Sein neues Album nennt Joachim Deutschland schlicht und einfach „Der neue Deutschland“. Denn viel hat sich bei dem Musiker getan, seit er zur Zeit der Veröffentlichung seines zweiten Albums „Rock sei Dank“ vor acht Jahren nach Friedrichshain gezogen ist. 2009 hat er geheiratet und ist inzwischen Vater von vier Kindern. „Die Familie hat mein Leben besser gemacht“, sagt Joachim Deutschland. „Ich brauchte eine Struktur. Es gefällt mir, regelmäßig zu essen, regelmäßig zu schlafen.“
Die vergangenen acht Jahre in Berlin nennt Joachim eine menschliche und musikalische Findungungsphase. „Aber die ist jetzt vorbei“, bekräftigt er. Mit seinem neuen Album mit dem sehr ich-bezogenen Titel will der Musiker mit der Rastamatte raus aus dem Provokateurs-Image und als ernstzunehmender Künstler wahrgenommen werden. „Die Leute haben ganz verschiedene Bilder von mir“, sagt der Musiker, „Ich wollte ihnen ein klares Bild geben – und keinen Klamauk.“
Das erste Album ohne Kraftausdrücke
„Ich war mein eigener Henker“, sagt Joachim Deutschland im Rückblick auf die Zeit, in der er dem Fernsehpublikum beim Grand Prix-Vorentscheid 2003 seinen nackten Hintern präsentierte oder die Töchter und Ehefrau von Ex-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber auf sexistische und geschmacklose Weise durch den Dreck zog. Das dritte Album ist nun die rockigste Platte, die Joachim Deutschland bisher gemacht hat, aber auch die ernsthafteste. Und, so wirbt der Musiker, sie komme zum ersten Mal ohne Kraftausdrücke aus.
Überall Musik im Friedrichshain
Als Joachim Deutschland vor acht Jahren nach Friedrichshain kam, war der ganze Stadtteil voller Musik, berichtet er. „Man konnte nicht anders als Musik zu hören, irgendwo war immer ein Ghettoblaster“, erzählt der Musiker. „Ich war damals viel mit Brothers Keepers unterwegs und habe Musiker kennengelernt, die ich sehr geschätzt habe, darum bin ich hergezogen“, erklärt er den Umzug nach Berlin.
Dennoch habe ihn die Stadt sehr geprägt, sagt Joachim Deutschland. Aber auch nach acht Jahren in der Stadt sieht er sich nicht als Berliner. „Die richtigen Berliner haben die 90er hier mitgemacht, die sind auch viel älter als ich. Ich liebe meinen Kiez, darum bin ich Friedrichshainer“, so der Musiker, der die amerikanische Staatsbürgerschaft inne hat. „Aber heute brauche ich Friedrichshain nicht mehr so. Vielmehr geht es jetzt darum, was meine Familie braucht, diese Frage ist viel wichtiger, als in welchen Bezirken ich leben will.“