Was haben ein Fuchs und ein Boxsack gemein? Ein Besuch bei Frank Balzer liefert schnell eine Erklärung, denn im Büro des Bezirksbürgermeisters sind sie beide zu finden: sowohl das Fabeltier in ausgestopfter Variante, als auch das Sportgerät. Während das Fabeltier ein Überbleibsel von Balzers Vorgängerin Marlies Wanjura ist, steht der Boxsack für das, was Balzer neben Reinickendorf ebenso am Herzen liegt: der Sport. Aber immer der Reihe nach.
Frank Balzers Herz schlägt für Reinickendorf. Schon immer. Seit seiner Kindheit. Er wuchs in Borsigwalde auf, ging hier zur Schule, auf die Benjamin-Franklin-Oberschule. Nach dem Studium an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin wurde das Rathaus Reinickendorf seine Wirkstätte und ist es bis heute geblieben. „Das sieht man mir vielleicht schon an“, scherzt er. Seit 2009 hat er das Amt des Bezirksbürgermeisters inne. Zuvor war er über zehn Jahre in der Kommunalpolitik tätig.
Es grünt so grün
Reinickendorfer zu sein erfüllt den 50-Jährigen mit Stolz. Die enge Verbundenheit zeigt sich bei vielen hier Lebenden. Zwei Drittel würden nie wegziehen, erklärt Balzer. In anderen Stadtteilen sei es genau umgedreht. Da sei die Fluktuation viel größer. Auch die Probleme wären anderer Natur und nur bedingt seine Kragenweite. Beispielsweise die Wildplakatierung in Mitte, „damit würde ich gar nicht klar kommen“, gibt der Politiker zu.
Auch privat ist Bezirksbürgermeister Frank Balzer viel im Bezirk unterwegs, zu Fuß. Wann immer die Zeit es zulässt, joggt er. „Mindestens eine Stunde und immer eine andere Strecke“. Das Tegeler Fließtal und der Hermsdorfer See, in dessen Nähe er mit seiner Familie lebt, steuert er oft an. „Das Laufen nutze ich auch immer wieder, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist“, sagt er. Nicht selten kommt es dann vor, dass er nicht rechtmäßig aufgehängte Plakate oder Wildwuchs schnell entfernen lassen kann. Ein Anruf genügt und die Plakate einer Erotikmesse verschwinden. Oder Balzer entfernt es kurzerhand selber, wie ein Plakat mit einem türkischen Schriftzug, das in Alt-Tegel an diesem Tag an einem Stromkasten klebt.
Spitzenlage am Wasser
An anderer Stelle führt er uns eine Ordnungsmaschinerie der besonderen Art vor, die sich seit Frühjahr um die Wucherungen im Hermsdorfer Fließtal-Teil kümmert – eine 15-köpfige Wasserbüffel-Herde aus Brandenburg. Mit schwerem Gerät würde man dem Problem nicht zu Leibe rücken können, deshalb wurden die Tiere hier angesiedelt. Balzer würde die Herde gerne im nächsten Jahr wieder nach Berlin holen, aber noch steht nicht fest, ob das Projekt verlängert wird. Lohnen würde es sich, denn die Büffel sind nicht nur nützlich, sie sind auch ein Besuchermagnet. Ganze Ströme pilgern zu den gutmütigen Tieren ins Fließ.
Nichts macht fitter als Boxen
Unvorstellbar wäre der See ohne die vielen Wassersportler. Segeln, Rudern und Kajakfahren steht hoch im Kurs bei den Reinickendorfern. „Als Kind bin ich mit einem Kajak durch den Nordgraben gefahren, was heute nicht mehr möglich ist“. Dafür dreht der sportbegeisterte Politiker ab und an mit seinem Kajak ein paar Runden auf dem Tegeler See.
Fußball spielt er nicht mehr aktiv, ist dem SC Borsigwalde 1910 aber seit seiner Kindheit eng verbunden. Um sich fit zu halten, boxte er, über 20 Jahre lang. Und während er davon erzählt, erinnert er ein wenig an Sylvester Stallone in Rocky. „Es gibt nichts, was mehr Kondition bringt als das Boxtraining“, erklärt er und dass es etwa 200 Vereine in Reinickendorf gäbe und damit den größten Anteil an Vereinssportlern in Berlin. Um die kümmert er sich neben seinem Job als Bürgermeister übrigens auch. Das Sportamt hat er seit 16 Jahren inne.
Mal ne ruhige Kugel schieben
Wer die Stille sucht, „und das tut man als Politiker hin und wieder auch ganz gern“, wird am Rande Berlins auf jeden Fall fündig. Am Schäfersee beispielsweise. Balzer geht im Café am See gerne brunchen, ebenso im Mühlencafé in Waidmannslust. Und für ein Frühstück daheim? „Dann holen wir Brötchen bei Laufer„, erzählt der vierfache Familienvater. Die Traditionsbäckerei ist allein in Hermsdorf dreimal vertreten. Das kulinarische Angebot in Alt-Tegel kann der gebürtige Reinickendorfer ebenfalls sehr empfehlen. Ein Freund bewirtschaftet hier ein kroatisches Restaurant, die Blaue Laguna. „Dort sind wir sehr oft“, verrät Balzer. Allerdings sollte man ihn während des Essens lieber nicht stören, „ein bisschen Privatsphäre darf auch mal sein.“