Wer vor dem Bauhaus Archiv am Landwehrkanal in Tiergarten steht, denkt zunächst nicht an klassische Schönheit. Der weiße Beton ist an manchen Stellen grau geworden und überhaupt gehen nur wenige Teile des Gebäudes auf den ursprünglichen Entwurf von Walter Gropius zurück. Dennoch ist er eine Pilgerstätte für Freunde des schönen und gleichzeitig funktionalen Designs. Schließlich beherbergt der Bau die größte Sammlung zur Historie der Stilrichtung Bauhaus. In den Räumlichkeiten und Außenanlagen tummeln sich an diesem Sonntag Besucher aus Japan, Italien, den USA, Deutschland und sicher noch einigen anderen Ländern.
Gropius hatte 1919 in Weimar eine Kunstschule namens Bauhaus gegründet. Als Leitgedanke entwickelte sich die Verbindung von Kunst, Handwerk und Architektur. Obwohl die Geschichte der Institution durch den Nationalsozialismus jäh unterbrochen wurde, behielt die Idee ihren Einfluss und spiegelt sich bis heute auf ganz verschiedenen gestalterischen Feldern wider.
Vielfalt entfaltet sich
Die Ausstellung im Bauhaus Archiv zeigt heute auf einer angenehm überschaubaren Fläche das beeindruckend große Spektrum der Stilrichtung. Zu sehen sind Werke von Lehrern und Schülern, Kunst- und Designobjekte, aber auch Dokumente, Fotos und Tonaufnahmen zur Geschichte des Bauhaus. Eine Metallskulptur steht neben einem Modellhaus. Bilder und Grafiken hängen in der Nachbarschaft von Stühlen, die sich noch heute in jedem Einrichtungshaus für gutes Geld verkaufen ließen. Funktionalität und Design verbinden sich beispielhaft in einer Schrank-Kommode mit integriertem Wickeltisch.
Architektur mit Licht und Schatten
Die aktuelle Sonderausstellung zeigt Schwarz-Weiß-Fotografien von Hélène Binet, die die Arbeiten von international bekannten Architekten wie Le Corbusier oder Peter Zumthor festhält. Ihre Bilder sind aus Blickwinkeln aufgenommen, die die Bauten buchstäblich noch mal in einem anderen Licht erscheinen lassen – auch das Spiel mit Sonne und Schatten spielt hierbei eine Rolle. Mehrere Aufnahmen zeigen etwa den Kreuzberg Tower, der 1984 zur Internationalen Bauausstellung von John Hejduk in der Charlottenstraße errichtet wurde und Ateliers beherbergen sollte.
Das Bauhaus Archiv – Museum für Gestaltung ist von Mittwoch bis Montag zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet. Die Sonderausstellung „Dialoge“ von Hélène Binet gibt es noch bis 21. September zu sehen. Weitere Informationen bekommst du auf der Webseite des Museums.