2012 entstand die Idee zu „Mein Hoffi“. Das Ergebnis ist der erste Kiezladen von Getränke Hoffmann in der Graefestraße. Hier möchte man Hipster und Seniorin gleichermaßen mit einem modernen Späti begeistern.
Wirklich gefüllt ist es bei meinem Besuch um die Mittagszeit nicht. Eine klare Klientel kann ich unter den Kunden nicht ausmachen. Der Laden scheint sowohl vom Berliner Original als auch vom gestriegelten Bürokaufmann im Anzug besucht zu werden. Das Personal ist freundlich und gibt bereitwillig Auskunft.
Viele Getränke und Ideen
Ich wende mich dem Sortiment zu, das laut Pressemitteilung jeden jederzeit glücklich machen soll. Von „Coffee to go“ bis Feierabendbier also. Besonders bei Letzterem finde ich die Auswahl großzügig und gut. Die Preise liegen irgendwo zwischen Späti und Supermarkt. Ein Sterni kostet 60 Cent inklusive Pfand, für ein Stiegl Bier aus Österreich zahlt man 1,23 Euro. Die klassische Ein-Euro-Mate ist auch im Angebot. Der Späti nebenan verlangt dafür immerhin 1,30 Euro. Im hippen Kreuzberg dürfen biologische und regionale Produkte wie Our Vodka oder Proviant Limo natürlich ebenfalls nicht fehlen. Wein bekommt man von 2,99 Euro bis 27,50 Euro pro Flasche.
Wer keinen Bock auf warme Plörre hat, kann per SMS vorbestellen, damit das Wunschgetränk garantiert kalt ist. Wenn die Bestellung etwas größer ausfällt, leiht man dir außerdem für bis zu zwei Stunden kostenlos ein Lastenfahrrad. Der Ansatz gefällt mir.
Kein Komplettpaket
Weniger überzeugend finde ich den Rest des Konzeptes. Die Auswahl an Snacks ist begrenzt. Eine Tüte Chips ist unter 1,99 Euro nicht zu haben. Für den Hunger am Morgen oder zwischendurch gibt es nur einen kleinen Kühlschrank mit täglich frischen Sandwiches und Salaten. Die sehen zwar gut aus, ein Vollkorn-Baguette mit Bergkäse der Berliner Manufaktur „Auf die Hand“ kostet aber auch stolze 3,90 Euro. Beim Bäcker um die Ecke komme ich da günstiger weg. Plastikbecher, Crushed Ice und Zigaretten sollen das Angebot abrunden, ein Regal mit Zeitschriften fehlt.
Die gibt es im Laden direkt gegenüber. Klopapier übrigens auch. Der kleine Graefe Späti fühlt sich für mich kieziger an. Als ich den Mann hinter dem Tresen fragen will, wie er den neuen Nachbarn findet, will der damit nichts zu tun haben. Nicht mal mehr seine Öffnungzeiten will er mir noch nennen. Ob eine friedliche Koexistenz möglich ist, oder es zu Konkurrenzdruck kommt, wird sich noch zeigen.