Aus finanzieller Sicht liegt die Kugelblitz Destille in Wedding irgendwo im unteren Mittelfeld: 566 Euro zahlen die Wirte hier monatlich an den Bezahlsender Sky und dürfen dafür die Fußballspiele zeigen. Die ganz kleinen Kneipen zahlen durchschnittlich 290 Euro, die richtig großen rund 1000. Jeden Monat. Dafür können sie ihren Gästen Bier verkaufen, Umsatz machen zu Tageszeiten, an denen sonst kaum jemand in Kneipen gehen würde. Aus sportlicher Sicht liegt die Kugelblitz Destille auch irgendwo im unteren Mittelfeld. Zu Recht. Ist eine Hertha-Kneipe.
20 Euro im Monat mehr ist natürlich drin, sagt sie. Voriges Jahr stiegen die Preise bundesweit um ein Vielfaches, für Görlitz um rund 40 Prozent. Es gab richtig Ärger, bundesweit protestierten Kneipenwirte gegen die Preispolitik von Sky, den Monopolisten in Sachen Livefußballübertragung. Da kann man nichts machen, sagen sie in Wedding. Nur kündigen, aber wer kommt dann Samstagnachmittag in den Laden? Und überhaupt könnte man die Geschichte vom Kugelblitz und der Bundesliga auch anders erzählen, finden sie hier. Dann beginnt sie vor fünf Jahren, als Görlitz zusammen mit ihrem Partner Klaus Kuhfeld den Laden übernommen hat. Als sie angefangen haben, Fußball zu zeigen. Für 180 Euro monatlich. Lange her.
Will Sky die Fußballkneipen verdrängen?
Raus aus dem Vertrag kommen Kuhfeld und Görlitz also immer. Theoretisch. Praktisch aber ist Kneipe ein Geschäft mit Gewöhnungseffekt. Kneipen gibt’s überall, es geht darum, die eine, entscheidende zu sein. Der Ort zu sein, wo die Leute hingehen, weil sie sich wohlfühlen. Weil „Wie immer?“ nur der erste Schritt auf dem Weg zum wortlos hingestellten, aber natürlich passenden, Getränk ist; und wer’s nicht glaubt, der kann ja mal als Fremder in eine dieser Eckkneipen gehen und gucken, was passiert. Und irgendwann ist dann Schluss. Ist das Sky-Abo so teuer, dass sie aufgeben. Aus Sky-Sicht gibt die Destille jedes Jahr von Neuem auf: Wenn sie den Vertrag kündigen, pünktlich zum letzten Spieltag. Und dennoch die vollen zwölf Monate zahlen müssen; auch jetzt, in der Fußballsommerpause, wo sie natürlich gerne auf die Idee kommen dürfen, Golfturniere oder Tennis zu zeigen. Wofür sich aber kaum einer interessiert.
Und irgendwann kurz vor Saisonbeginn kommt dann wie jedes Jahr der Sky-Außendienstler bei ihnen vorbei, und Görlitz und Kuhfeld geben sich skeptisch, um ein paar Prozente oder sonstige Vergünstigungen herauszuschlagen. Und dann abonnieren sie wieder, weil sie müssen, aber irgendwann nicht mehr können werden.