Im Jahre 1884 gegründet, zog der Zauberkönig 1952 nach Neukölln. Inhaber ab 1978 war Günter Klepke, der den Betrieb Mitte der 90er an seine Tochter Mona Schmidt übergab. Als diese den Laden vor knapp dreieinhalb Jahren aufgeben wollte, entschloss sich ihre Nichte Karen Goetzke, das traditionsreiche Geschäft zu übernehmen und rettete damit eine Neuköllner Institution. Gemeinsam mit ihrer Freundin Kirsi Hinze hat sie es geschafft, den Zauberkönig zu neuem Leben zu erwecken.
Karen, drei Jahre ist die Wiedereröffnung des Zauberkönig nun bereits her. Wie läuft’s bei Euch?
Wer kommt zu Euch in den Laden?
„Die unterschiedlichsten Menschen. Natürlich ganz häufig Kinder, die sich mit Scherzartikeln eindecken. Studenten, die ein besonderes Geschenk brauchen oder den Knüller für die nächste Party suchen. Dann kommen natürlich auch Ur-Berliner, die nur mal gucken wollen, ob es uns noch gibt oder auf ‘nen kurzen Schwatz Halt machen. Es kommen viele Familien und Touristen. Also die unterschiedlichsten Menschen, von Jung bis Alt, aus Berlin oder von ganz weit her.“
Was ist besonders beliebt? Gibt es so etwas wie einen Kassenschlager?
„Kackhaufenimitate, Knoblauchbonbons und Knalleinlagen für Zigaretten sind sehr beliebt. Aber auch nostalgisches Blechspielzeug, oder der Magic Garden – ein Pappgarten an dem bunte Kristalle wachsen. Und natürlich Vogelpfeifen – kleine Plättchen die man sich auf die Zunge legt und mit denen man ganz laut pfeifen kann oder mit viel Übung auch zwitschern. Momentan sind die unterschiedlichsten Zauberartikel gefragt.“
Woher hast du vor drei Jahren den Mut genommen, einen Laden wie den Zauberkönig zu übernehmen?
„Als meine Freundin Kirsi und ich erfuhren, dass meine Tante den Zauberkönig in zwei Monaten schließen würde, haben wir uns kurzfristig dazu entschieden den Laden zu übernehmen. Wir waren uns einig, dass der Zauberkönig nicht so einfach gehen darf. Wir hatten eigentlich kaum Zeit darüber nachzudenken, was da auf uns zu kommt und ich denke, das war auch gut so. Einfach rein ins kalte Wasser. Es war die richtige Zeit für uns etwas Neues zu machen und so hat dann alles seinen Lauf genommen.“
Wie gut kannst Du eigentlich zaubern?
In Neukölln hat sich in den letzten Jahren eine Menge getan. Spätestens mit der Schließung des Flughafens sind die Mieten hier im Kiez nahezu explodiert. Du bist Neuköllnerin und wohnst schon dein ganzes Leben hier. Welche Veränderungen nimmst du wahr?
„Wenn ich vom Zauberkönig nach Hause laufe, treffe ich oft auf die gleichen Leute, man grüßt sich, als wären wir hier in unserem eigenen kleinen Dorf. Aber Neukölln hat sich sehr verändert. Ich denke, alles muss immer in Bewegung sein. Stillstand ist nie gut und Neukölln ist in Bewegung. Viele neue Leute aus aller Welt wohnen jetzt hier. Der Flughafen ist ein schönes Ausflugsziel, es gibt neue Cafés, Bars und kleine Läden. Es ist natürlich schade, wenn diese Veränderungen dazu führen, dass Vermieter maßlos erhöhen und Alteingesessenen verdrängt werden. Manchmal denke ich an mein altes Neukölln und dann vermisse ich es, aber nur im geheimen. Ob es den Zauberkönig in meinem alten Neukölln noch gäbe, ich bin mir da nicht so sicher.“
Dieser Text wurde uns zur Verfügung gestellt von Neukoellner.net, einem ehrenamtlich arbeitenden Kiez-Netzwerk, das kleine und große Geschichten zwischen Alltags- und Ausgehkultur von der Straße aufliest und für alle interessierten Neuköllner und Neukölln-Liebhaber journalistisch aufbereitet.