ganzen Stadt aus ihrem mal leichteren, mal tieferen Dornröschenschlaf. Wo an normalen Abenden oft nur ein paar vereinzelte Filmliebhaber ihre Plätze einnehmen, tummeln sich jeweils einen Tag lang Redakteure, Kritiker, Filmschaffende und natürlich jede Menge Publikum. Zu verdanken ist dieser Ansturm der Filmfestspiel-Sektion „Berlinale Goes Kiez“. Das Konzept: Allabendlich steuert man ein anderes Kino in der Stadt an und organisiert dort – meist in Anwesenheit der jeweiligen Filmteams – Vorführungen und Fragestunden. Außerdem wird jedes Kiez-Kino von einem prominenten Filmschaffenden vorgestellt, der so eine Art Patenschaft für sein Lieblingskino übernimmt.

Die 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin beleben diesmal vom 7. bis zum 13. Februar insgesamt sieben Programmkinos in der ganzen Stadt. Los geht es am 7. Februar im Kreuzberger Sputnik Kino mit zwei Filmen: dem Klassiker „Varieté“ von Dupont und dem Forums-Beitrag „Flotel Europa“, einer Dokumentation über den Alltag in einem Flüchtlings-Schiff in Kopenhagen Anfang der 90er Jahre. Weiter geht es am Sonntag im Toni & Tonino in Weißensee. Dort steht unter anderem der deutsche Wettbewerbsfilm „Victoria“ von Sebastian Schipper auf dem Programm. Es geht um eine atemlose Nacht in Berlin, in der eine Spanierin in eine dramatische Tour de force verstrickt wird. Am 9. Februar wandert „Berlinale Goes Kiez“ weiter nach Lankwitz. Im Thalia Kino kann man sich „Love & Mercy“, eine Art Bio-Pic über Beach Boy Brian Wilson (gespielt von John Cusack), und die angespannte Situation zwischen zwei Freundinnen in einer verlassenen Hütte am See anschauen („Queen of Earth“ von Alex Ross Perry).

Leipzig trifft Friedrichshagen

Ein weiterer Wettbewerbsbeitrag steht einen Tag später im Kino Union in Friedrichshagen auf dem Programm. In „Als wir träumten“ erzählt Regisseur Andreas Dresen vom Erwachsenwerden einer Jungs-Clique im Leipzig der Nachwendezeit. Der Film beruht auf dem gleichnamigen Roman von Clemens Meyer. Außerdem zu sehen: „Hedi Schneider steckt fest“, ein „Drahtseilakt zwischen Tragik und Komik“, in dem die deutsche Regisseurin Sonja Heiss die Geschichte einer psychischen Erkrankung nachzeichnet, die eine Kleinfamilie aus der Bahn wirft. Kriminell wird es am 11.2. im Schöneberger Odeon. In „Blochin“ spielt Jürgen Vogel einen Berliner Polizisten, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Das Neue Off in Neukölln zeigt am Tag darauf zum einen den Panorama Special-Beitrag „Härte“ von Rosa von Praunheim, ein Film, an dem auch der rbb mitgewirkt hat. Und der Abend ab 21.30 Uhr gehört schließlich den Kurzfilmen der „Berlinale Shorts“.

Den Abschluss der „Berlinale Goes Kiez“-Reihe bildet ein ganzer Hommage-Abend für Wim Wenders im Eiszeit Kino. Zu sehen sind ab 20 Uhr die Filme „Bis ans Ende der Welt“, „Im Lauf der Zeit“, „Paris, Texas“ und „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“. Davor gastiert übrigens noch das „Kulinarische Kino“ mit zwei Filmen im kleinen Kreuzberger Lichtspielhaus.

Und was für Lokalpatrioten noch interessant sein dürfte: Insgesamt sind 2015 acht rbb-Koproduktionen im Rahmen der Berlinale zu sehen. Neben dem schon erwähnten Praunheim-Film und dem Streifen „Als wir träumten“ sind das die Panorama-Beiträge „Eine deutsche Jugend“ und „Censored Voices“ sowie das Portrait „Was heißt hier Ende“ über den Filmkritiker Michael Althen, gedreht von Dominik Graf. Im „Kulinarischen Kino“ erlebt außerdem der rbb/ARTE-Kurzfilm „Automatic Fitness“ seine Weltpremiere und in der Reihe „LOLA at Berlinale“ laufen die Streifen „Anderson“ und „Schönefeld Boulevard“.

Toni & Tonino, Max-Steinke-Straße 43, 13086 Berlin

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