Ein scheinbar gut gefülltes Futterlager. Trotzdem reichen die Bestände der Berliner Tiertafel für die Versorgung der vielen angemeldeten Vierbeiner kaum aus.
Baumschulenweg - Nach einer Umstrukturierung des bisherigen Dachverbands Tiertafel Deutschland e.V. muss die Berliner Tiertafel seit einigen Wochen als eingetragener Verein notgedrungen auf eigenen Füßen stehen. Ein riskantes Unterfangen - ist man doch allein von Spendengeldern, Sachspenden und dem Einsatz ehrenamtlicher Helfer abhängig.
Ein unscheinbares Wohngebiet irgendwo zwischen Sonnenallee und dem S-Bahnhof Baumschulenweg ist alle zwei Wochen ein wichtiger Anlaufpunkt für bedürftige Menschen aus der Region. Menschen, die ihren Alltag mit wenig Geld bestreiten müssen und dabei noch Hund, Katze oder andere Haustiere zu versorgen haben. Bei der seit sieben Jahren existierenden Berliner Tiertafel können sich Hilfebedürftige vom Futter über die Leine bis zum Einstreu die Dinge abholen, die sie zur Versorgung und Pflege ihrer vierbeinigen Begleiter benötigen. „Alleine an Futter werden bei uns monatlich zwei Tonnen umgeschlagen. Der größte Bedarf besteht dabei an Hundefutter, Katzen machen den zweitgrößten Posten aus“, berichtet Linda Oldenburg, 1. Vorsitzende des neu gegründeten Vereins, beim Tag der offenen Tür Ende November.
Alle zwei Wochen neue Gesichter
Gemeinsam mit knapp 20 ehrenamtlichen Helfern versorgt Oldenburg alle zwei Wochen rund 250 Menschen mit ihren durchschnittlich ein bis zwei Tieren. „Die Zahl derjenigen, die sich seit unserem Bestehen abgemeldet hat, kann ich an einer Hand abzählen. Stattdessen bekommen wir pro Ausgabe etwa vier bis sechs Neuanmeldungen rein“, so die Ehrenamtliche. Bedingung für eine Neuanmeldung: Das oder die Tiere müssen bereits vor Eintritt der Hilfebedürftigkeit – meist ist diese dem Jobverlust, der Arbeitslosigkeit oder einer zu kleinen Rente geschuldet – im Haushalt der betroffenen Person gelebt haben. Kommt ein neues Tier hinzu oder hat man mehr als drei Tiere, steht die ehrenamtlich betriebene Einrichtung, die in einer alten Hortbaracke untergebracht ist, als Anlaufstelle nicht mehr zur Verfügung.
Wer die Spielregeln der Tiertafel einhält, der darf etwa alle 14 Tage am Empfang seine aktuellen Wünsche loswerden. Soweit möglich, werden diese vom Team erfüllt und in den zwei Ausgaberäumen an die Tierhalter übergeben. Wer bereits seit über einem halben Jahr in der Mörikestraße angemeldet ist, kann außerdem sein Haustier medizinisch versorgen lassen. „Bei jeder Ausgabe öffnet dank der Unterstützung der Tierschutzorganisation IFAW eine Tierärztin hier eine kleine Praxis, in der zum halben Gebührensatz behandelt wird“, so Oldenburg.
Hilfe vom Staat bekommt die Berliner Tiertafel, die einzige Ausgabestelle ihrer Art in der Region, bei ihrem Engagement keine. Stattdessen ist man auf die Hilfe und den Einsatz von Privatpersonen angewiesen. Sachspenden – etwa ausrangierte Hundebetten, Katzenkörbe, Mäntelchen, Spielzeug, Spezialfutter oder Halsbänder – werden regelmäßig in den eingerichteten Sammelstellen abgeholt oder können vor Ort in der Mörikestraße abgegeben werden. Auch ein Blick auf den Amazon-Wunschzettel und natürlich Geldspenden helfen der Berliner Tiertafel e.V. beim Überleben. Ab Anfang 2015 besteht außerdem die Möglichkeit, Mitglied des Vereins zu werden und ihn mit einem monatlichen Mindestbeitrag von 1 Euro bei seiner Arbeit zu unterstützen. Und wer in einem konkreten Fall helfen möchte, der kann eine Tierpatenschaft übernehmen. Etwa für den 12-jährigen Rudi, das einzig verbliebene Familienmitglied des gehörlosen Rentners Bodo Z.