Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez

Mit Lexy Hell im Bürgerpark

Posing im Park: eine leichte Übung für das Model.
Posing im Park: eine leichte Übung für das Model.
Wollankstraße - Das gefragte Tattoo-Model, das Jean Paul Gaultier schon in Paris über den Laufsteg geschickt hat, wohnt im Wedding direkt an der Grenze zu Pankow - fühlt sich aber eher letzterem Bezirk zugehörig.

Lexy Hell, die an ihrem Körper kaum noch ein untätowiertes Fleckchen hat, gehört eigentlich zu der Spezies Mensch, vor der man vielleicht nicht Angst, aber doch etwas Respekt hat. Dabei bestätigt die gebürtige Österreicherin (aus Leibnitz in der Steiermark) das Klischee der furchteinflößenden Rockerbraut mal so gar nicht – ganz im Gegenteil. Lexy, die seit 2008 in Berlin wohnt, kommt fünf Minuten zu früh ins Esstilo Tapas in Pankow und stellt sich erstmal schüchtern lächelnd vor.

Neugierige Blicke folgen ihr von Seiten der wenigen Besucher. „Das werden die Leute nie ablegen“, erklärt sie. „Eigentlich ist es mir ziemlich egal. Nur manchmal, wenn ich schlecht gelaunt bin, dann lasse ich das schon an mich heran. Ich mache mir zu viele Gedanken über andere Leute, bin sehr sensibel. Ich wüsste nicht, ob ich meine Tattoos noch mal so machen lassen würde, aber ich bereue es nicht. Das bin einfach ich, das gehört zu mir dazu.“ Ihr Rücken beispielsweise ist ein einziges großes Tattoo. Mit 16 Jahren hat Lexy Hell angefangen, sich alle drei bis vier Wochen ein Tattoo stechen zu lassen, vor zwei Jahren das letzte. „Irgendwann kann das der Körper nicht mehr, die Schmerzen werden immer schlimmer“, erzählt sie. „Am schlimmsten war es am Bauch und am Hals, die Sterne im Gesicht habe ich kaum gespürt.“ Wenn das Model mal in Friedrichshain ist, dann eigentlich nur beim Tätowierer. Zu ihren Lieblingsadressen zählen Invader Ink und Machete Ink.

2,5-Zimmer-Altbauwohnung mit Katze

Eigentlich bleibt Lexy am liebsten zu Hause in ihrer 67 Quadratmeter großen Wohnung. Warum sie damals ausgerechnet in Wedding gelandet ist? „Zufall! Wedding hört sich ja ganz schön an“, lacht sie. „Ich kannte mich gar nicht aus, war vorher nie in Berlin. Bekannte hatten eine Band-WG in Wedding, das war so mein einziger Bezugspunkt.“ Seitdem bewohnt sie 2,5 Zimmer im Altbau zusammen mit ihrer Katze. „Viele würden wahrscheinlich sagen, es sieht kitschig aus bei mir“, meint Lexy. „Ich habe violett-goldene Wände, viele Goldrahmen, viel Leoparden-Look, einen Vogelkäfig.“ Wer jetzt an Flohmarkt denkt – weit gefehlt! „Ich kaufe mir lieber neue Sachen, auf Second Hand stehe ich nicht so; im Mauerpark bin ich zwar gern mal, aber ich habe da noch nie was gefunden“, sagt das Model. Lieber ist sie in der Natur, in Parks unterwegs. Wie praktisch, dass der Bürgerpark Pankow gleich um die Ecke ist.

Zu ihren Lieblingsadressen zählen Yoko Sushi auf der Wollankstraße oder auch das Esstilo –  zum Tapas essen. „Sonst gibt es bei mir nicht mehr viel, ich fahre meist zum essen gehen nach Prenzlauer Berg oder Mitte. Ich mag auch die Kastanienallee, da gibt es viele sehr nette Cafés. Die Touristen stören mich nicht. Wen Touristen stören, der soll aufs Land ziehen! Das ist nun mal Berlin!“ Am liebsten mag das Model Sushi oder Steaks. Das beste Steak gibt’s ihrer Meinung nach im Pantry. An Cafés schätzt Lexy das Haus am See oder das Café Kranzler. Wenn sie mal Heimweh hat, zieht es sie allerdings weniger in eines der österreichischen Lokale der Stadt. „Ich habe einmal in einem Restaurant in Mitte ein Wiener Schnitzel gegessen, das war überhaupt nicht gut“, erzählt sie. „Ich lasse mir lieber von meiner Oma Kernöl oder Oberst Kren schicken!“

Dauerdiät? Mitnichten!

Muss sie als Model denn gar nicht an ihre Figur denken? „Das Gute ist ja, dass ich kein normales Model bin“, lacht sie. „Also, ich darf essen! Ich esse für mein Leben gern!“ Nur kurz vor einer Show würde sie mal Diät halten. Und von Fitnessstudios hält die 27-Jährige auch nicht viel. „Zum Entspannen gehe ich gern ins Liquidrom, aber nur gleich früh um 10 Uhr, wenn es aufmacht, so circa bis 12 Uhr, dann geht‘s da ab.“

Blöd findet Lexy an ihrem Kiez rund um die Wollankstraße eigentlich nur, dass man nicht spontan sämtliche Läden um die Ecke hat. „Wenn ich weggehe, dann fahre ich zu meiner besten Freundin in den Prenzlauer Berg, aber sonst fühle ich mich sehr wohl hier“, sagt sie. „Was mir auffällt: Sie bauen hier sehr, sehr viel moderne Häuser und Luxusapartments. Meine Miete wurde im November auch von 450 auf 482 Euro erhöht – was ja auch okay ist!“ Trotzdem plant das Tattoo-Model, das auch regelmäßig für die Berliner Fashion Week gebucht wird, bald nach Prenzlauer Berg in die Nähe der Eberswalder Straße zu ziehen. Aber nicht weil sie nach fast zehn Jahren vom ruhigen Norden der Stadt genervt ist. „Mein Vermieter hat die Wohnung verkauft und sie wird jetzt als Eigentum genutzt“, erklärt Lexy. „Das ist ganz schade! Ich mag nämlich auch meine Nachbarn sehr, auch ein paar ältere Leute wohnen hier, man kennt und grüßt sich. Fast wie auf dem Dorf.“

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