Kurfürstendamm 51. Ich bin gerade dabei, auf das Klingelschild von „Laughing Hearts“ zu drücken, zögere aber, weil mir von nebenan Kaffeeduft in die Nase steigt. Als wäre es Gedankenübertragung, denn auf einmal klingt es zu mir herüber: „Auf einen Kaffee kommst du am besten mit rauf. Unserer ist besser als im Café“. Amit Rankas Einladung nehme ich gerne an und ein paar Minuten später sitze ich mit einem Cappuccino in der Hand in seinem Büro, das sich in einer dieser traumhaften Berliner Gründerzeit-Wohnungen befindet. „Und die hier so bezahlbar sind“, wie Ranka findet. In London oder New York müsste man dafür ein paar Scheine mehr hinlegen. Doch nicht nur die Tatsache, bezahlbaren Wohn- und Gewerberaum zu finden, macht Berlin für den gebürtigen Inder zu seiner Traumstadt. „Berlin habe ich sehr viel zu verdanken.“
Die vielen Leben des Amit Ranka
Amits Geschichte liest sich wie ein Märchen: Er wird als ältestes von vier Kindern in Rajasthan geboren. Als er neun Jahre alt ist, verliert seine Familie alles und landet von heute auf morgen auf der Straße. Amit muss in der Fabrik eines Onkels in Nepal schuften, schlägt sich als Telefonist durch und arbeitet neben der Schule in einem Schmuckgeschäft. In Bangkok macht er schließlich eine Juweliersausbildung. Auf dem Weg zurück in die Heimat wird der damals 19-Jährige von der italienischen Vogue entdeckt und vom Fleck weg als Model engagiert. Die kommenden zwei Jahre läuft er für alle namhaften Designer dieser Welt über den Laufsteg, Gianni Versace wird sein enger Vertrauter. 1989 führt ihn sein Weg schließlich nach Berlin.
Erfolgreich mit Käse und Lassi
„Bei uns zu Hause wurde immer frisch und vor allem vegetarisch gekocht“. Amit Ranka ist sich sicher, dass die gesunde und fleischfreie Ernährung mit dem hohen Lebensalter in seiner Familie zu tun hat: „Die meisten sind um die 100 Jahre alt geworden.“ Leider sei es so, dass das traditionelle Essen aus seiner Heimat in Berlin nicht zu bekommen ist. „Die indischen Restaurants in Berlin sind eigentlich eine Schande für die indische Kultur“, findet er. „In der indischen Küche gibt es keine Sahnecreme, nur hier.“ Gerade mal zwei Restaurants kann er empfehlen, in denen man authentisches Essen bekommt. Und die befinden sich auch noch in unmittelbarer Nähe zu seinem Büro. Das Satyam in der Goethestraße, „die vegetarischen Gerichte mit Reis sind schmackhaft und es wird vor allem keine Sahne verwendet“. Abends oder zu einem Geschäftsessen besucht er gerne das Buddha Republic in der Knesebeckstraße. „Der Laden ist ein absoluter Geheimtipp, ein Perser, der indisches und persisches Essen mischt.“

Ins Buddha Republic geht Amit Ranka gerne mit Geschäftspartnern. Dann aber im Anzug.
Foto: QIEZ - ©Susanna Gotsch
Wenn es die Zeit zulässt, steht der Hobbykoch selber in der Küche. Wo wir wieder beim Ursprung von Amits Erfolg wären. Der fing nämlich am heimischen Herd an. Mit seiner Frau experimentierte der überzeugte Vegetarier an einem Rezept für Frischkäse. Solchen, wie seine Oma ihn immer machte. Fest entschlossen diesen auf den Markt zu bringen, klapperte Amit die Hotelküchen der Stadt ab. Und siehe da, seine Hartnäckigkeit und der Glaube an ein gutes Produkt haben der Mühe gelohnt. Seit 15 Jahren vertreibt Amit Ranka erfolgreich unter seinem Food-Label Guiacomo nicht nur Käse, sondern auch Lassi, einen indischen Joghurt-Drink.
Ein Herz für Berliner Kinder
„Genau das ist es, was ich den Heimkindern, die wir mit ‚Laughing Hearts‘ betreuen, immer wieder sage: ‚Es kommt nicht darauf an, woher du kommst, sondern was du aus deinen Fähigkeiten machst'“. Sich hinzustellen und zu jammern, damit komme man nicht voran, findet der Selfmademan. Er sei dafür das beste Beispiel. Mithilfe des gemeinnützigen Vereins wolle er das Selbstvertrauen von benachteiligten Kindern stärken. Das sei sein Betrag, Berlin „Danke!“ zu sagen. Dafür stellt er sich auch gerne persönlich vor die Kids und motiviert sie mit seiner Geschichte und seiner einnehmenden Art.
Mehr Informationen über die Arbeit des Vereins Laughing Hearts e.V. findest du auf der Webseite.