Privat geht es in diesem Museum tatsächlich zu. Es dauert ein paar Minuten, bis man zwischen den Reihenhäusern im Kiez längs der Marienfelder Allee den Eingang zu der 1984 auf Initiative des Zoologen Rolf Rese eröfneten Einrichtung gefunden hat. Und auch nachdem man die kleine Gartenpforte hinter sich geschlossen hat und ein paar Stufen Richtung Haustür hinaufgestiegen ist, fühlt man sich noch immer, als würde man einem Anwohner einen privaten Besuch abstatten.
Erst als die Eingangstür des Privaten Museums für Tierkunde (PMTB) hinter dem neugierigen Besucher ins Schloss gefallen ist, stellt sich heraus, dass dieses umgebaute Einfamilienhaus wenig mit einer normalen Unterkunft zu tun hat: Das ganze Erdgeschoss gehört der Tierwelt. Während im Eingangsbereich lebende Insekten, Reptilien und Amphibien in ihren Terrarien herumwuseln oder es sich unter der Wärmelampe bequem gemacht haben, kann man im hinteren Bereich der Ausstellung Rekonstruktionen ausgestorbener Lebewesen, Fossilien und lebensgroßen Nachbildungen heute lebender Tiere wie Wolf, Waschbär oder Regenbogenforelle betrachten. Auf zahlreichen Hinweistafeln und Schaubildern werden die jeweiligen Tiere, die Evolution aber auch der verhängnisvolle Einfluss des Menschen auf den Fortbestand vieler Arten erläutert.
Museum zum Anfassen
„Vor allem vormittags gehört unser Museum den Kindergruppen“, erläutert die an diesem Nachmittag zuständige Mitarbeiterin, eine von insgesamt vier fest angestellten Museumskräften, die bei ihrer Arbeit von Absolventen des Freiwilligen Ökologischen Jahres sowie Arbeitskräften aus dem Jobcenter unterstützt werden. „Viele Kitagruppen oder Schulklassen besuchen uns regelmäßig, um sich über die Entwicklung der Tierwelt oder spezielle Themen wie etwa „Das Ei“ oder „Insekten“ zu informieren“, so die Mitarbeiterin. Das Besondere: Während in anderen Einrichtungen meist nur geschaut werden darf, haben die Kinder im PMTB die Möglichkeit, die Tierwelt mit allen Sinnen zu erleben. Hier dürfen Tausendfüßler gestreichelt, Schuppen ertastet und Dino-Zähne gemessen werden.
Und das alles ganz umsonst. Weder für den privaten Besuch noch für die Lehrstunde mit der Kitagruppe verlangt das ausschließlich aus privaten Mitteln finanzierte Museum Geld.
Penibel aufgeräumt oder hochmodern geht es im PMTB demzufolge nicht zu. In manch einer versteckten Ecke sind Futterkisten gestapelt, auf der Toilette wird der krabbelige Nachwuchs herangezogen und die pädagogischen Kinderspiele sind handgebastelt und können im Zweifelsfall schnell und kostengünstig ersetzt werden. Lediglich die Terrarien machen einen erfreulich gepflegten Eindruck – schließlich soll an den tierischen Bewohnern der Einrichtung möglichst nicht gespart werden.
Ein kleiner aber feiner Streichelzoo
Dieser Ansatz wird auch in der Außenanlage, der eigentlichen Attraktion den PMTB, deutlich. Hier fühlen sich alte Haustierrassen, Meerschweinchen und die zweibeinigen Besucher aus der Nachbarschaft sichtlich wohl. Es gilt: Füttern (nach einem kurzen Kontrollblick der PMTB-Mitarbeiter) und Streicheln erlaubt!
Bis vor einigen Jahren tummelten sich im weitläufigen Freigehege neben Enten, Hühnern und Hasen auch Schafe, Schweine und Ziegen. Doch nach einer Beschwerde der Anwohner über den Kinderlärm im Streichelzoo mussten die größeren Tiere ausziehen, die Größe der Anlage deutlich verringert und die Öffnungszeiten von 10 bis 16 Uhr beschränkt werden.
Spannend bleiben das Tierkunde-Museum und die angeschlossene Freilandanlage trotzdem. „Auch ein Huhn ist für viele Stadtkinder schon richtig spektakulär“, betont die PMTB-Mitarbeiterin. Der Andrang an diesem Nachmittag scheint ihr recht zu geben. Als die Familien um 16 Uhr das Feld räumen müssen und die Gartenpforte verschlossen wird, müssen viele der kleinen Besucher wiederholt auf den nächsten Besuch vertröstet werden.