Der aktuelle Entwurf der neuen Hygieneregeln für die Berliner Gesundheitseinrichtungen wird nach Tagesspiegel-Informationen derzeit noch mit Hilfe von Fachleuten vervollständigt. Berliner Kliniken zählen im bundesweiten Vergleich zu den hygienischsten, Deutschland insgesamt zeigte bisher jedoch weniger Sensibilität im Umgang mit Multiresistenten Klinikkeimen als etwa die Niederlande. Diese Keime bilden sich in Krankenhäusern und sind häufig gegen dort vielfach verwendete Antibiotika resistent.
„Mit der sich derzeit in Arbeit befindlichen Hygieneverordnung möchten wir der steigenden Zahl an Erkrankungen durch multiresistente Keime begegnen“, erklärte Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) am Mittwoch. Voraussichtlich im Juli wird die neue Verordnung in Kraft treten. Mediziner, die mit den Entwürfen der Vorschriften vertraut sind, berichten, dass es sich um eine weitreichende Verordnung handele. Offenbar sollen den Hygienebeauftragten der einzelnen Krankenhäuser mehr Kompetenzen eingeräumt werden. Der Präsident der Berliner Ärztekammer, Günther Jonitz, wies darauf hin, dass eine Hygieneverordnung für mehr Kommunikation zwischen den Kliniken sorgen sollte. „Wenn die neue Verordnung tatsächlich dazu führt, dass die Hygienebeauftragten nicht nur mehr Kompetenzen bekommen, sondern auch verpflichtet sind, sich gegenseitig zu schulen, könnte Berlin bundesweit Vorreiter sein.“
Besondere Gefahr für Senioren und Säuglinge
Vor kurzem vermeldete die Gesellschaft für Krankenhaushygiene, in Berlin träten jährlich 36.000 vermeidbare Infektionen mit Klinikkeimen auf, 2300 könnten im Zusammenhang mit Todesfällen stehen, vor allem bei Senioren. In den vergangenen Monaten sind in Berlin mindestens zehn Mal gefährliche Krankenhauskeime entdeckt worden. In einem Fall fand man auch den Keim, der im Februar in einem Bremer Krankenhaus für den Tod von drei Säuglingen verantwortlich war.
Der Bund verfügte per Gesetz, dass die Länder neue Infektionsschutzverordnungen erlassen müssen. Zwar trat in Berlin bereits 2006 eine neue Hygieneverordnung in Kraft, diese wurde aber als nicht ausreichend eingestuft. Schon seit 2011 müssen Ausbrüche von Keimen zentral gemeldet werden. Die Zahl nachgewiesener Klinikkeimausbrüche ist um mehr als 40 auf 290 Fälle im letzten Jahr gestiegen. Welche Kliniken betroffen sind, wird jedoch nicht registriert. Die zuständigen Bezirke geben die Daten anonymisiert an das Landesamt für Gesundheit und Soziales weiter. Die Piraten plädieren für eine Nennung der betroffenen Krankenhäuser.
Der private Klinikkonzern Helios informiert am Freitag über geplante Präventionsmaßnahmen gegen Multiresistente Keime. Helios betreibt in Buch und Zehlendorf große Krankenhäuser. Bundesweit müssen Kliniken künftig ein besseres Hygienemanagement einführen, um im Kampf gegen die Keime die Oberhand zu behalten.