Zum „Tag des Wassers“ am 22.März hat das Umweltbundesamt den sandig-lehmigen Tieflandfluss zum Gewässertyp des Jahres 2012 gekürt. In diesem Zusammenhang wurden die Messdaten der einzelnen Bundesländer zum jeweiligen Zustand ihrer Biotope veröffentlicht. Auch die Spree musste sich einer kritischen Prüfung unterziehen. Vor allem im Osten Brandenburgs zwischen Beeskow und Fürstenwalde erzielte sie dabei gute Noten, wie eine durch das Umweltbundesamt zugänglich gemachte Grafik erkennen lässt.
Doch für den Berliner Flussabschnitt fallen die Ergebnisse der Studie zwiespältig aus. „Die Spree wurde in Berlin der Stadt angepasst“, sagt Dr. Volker Mohaupt, wissenschaftlicher Direktor des Fachgebiets Binnengewässer im Umweltbundesamt. Wolle der Fluss eigentlich „rasch und stetig dahin fließen“, so sei er durch Befestigung und Stauung in Berlin gezwungen, „zu breit, zu tief und zu langsam“ seinen Weg durch die Stadt zu finden. Als Folge kämen schon seit Jahren nicht mehr die üblicherweise in solchen Flüssen beheimateten Tiere und Pflanzen vor. Zusätzlich führe eine erhöhte Nährstoffbelastung in der Spree im Sommer immer wieder zu Algenblüten.
Verbesserte Lage
Doch es bestehe Grund zur Hoffnung. Insgesamt habe sich der Zustand der Spree, sogar innerhalb des Berliner Stadtgebietes, durch effizientere Abwassertechnologie deutlich gebessert. Auch wenn die positiven Auswirkungen von Renaturierungsmaßnahmen langsamer anschlügen, als es in kleinen Flüssen wie der Wuhle oder der Panke der Fall sei – das Ökosystem Spree befinde sich insgesamt auf einem guten Weg.
Besonders an den Havelseen und oberhalb des Dämeritzsees sei die Lage schon fast perfekt, so Volker Mohaupt. Zwar könne man gerade im Hochsommer nicht ausschließen, dass Blaualgen-Blüten aus dem Zeuthener See nicht ausreichend verteilt würden und ein Bad in der Spree damit „nur eingeschränkt empfehlenswert“ sei. Doch generell müsse von einem Sprung ins Wasser der Spree sicher nicht abgeraten werden – langsam aber stetig bessere sich seine Qualität.
Jeder kann helfen
Und schließlich könne jeder Berliner selbst zur schnelleren Regeneration der Spree beitragen. Waren in den vergangenen Jahrzehnten die mangelhaften Leistungen der Industriekläranlagen die größte Schadstoffbelastung des Flusses, so seien es heute die Privathaushalte. „Medikamente, Farben und Desinfektionsmittel, wie man sie auch in Waschmitteln findet, sind wasserlöslich und können von den Kläranlagen nicht ausreichend gefiltert werden“, erklärt Volker Mohaupt. Während die Nährstoffe Stickstoff und Phosphor aktuell mit bis zu 95 Prozent aus den Abwässern beseitigt würden, sei die Ausbreitung dieser handelsüblichen Schadstoffe weitaus schwerer einzudämmen.
Ein sorgsamer Umgang mit Reststoffen könne daher helfen, die Spree auf ihrem Weg zu einem weitgehend stabilen Ökosystem zu unterstützen. Darüber hinaus regt der Experte des Umweltbundesamtes zu aktiver Beteiligung an: „Falls in Ihrer Nähe ein Stück Spreeufer oder ein kleinerer Fluss renaturiert werden soll: Unterstützen Sie solche Naturschutzprojekte!“.
Mehr Informationen zur Aktion unter:
http://www.umweltbundesamt.de/wasser/gewaessertyp/index.htm