Drei Maßnahmen wider das Vergessen

So will der Zoo seine NS-Vergangenheit aufarbeiten

Ernste Mienen zum ernsten Thema: Zoodirektor Andreas Knieriem und Aufsichtsratschef Frank Bruckmann präsentieren eine Hinweistafel. Damit soll die NS-Vergangenheit des Zoos aufgearbeitet werden.
Ernste Mienen zum ernsten Thema: Zoodirektor Andreas Knieriem und Aufsichtsratschef Frank Bruckmann präsentieren eine Hinweistafel. Damit soll die NS-Vergangenheit des Zoos aufgearbeitet werden.
Seit 15 Jahren wird darüber gestritten, jetzt stellt sich der Zoo seiner Verantwortung: Mit einem ganzen Paket an Maßnahmen soll die NS-Vergangenheit der Berliner Institution aufgearbeitet werden. Punkt 1 auf der Liste ist somit schon abgehakt.

Der Zoologische Garten Berlin ist der älteste Zoo Deutschlands und war auch einer der ersten in Europa. Der Zoo blickt auf 170 Jahre Geschichte zurück, zu der auch die Nazi-Zeit gehört. Bislang wollte niemand so recht dieses Kapitel aufarbeiten, mit dem neuen Zoochef Andreas Knieriem (und etwas Druck von außen) wird es jetzt aber konkreter.

Denn schon 2000 begann die Diskussion um die NS-Vergangenheit des Zoos, 2002 wurden die Ergebnisse einer ersten Studie zu dem Thema bekannt, 2011 eine Gedenktafel für die enteigneten jüdischen Aktionäre aufgestellt. Vergangenes Jahr veröffentlichte die Historikerin Monika Schmidt ein Buch. Darin zeigt sie, wie Juden, die Aktien der Zoo AG besaßen, systematisch enteignet wurden und wie der Aufsichtsrat nach und nach arisiert wurde.

Buch und Petition als Weckruf

Dieses Buch sei zusammen mit einer Onlinepetition ein Weckruf gewesen. Deswegen hat sich der Zoo mit dem Historiker Clemens Meier-Wolthausen zusammengetan und insgesamt drei Maßnahmen auf den Weg gebracht: eine Tafel, ein Stipendienprogramm und eine Ausstellung. Die Tafel ist nun vor der Büste von Lutz Heck angebracht. Heck war unter den Nazis Zoodirektor, Mitglied in SS und NSDAP und enger Freund von Hermann Göring. Die Tafel soll über „auch negative Tätigkeiten“ Hecks aufklären, wie Zoochef Knieriem sagte. „Wir wollen damit die Forderungen der Petition erfüllen.“

Das Stipendienprogramm soll den wissenschaftlichen Austausch zwischen Deutschland und Israel fördern, Kooperationspartner sind die FU aus Berlin und die Hebrew University of Jerusalem. Zoo-Aufsichtsratschef Frank Bruckmann erklärte, das Programm sei erst vor wenigen Wochen beschlossen worden, die ersten Stipendiaten erwarte man für 2016. Teilnehmen könnten nicht nur Doktoranden aus der Tierforschung oder Veterinärmedizin, sondern auch aus den Bereichen Ethik und Geschichte.

Neue Ausstellung für 2016 geplant

Der dritte Punkt ist eine neue Dauerausstellung im historischen Antilopenhaus. Thema ist die gesamte 170-jährige Geschichte des Zoos, Schwerpunkt soll aber die jüdische Geschichte sein. Das bedeute, so Knieriem, einerseits die Verdienste von Juden zu würdigen, andererseits über Unrecht in der NS-Zeit aufzuklären. Die Ausstellung soll im November 2016 eröffnen und wird von Historiker Meier-Wolthaus kuratiert.

Für alle drei Maßnahmen veranschlagt der Zoo Kosten „im mittleren sechsstelligen Bereich“. Das Stipendienprogramm, das erst einmal über fünf Jahre läuft, hält daran 200.000 Euro, verrät Aufsichtsratschef Bruckmann: „Eine Investition in die Zukunft.“

Zoo Berlin, Hardenbergplatz 8, 10787 Berlin

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