Damit folgen Sebastian Mergel, André Schleypen und Julian Schmidt einem globalen Trend: „Craft Beer“ ist keine industrielle Massenware, sondern von Hand hergestelltes Bier mit einem speziellen Geschmacksprofil. „Die hohe Qualität der Rohstoffe ist für uns besonders wichtig“, erklärt Sebastian Mergel. „Daher haben wir den Hopfen auf einer Dachterrasse im Soldiner Kiez angebaut – so hatten wir genügend Sonnenstunden.“ Die Wärme, die das Haus abstrahlt, tat dem Hopfen ebenfalls gut, wenngleich die Anbaumenge natürlich nicht für die gesamte Produktion ausreichte.
Es ist sicher kein Zufall, dass angehende oder diplomierte Brauereiingenieure gerade im Wedding ihre ersten Gehversuche unternehmen. Schließlich befindet sich in der Seestraße 15 seit 1891 das Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie, das von der 1883 gegründeten Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei (VLB) betrieben wird. Dort kooperiert man eng mit dem Studiengang Brauerei- und Getränketechnologie an der Technischen Universität. „Wegen dieses Studiengangs, den es ansonsten nur an der TU München gibt, sind wir aus Bayern und dem Rheinland nach Berlin gekommen“, sagt Sebastian. Die Vielfalt des Weddings zog den gebürtigen Münchner und seine beiden Freunde ebenfalls an. Ganz allein mit ihrer Leidenschaft sind sie hier nicht, schließlich verfügt der Ortsteil bereits seit 2001 mit dem Eschenbräu über eine Kleinstbrauerei, die von einem Diplom-Brauingenieur betrieben wird.
Im Wedding sind Hopfen und Malz nicht verloren
Zurück zu den drei Bier-Enthusiasten. Die von ihnen zu Hause ausgetüftelten Biersorten werden im Lohnbrauverfahren in der BrewBaker-Brauerei in Moabit hergestellt. Die erste Biersorte ist ein India Pale Ale, das unter dem Namen „Wedding Pale Ale“ (WPA) vermarktet wird. „Dieser Biertyp wurde im 19. Jahrhundert in England entwickelt, als die Verschiffung in die indischen Kronkolonien eine lange Haltbarkeit erforderlich machte“, erklärt der Brauereistudent Sebastian. Dafür wurde extra viel Hopfen beigegeben. Das Weddinger Pale Ale erhält seinen Geschmack durch eine Schüttung aus sechs verschiedenen Malzen und sieben verschiedenen Bitter- und Aromahopfen. Doch das allein reichte den drei experimentierfreudigen Studenten nicht aus: „Um es geschmacklich abzurunden, verbrauen wir zusätzlich noch Reis“, verrät Sebastian Mergel. Insgesamt schmeckt das WPA bitterer als ein Pils.
Bier aus Austern und Kaffee
Vollends abenteuerlich wird es bei der neuesten Bier-Kreation. „Unser Oyster Stout ist ein dunkles Bier, ähnlich einem Guinness“, erklärt Sebastian. Wie der Name schon sagt, enthält es Austern, die man dank ihres hohen Eiweißgehalts aber nicht herausschmeckt. Dennoch besitzt das Bier eine besondere Geschmacksnote – was auch an den Beimischungen liegen könnte: dunkle Schokolade und Kaffee, den die Weddinger Bierbrauer selbstredend aus der Kaffeerösterei „Coffee Star“ an der Müllerstraße beziehen. Das Ergebnis ist ein Aroma, das Anklänge von Kaffee und Kakao besitzt.
Auch wenn das Austernbier noch nicht im Handel erhältlich ist, wurde es schon beim Internationalen Studentischen Brauwettbewerb in Hamburg ausgezeichnet. Auch die lokale Herstellung in Berlin-Mitte macht die beiden Biersorten zu etwas ganz Besonderem. „Bier kann mehr sein als Hopfen und Malz“, sagen die drei Experten. Und weil sich über Geschmack bekanntlich nicht streiten lässt, ist ihr Motto: schmecken muss es. Aber eben nicht jedem.
Für die Finanzierung des Oyster Stouts hat beer4wedding eine Präsenz auf startnext.de aufgebaut.
Erhältlich ist das WPA im Studio8 (Grüntaler Straße 8, Gesundbrunnen), im Bierfachhandel „Hopfen&Malz“ in der Triftstraße 57 sowie im Absinthdepot.
Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt von weddingweiser.wordpress.com
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