Verhandlungen mit beteiligten Konzernen

Berliner Wasser könnte teurer werden

Das Wasser aus Berliner Hähnen könnte noch 2012 teurer werden.
Das Wasser aus Berliner Hähnen könnte noch 2012 teurer werden.
Trotz dreistelliger Millionengewinne bei den Wasserbetrieben könnte es noch in diesem Jahr Preiserhöhungen geben. Denn der beteiligte Konzern RWE möchte nicht auf seinen Gewinnanteil verzichten und auch die Verhandlungen über den Ausstieg des Energieriesen ziehen sich hin.

Die Berliner müssen möglicherweise noch 2012 mehr für ihr Wasser zahlen. „Definitiv ausschließen kann ich das nicht“, sagte Jörg Simon, Vorstandschef der Berliner Wasserbetriebe (BWB), bei der Vorstellung der Bilanz des vergangenen Jahres. Hauptsächlich verantwortlich dafür sei die Haltung des Anteilseigners RWE, der nicht auf einen Teil seines Gewinns verzichten wolle. Das Land Berlin und der ebenso wie RWE mit 24,95 Prozent an den Wasserbetrieben beteiligte Konzern Veolia hatten dem Verzicht aufgrund des anhaltenden öffentlichen Drucks bereits zugestimmt. Da es insgesamt laut Simon um 34 Millionen Euro geht, pokert RWE demnach um 8,5 Millionen.

Parallel wird über den Ausstieg von RWE verhandelt. Nach Informationen des Tagesspiegels verlangte der Konzern zunächst rund 800 Millionen Euro für seinen Anteil. Zum derzeitigen Stand der Gespräche wollten sich auf Nachfrage weder die Finanzverwaltung noch das Unternehmen äußern.

Sparsame Berliner sind schlecht für die Bilanz

Für die kommenden Jahre bis 2015 rechnet der BWB-Chef mit konstanten Tarifen. Diese Prognose berücksichtige bereits den stagnierenden Wasserverbrauch, der seit mittlerweile fünf Jahren auf ungeplant niedrigem Niveau verharrt. Vor allem der vergangene Sommer verregnete den BWB die Zahlen. Wobei das Unternehmen trotz des um elf Prozent gesunkenen Bilanzgewinns 2011 noch 232 Millionen Euro ausschütten konnte. RWE und Veolia bekamen zusammen 124 Millionen Euro, das Land Berlin 108 Millionen Euro plus 82 Millionen an Abgaben für Grundwasserentnahme, Abwasser und Sondernutzungsgebühr fürs Rohrnetz unter den Straßen der Stadt.

„Berlins Wasser vergoldet Wasserhähne, leider eben nur nicht die der Verbraucher“, kommentierte Maren Kern vom Vorstand des Wohnunternehmensverbandes BBU die Bilanz. Eine Senkung der Wasserpreise verlangte erneut die Industrie- und Handelskammer (IHK). Diesen Schritt hat auch das Bundeskartellamt in zwei Abmahnungen von den BWB gefordert, das Unternehmen setzt sich dagegen zu Wehr. Nach Simons Angaben würde die aktuelle Forderung des Kartellamtes zu einer Entlastung der Verbraucher in Höhe von ungefähr 15 Euro pro Person und Jahr führen.

2011 betrug der Umsatz der BWB 1,2 Milliarden Euro. Von 400 Millionen Euro Einkaufsvolumen vergab das Unternehmen laut Simon 321 Millionen in die Region. Eine Nebenwirkung des geringeren Verbrauchs ist der steigende Druck des Grundwassers, der auch schon in manchem Berliner Keller zu besichtigen war. Aus Sicht von Simon ist dieses Problem „nur im Rahmen einer konzertierten Aktion“ zu lösen. Im Klartext: Die Wasserbetriebe könnten und würden mehr Wasser fördern, wenn jemand dafür aufkommt.


Quelle: Der Tagesspiegel

Berliner Wasserbetriebe, Neue Jüdenstr. 1, 10179 Berlin

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