Künstlertreff, Fotoatelier, Reichskulturkammer und lange Zeit Hotel: Das Haus Schlüterstraße 45 hat eine bewegte Vergangenheit in diversen Funktionen hinter sich. Wo sich noch in den 1920er Jahren Künstler begegneten – darunter auch jüdische – zensierten in den Vierzigern die Nazis Kultur und Medien. Seit den Sechzigern wurde das Gebäude als Hotel genutzt – bis für die Betreiber Ende 2013 das Aus wegen Mietschulden kam. Damals protestierten eine Reihe von Schauspielern und Künstlern gegen die Schließung, da das „Bogota“ in der Kulturszene nach wie vor einen besonderen Ruf hatte.
Gut zwei Jahre lang hat der Hauseigentümer Dr. Thomas Bscher die Nummer 45 seither sanieren lassen. Seine Maxime war, den ursprünglichen Zustand des denkmalgeschützten Baus weitgehend wiederherzustellen. Ein Wohnhaus wie bei der Errichtung 1911 ist allerdings nicht daraus geworden. Vielmehr entstanden acht Büroflächen zwischen 370 und 550 Quadratmeter Größe sowie Platz für zwei Einzelhändler im Erdgeschoss.
Der Modemacher im Atelier der Fotografin
Bei einer Begehung gewährte Bscher nun nicht nur erste Einblicke in die ’neue‘ Schlüterstraße 45 – auch die ersten Mieter wurden bekannt. Modemacher und Ex-TV-Juror Wolfgang Joop verlegt Atelier und Showroom seiner Marke Wunderkind nach Charlottenburg. Laut Unternehmensvertreter Victor Theurer seien unter anderem die Lichtverhältnisse ideal für die Arbeit der Designer. Wunderkind bezieht auch das Yva-Atelier im 4. Stock des Hauses. Die jüdische Fotografin Yva, bei der Helmut Newton in die Lehre ging, war hier bis 1938 tätig, als die Nationalsozialisten die Schließung des Ateliers erzwangen.
Mehr Mode gibt es voraussichtlich ab März im Erdgeschoss. Dort eröffnet Bread & Butter-Gründer Karl-Heinz Müller einen neuen „14oz“-Laden, in dem verschiedene Marken erhältlich sein werden. Daran angrenzend wird ein Café integriert. Von den acht Büroflächen sind laut Dr. Bscher fünf bereits vergeben. Ein Immobilienunternehmen und zwei Kanzleien seien unter den neuen Mietern.
Bscher hat rund zwölf Millionen Euro in die Sanierung des ehemaligen Bogota gesteckt. Dafür ließ er unter anderem Stuck freilegen oder wiederherstellen. Auch das Yva-Atelier befindet sich nun wieder im Originalzustand – zu Hotelzeiten war es in drei Zimmer unterteilt. Ebenso wurden der Lichthof und diverse Fenster wieder freigelegt. Das spiegelt sich in den Mietpreisen: Ab 19,50 Euro pro Quadratmeter geht es los. Bscher sagt, er habe nichts dagegen, auch an Künstler zu vermieten. Doch zweifle er daran, dass diese sich die Räume leisten könnten.