Besondere Liebeslieder

Bist du die nächste Liebe von Berlins Minnesänger?

Berlin zeigt sich selten von der romantischen Seite, aber musische Menschen wie Anton Schutt finden hier die wahre Liebe, jeden Tag aufs Neue.
Berlin zeigt sich selten von der romantischen Seite, aber musische Menschen wie Anton Schutt finden hier die wahre Liebe, jeden Tag aufs Neue.
Ein Mädchentraum wird wahr! Oder ist es auch der vieler Jungs? Entflammt schreibt mir Berlins Minnesänger Anton Schutt einen Song, der so hitverdächtig ist wie alle, die er den unzähligen Lieben vor mir geschrieben hat… vielleicht bist du schon die nächste?

Der Junge unterm Fenster ist ein lebender Geheimtipp, ein exklusiver Straßenmusikant und Berlins einziger bekannter Minnesänger – du weißt schon, ein musischer Kavalier alter Schule. Als Anton mir über den Weg läuft, fällt mir nichts weiter an ihm auf. Sein krauses Haar fliegt ihm wirr um den Kopf, sein Pullover lässt nur ahnen, dass er nicht ins Fitness-Studio geht und seine Brille ist kein modisches Statement. Erst als er sich nicht abwimmeln lässt, kommen wir ins Gespräch – denn was zunächst aufdringlich wirkt, ist in Wahrheit feuriger Eifer. Wenn er sich in eine Frau verliebt, verfolgt er sie nicht, er ist nur sofort bereit 100 Prozent der Strecke mit ihr zu gehen: „Ich gebe einfach viel“, entschuldigt er sich, ohne es zu müssen. Es klingt romantisch.

Sollte die aktuelle Herzensdame auf dem Weg verloren gehen, begibt er sich unermüdlich auf die Suche, bis sein Song an ihr Ohr gedrungen ist. „Das Wiederfinden der Frau beansprucht Ressourcen“, beschreibt er seine stete Not. „Ich rede von Frauen die mir eine 6-stellige Handynummer geben, Frauen deren Schritte bei unserem Sichtkontakt schneller werden, Frauen die Müller mit Nachnamen heißen.“

Der Dauerverliebte seufzt. „Da ist vieles Trial and Error und das im Großraum Berlin-Brandenburg – eigentlich kaum allein zu schaffen, aber diese Arbeit nimmt mir niemand ab.“ Ich möchte ihm die Hand auf die Schulter legen, sein Pullover hält mich ab. Mein gesamtes Mitgefühl lege ich einfach in die nächste Frage, ob er nie Angst habe vor eifersüchtigen Männern oder aggressiven Selbstverteidiger-Frauen. „Angst, kalt gehustete Abweisungen oder geworfene Haushaltsgegenstände sind kleine Hürden auf dem Weg zur Liebe: Meine Fähigkeit, Gefahren realistisch einzuschätzen, ist nicht besonders stark ausgeprägt.“

Bevor ich mich höflich verabschieden werde, weil ich mir nicht sicher bin ob ich das nächste Liebes-Opfer sein möchte, will ich doch noch wissen, wie nachhaltig seine Minnegesangskunst ist: „Hast du noch Kontakt zu Frauen, die du beim Fensterln rumgekriegt hast?“ frage ich also. „Viele Freundinnen kommen in einer Beziehung nicht mit der frischen Offenheit klar, mit der ich sie zuvor noch für mich gewinnen konnte“, wundert er sich.

„Ich verliebe mich eben kontinuierlich weiter. Ohne mich spezifisch zu entlieben.“ Und dann passiert es, Anton Schutt greift zu seiner Gitarre und stimmt einen Song für mich an. Der kommt mir zwar irgendwie bekannt vor, weil sich der schwärmerische Künstler hemmungslos an Melodien echter Charterfolge bedient, aber der Text ist einzigartig. Ich gehe zwei Schritte zurück, ob aus Bewunderung oder zur Sicherheit, weiß ich nicht mehr.

Dann zieht der Junge mit der Gitarre von dannen, aber ich kann mir seiner nicht ungeteilten Liebe sicher sein, bis er den schlabbrigen Longsleeve-Pullover samt Hemd gegen ein lässiges T-Shirt eintauscht und wieder Radioeins-Redakteur Sebastian Voigt ist, der mit Anton Schutt nur die Liebe zur Musik gemein hat. Bis das geplante Album Die Frauen gehen, die Lieder bleiben tatsächlich erscheint, kannst du weitere Liebeslieder des Jungen unterm Fenster immer mittwochs um halb vier auf Radioeins hören.

Radioeins, Marlene-Dietrich-Allee 20, 14482 Potsdam

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