Dazwischen Anzugträger auf dem Weg zum Amtsgericht, junge Männer in aufgemotzten Wagen und Bauarbeiter, die bei der Sanierung des nächsten Wohnhauses in der Turmstraße eine kleine Pause einlegen. Man muss schon ein echtes Großstadtkind sein, um sich in dieser ganz besonderen Atmosphäre dauerhaft wohl zu fühlen. Mir persönlich ist die Stimmung etwas zu heftig und ich bin froh, als ich, nach einem kleinen Stopp in der liebevoll sortierten Dorotheenstädtischen Buchhandlung, den Fritz-Schloß-Park erreiche.
Der Park, ein ehemaliges Militärgelände, das nach dem Zweiten Weltkrieg als Trümmerhalde genutzt und schließlich in den 50er Jahren zu einer öffentlichen Grünanlage umgestaltet wurde, ist auch tatsächlich eine zwölf Hektar große Ruheoase im Moabiter Trubel. An diesem Nachmittag ist es angenehm leer. Nur einige ältere türkischstämmige Ehepaare lassen sich auf den Sitzbänken die Sonne ins Gesicht scheinen, einige Jungs bolzen und hauen sich dabei zum Teil recht derbe Sprüche um die Ohren und viele Jogger drehen ihre Runden auf dem augenscheinlich sehr beliebten 1,1 Kilometer langen Sport-Rundweg. Er wurde 2009 angelegt, setzt sich mit rotem Belag deutlich von den übrigen Wegen im Park ab und ist mit verschiedenen Fitnessgeräten bestückt. So können etwa Stufen erklommen, Klimmzüge oder Balanceübungen gemacht werden.
Der Moabiter Kinder-Hof
Für Kinder gibt es am südöstlichen Ende des Parks außerdem seit 1997 den Moabiter Kinder-Hof, einen kleinen aber feinen Abenteuerspielplatz mit Kletterwand, verschiedenen Beeten, Kaninchenstall und zahlreichen betreuten Angeboten wie Hausaufgabenhilfe, Fußballtraining, gemeinsames Kochen oder eine Holzwerkstatt. Insgesamt kümmern sich vier ausgebildete Kräfte täglich von 13.30 bis 18 Uhr, in den Ferien sogar von 12 bis 18 Uhr, um die kleinen Besucher. „Die meisten Kinder kommen aus den benachbarten Grundschulen, so gegen 16 Uhr ist hier immer am meisten los“, erzählt eine Mitarbeiterin. „Wer herkommt, möchte vor allem Freunde treffen, Fußball spielen oder sich um die Kaninchen kümmern. Gartenarbeit ist dagegen nicht so beliebt“, schmunzelt sie.
Insgesamt fühle ich mich im Fritz-Schloß-Park, der nach einem Berliner Sozialdemokraten benannt ist und an das Poststadion sowie verschiedene Sportanlagen grenzt, ziemlich wohl. Auf den weitläufigen Wiesen haben Mütter mit kleinen Kindern ihre Decken ausgebreitet. Nebenan führen Hundebesitzer ihre Vierbeiner Gassi, es gibt viele kleine, versteckte Pfade und reichlich Platz zum Durchatmen. Doch natürlich ist hier in Moabit nicht alles frisch herausgeputzt: In manchen Ecken des Parks liegt Müll, Bänke und Mäuerchen sind mit Grafitti beschmiert und ab und an begegnen mir gerade in den einsamen Ecken etwas obskur wirkende und abgerissen aussehende Gestalten. Und eines muss ich zugeben: In solchen Momenten habe ich mich dann doch beeilt, schnell wieder auf einen der Hauptwege und in die Sonne zurückzukommen.
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