Professor Heribert Hofer, Direktor des IZW, ist ein echter Experte. In seiner Doktorarbeit an der Universität Oxford verglich er die Ressourcennutzung von Fuchs und Dachs. Doch selbst er gibt bei der Vorstellung des Projekts „Füchse in der Stadt“ freimütig zu, dass die Wissenschaftler noch weitgehend im Dunkeln tappen, was Anzahl und Verhalten der Berliner Füchse angeht. Darum zeigte sich sein Institut sehr offen, als es von der Redaktion Wissenschaft und Unterhaltung des rbb zur Kooperation eingeladen wurde.
Geschätzt wird die Zahl der rot-braunen Tiere in Berlin auf rund 2.000 – was erklären könnte, warum fast jeder Hauptstädter, den man fragt, von einer Begegnung mit einem Exemplar berichten kann. Die erste Phase des Projekts „Füchse in der Stadt“ dient dazu, diese Berichte zu sammeln und der Forschung nutzbar zu machen. Daher sind Zuschauer und Hörer dazu aufgerufen, bis zum Herbst ihre Geschichten, Bilder und Videos über eine Webseite des rbb einzusenden. Das Treffen mit den schlauen Tieren muss dabei gar nicht besonders lustig oder skurril verlaufen sein. „Jede Geschichte zählt“, betont Professor Hofer. Je mehr Daten er und seine Kollegen bekämen, desto besser.
Der Fuchs auf allen Kanälen
Die Sichtungen und die dahinter stehenden Geschichten werden auf der Seite des rbb auf einer Karte zu finden sein. Natürlich geht es dem Sender bei der Zusammenarbeit auch darum, zu unterhalten. Das Projekt wird multimedial begleitet: Im Radio vor allem, aber nicht nur bei RadioBerlin 88,8, im Fernsehen etwa im Vorabendmagazin zibb, und im Internet auf der Homepage des rbb.
Die zweite Phase startet im Herbst. Federführend ist dann das IZW, denn während des eigentlichen zweijährigen Forschungsprojekts wollen dessen Mitarbeiter die Gewohnheiten des heimischen Rotfuchses untersuchen. Wie passt er sich an die städtischen Strukturen an, wo bewegt er sich – das sind nur zwei der spannenden Fragen, die aufbauend auf dem kollektiv zusammengetragenen Datenmaterial geklärt werden sollen. Auch in dieser Phase können Laien noch mithelfen, etwa indem sie ihnen bekannte Fuchsbauten weiter beobachten.
Die Forscher des Leibniz-Instituts vermuten laut Hofer, dass die Stadtfüchse aufgrund des geringeren Aktionsraums mobiler geworden sind. Den Experten interessiert besonders, welche Tiere es schaffen, mit den ständig wechselnden Aktivitäten einer Großstadt und sich ändernden Lebensräumen umzugehen und wie sie das anstellen. Fünf Voraussetzungen seien besonders wichtig, damit sich Füchse heimisch fühlen: Nahrung, Schutz, Aufzugsmöglichkeiten für den Nachwuchs, Feindvermeidung und Partnersuche.
Isst Meister Reinecke gerne türkisch?
Hofer hält es für wahrscheinlich, dass den Tieren ein gut gewässerter Sportplatz ein genauso gutes Umfeld bieten könnte wie ein viel besuchter Park mit nur wenigen Bäumen. Gut möglich auch, dass Füchse Döner mögen. Schließlich würde in der Umgebung der zahlreichen Buden schon mal etwas liegenbleiben und nicht jeder Rest im Abfalleimer landen. Was den Forscher in diesem Zusammenhang interessiert: Ist Meister Reinecke ein Opportunist, der mitnimmt, was kommt, oder ist er tatsächlich auf bestimmte Speisen wie etwa den türkischen Imbiss heiß und nimmt dafür Umwege in Kauf?
Bei der Präsentation des Projekts im Radialsystem V in der Nähe des Ostbahnhofs bekam man einen Eindruck davon, wie viele weitere solcher spannenden Fragen noch zu klären sind. Sowohl IZW als auch rbb sind zuversichtlich, dass sich die Berliner zahlreich beteiligen. Ausdrücklich betont wurde von Professor Hofer wie vom Sender, dass man den Wildtieren mit Respekt begegnen müsse und deren Schutz Vorrang habe. Und trotz in Berlin nicht zu befürchtender Tollwut: Haustiere werden aus den Füchsen nicht.
Alle Informationen zum Projekt „Füchse in der Stadt“, inklusive mehrerer ‚Fuchs-Cams‘ und der Möglichkeit, sich zu beteiligen, findet ihr auf der Webseite des rbb.