Besuch bei "Mein Hoffi"

Dieser Späti stellt dir auf Bestellung dein Bier kalt

Seit Ende Februar hat "Mein Hoffi" im Graefekiez für dich geöffnet.
Seit Ende Februar hat "Mein Hoffi" im Graefekiez für dich geöffnet. Zur Foto-Galerie
Graefekiez - Getränke Hoffmann will näher an die Leute ran. Und dem Kiezladen um die Ecke ein neues Gesicht geben. Doch was kann "Mein Hoffi" wirklich leisten? Wir haben den Shop unter die Lupe genommen.

2012 entstand die Idee zu „Mein Hoffi“. Das Ergebnis ist der erste Kiezladen von Getränke Hoffmann in der Graefestraße. Hier möchte man Hipster und Seniorin gleichermaßen mit einem modernen Späti begeistern.

Vor dem Shop bin ich erstmal überrascht. Schreibtische statt Getränkekästen und „Mein Hoffi“ würde auch als Start-up-Büro durchgehen. Große Scheiben und eine automatische Tür im vorderen Bereich, drinnen dann modernes, minimalistisches Design in den Farben Blau, Weiß und Schwarz. Dazu helle Beleuchtung. Aus den Lautsprechern dudelt neutrale Musik mit Rock-Einflüssen. Auf mich wirkt das für einen Kiezladen sehr steril und dadurch leicht deplaziert.

Wirklich gefüllt ist es bei meinem Besuch um die Mittagszeit nicht. Eine klare Klientel kann ich unter den Kunden nicht ausmachen. Der Laden scheint sowohl vom Berliner Original als auch vom gestriegelten Bürokaufmann im Anzug besucht zu werden. Das Personal ist freundlich und gibt bereitwillig Auskunft.

Viele Getränke und Ideen

Ich wende mich dem Sortiment zu, das laut Pressemitteilung jeden jederzeit glücklich machen soll. Von „Coffee to go“ bis Feierabendbier also. Besonders bei Letzterem finde ich die Auswahl großzügig und gut. Die Preise liegen irgendwo zwischen Späti und Supermarkt. Ein Sterni kostet 60 Cent inklusive Pfand, für ein Stiegl Bier aus Österreich zahlt man 1,23 Euro. Die klassische Ein-Euro-Mate ist auch im Angebot. Der Späti nebenan verlangt dafür immerhin 1,30 Euro. Im hippen Kreuzberg dürfen biologische und regionale Produkte wie Our Vodka oder Proviant Limo natürlich ebenfalls nicht fehlen. Wein bekommt man von 2,99 Euro bis 27,50 Euro pro Flasche.

Wer keinen Bock auf warme Plörre hat, kann per SMS vorbestellen, damit das Wunschgetränk garantiert kalt ist. Wenn die Bestellung etwas größer ausfällt, leiht man dir außerdem für bis zu zwei Stunden kostenlos ein Lastenfahrrad. Der Ansatz gefällt mir.

"Mein Hoffi": Bisschen steril, dafür gut sortiert und geile Deckendeko.

Kein Komplettpaket

Weniger überzeugend finde ich den Rest des Konzeptes. Die Auswahl an Snacks ist begrenzt. Eine Tüte Chips ist unter 1,99 Euro nicht zu haben. Für den Hunger am Morgen oder zwischendurch gibt es nur einen kleinen Kühlschrank mit täglich frischen Sandwiches und Salaten. Die sehen zwar gut aus, ein Vollkorn-Baguette mit Bergkäse der Berliner Manufaktur „Auf die Hand“ kostet aber auch stolze 3,90 Euro. Beim Bäcker um die Ecke komme ich da günstiger weg. Plastikbecher, Crushed Ice und Zigaretten sollen das Angebot abrunden, ein Regal mit Zeitschriften fehlt.

Die gibt es im Laden direkt gegenüber. Klopapier übrigens auch. Der kleine Graefe Späti fühlt sich für mich kieziger an. Als ich den Mann hinter dem Tresen fragen will, wie er den neuen Nachbarn findet, will der damit nichts zu tun haben. Nicht mal mehr seine Öffnungzeiten will er mir noch nennen. Ob eine friedliche Koexistenz möglich ist, oder es zu Konkurrenzdruck kommt, wird sich noch zeigen.

Fazit

Noch während ich im Laden bin, stelle ich mir die Frage, ob das Konzept von „Mein Hoffi“ funktionieren kann. Eine eindeutige Antwort habe ich nicht. Die Devise „nahbar und gleichzeitig kompetent“ funktioniert. Viel mehr als ein modern getrimmter Getränkemarkt um die Ecke ist „Mein Hoffi“ für mich trotzdem nicht. Der kleine Edeka Siebert, an dem ich auf dem Weg zum U-Bahnhof vorbeikomme, hat ebenfalls von Montag bis Samstag von 7 bis 22 Uhr geöffnet. Dort sieht es zwar nicht so schick aus, das Feierabendbier bekomme ich dafür günstiger, wenn ich nicht gerade englisches Newcastle Bier trinken will. Meine Schokolade habe ich am Ende dort gekauft.

Foto Galerie

Mein Hoffi, Graefestraße 21, 10967 Berlin

Telefon 030 69 35 915

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Montag bis Samstag von 07:00 bis 22:00 Uhr

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