Sorge um Eidechsen und Adler

Denkmal im Wald: Comeback von Lenin zieht sich hin

Das Denkmal auf dem Platz der Vereinten Nationen in Berlin, als er noch Leninplatz hieß. Die Statue war insgesamt 20 Meter hoch, bevor sie 1991 abgetragen und im Köpenicker Wald vergraben wurde.
Das Denkmal auf dem Platz der Vereinten Nationen in Berlin, als er noch Leninplatz hieß. Die Statue war insgesamt 20 Meter hoch, bevor sie 1991 abgetragen und im Köpenicker Wald vergraben wurde.
Zitadelle Spandau - Naturschützer wollen den Umzug des vergrabenen Lenin-Denkmals aus dem Köpenicker Forst nach Spandau verzögern. Sie sorgen sich um streng geschützte Zauneidechsen und Seeadler, die in der Nähe leben.

Lenins Comeback gestaltet sich unerwartet schwierig. Nachdem im vergangenen Jahr das Landesdenkmalamt sein Grab im Müggelwald nicht öffnen wollte und damit seine Auferstehung für die Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ gefährdete, intervenieren jetzt die Naturschützer. Genauer gesagt: Die Bezirksverordneten von Treptow-Köpenick sind im Begriff, sich geschlossen vor die Zauneidechsen und Seeadler zu werfen, die in der Nachbarschaft des nach der Wende verbuddelten Denkmals zwischen Müggelheim und Seddinsee leben.

Der Umweltausschuss des Bezirks stimmte vor wenigen Tagen geschlossen für einen von Grünen und Piraten eingebrachten Antrag, wonach Lenins Kopf „frühestens im Oktober 2015“ geborgen werden darf, damit die Zauneidechsen fachgerecht vergrämt und die Adler nicht beim Balzen und Brüten gestört werden.

Erfahrungsgemäß folgt die Bezirksverordnetenversammlung dem Votum des Ausschusses.

Lenins Sockel ist bereits gebaut

Wenn es tatsächlich so kommt, muss die Denkmal-Ausstellung in der Spandauer Zitadelle wohl ohne Lenins Granitkopf eröffnet werden. Sie finde den Antrag inhaltlich richtig, sagt die Spandauer Kulturamtsleiterin Andrea Theissen. „Mich schockiert nur, dass als Termin der Oktober genannt wird.“ Aus Gesprächen mit den Naturschutzbehörden wisse sie, dass die Eidechsen je nach Wetter spätestens im Sommer umgesiedelt werden könnten, was gerade noch reichen würde: Die Schau solle nach den Sommerferien eröffnet werden.

 

„Der Sockel für Lenin ist schon gebaut“, sagt Theissen. Bei der Stadtentwicklungsverwaltung als oberster Naturschutzbehörde heißt es: „Wir schauen jetzt mit allen Beteiligten, wie man das realisieren kann.“ Für die Seeadler – es geht um eines von nur zwei Paaren in ganz Berlin – kämen immerhin drei Horste als potenzielle Brutplätze infrage, von denen sich nur einer sehr dicht bei dem Denkmal befinde. Dieser Fall werde sich also im Frühjahr klären.

Eidechsen müssen behutsam umgesiedelt werden

Bei den Eidechsen ist die Sache komplizierter. Nach Auskunft von Herbert Lohner, Naturschutzreferent beim Umweltverband BUND, gehören sie ebenso wie die Seeadler zu den am strengsten geschützten Arten. Deshalb sei die behutsame Vergrämung inklusive Schutzfrist naturschutzrechtlich zwingend geboten. Bei einem Verstoß „würden wir dem auf jeden Fall nachgehen“, sagt Lohner und wundert sich: „Bei guter Vorbereitung hätte dieser Konflikt gar nicht entstehen dürfen.“ Immerhin bemühen sich die Ausstellungsmacher seit 2009 um die Genehmigungen, das Lenin-Denkmal vom heutigen Platz der Vereinten Nationen ausgraben zu dürfen.

Sollte Lenin tatsächlich mit Verspätung nach Spandau ziehen, wäre es wohl auch kein Drama: Die Ausstellung wäre dann gleich zwei Mal groß in den Nachrichten – einmal zur Eröffnung und dann, wenn Lenin endlich da ist.
 


Quelle: Der Tagesspiegel

Zitadelle Spandau Museum für Stadtgeschichte, Am Juliusturm 64, 13599 Berlin

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Zieht jährlich auch als Open Air-Veranstaltungsort zahlreiche Besucher an: die Zitadelle Spandau

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