Seit den 70er Jahren ist die Selbsthilfe deutschlandweit auf dem Vormarsch. Im Rahmen von selbstorganisierten Gruppen steht dabei der gemeinschaftliche Austausch sowie die Unterstützung in den unterschiedlichsten Lebensphasen im Vordergrund. Vor allem im Zusammenhang mit körperlichen oder seelischen Erkrankungen gilt die Selbsthilfe heute als wirksame therapiebegleitende Maßnahme, die sogar von den Krankenkassen mitfinanziert wird. „Sowohl für Menschen mit psychosozialen Problemen als auch mit chronischen Erkrankungen ist allein durch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe häufig schon ein großer Schritt getan“, betont Sozialarbeiterin Franziska Anna Leers, seit zwei Jahren Mitarbeiterin im Team der SHK. Vor allem Selbsthilfegruppen zu den Themen Depression bei jungen Menschen, soziale Phobie, Messie-Syndrom und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) seien derzeit sehr stark nachgefragt.
Doch auch Menschen, die einfach den geselligen Kontakt suchen, sich über ein bestimmtes Thema mit anderen Interessierten austauschen oder eventuell gemeinsam Sport treiben wollen, sind im Selbsthilfezentrum in der Perleberger Straße genau richtig. Derzeit koordiniert die Selbsthilfe- Kontakt- und Beratungsstelle etwa 45 wöchentlich, monatlich oder auch vierteljährlich zusammenkommende Gruppen – und ständig kommen neue hinzu. „Wer eine zusätzliche Selbsthilfegruppe zu einem bestimmten Thema gründen möchte, wird bei uns beraten und bei der Suche nach Teilnehmern unterstützt“, betont Leers. Insgesamt verfügt die SHK in der Perleberger Straße über fünf modern ausgestattete, lichtdurchflutete Gruppenräume. Hier finden neben den Selbsthilfegruppen auch verschiedene angeleitete Kurse wie etwa „Biografisches Schreiben“ oder „Balancetraining für türkische Frauen“ statt.
Negatives Image überwinden
Doch obwohl es laut SHK-Mitarbeiterin Birgit Sowade „heute in keiner anderen Stadt ein so hervorragend ausgebautes Selbsthilfe-Netzwerk gibt wie in Berlin“, hafte dem Begriff Selbsthilfe noch immer ein „gewisses negatives Image“ an, bedauert Franziska Anna Leers. Ein Umstand, den das Team der SHK gerne ändern möchte. „Themen wie Achtsamkeit, Selbst- und Körperbewusstsein, etwa durch Yoga oder Meditation, stehen gerade sehr im Fokus der Öffentlichkeit und haben eine große Schnittmenge zur Selbsthilfe. Auch die viel gelobten „social skills“ kann man in Selbsthilfegruppen ganz prima weiterentwickeln. Auf diese positiven Effekte möchten wir gerne aufmerksam machen“, so Leers, die sich derzeit vor allem für das Projektteam „Junge Selbsthilfe“ der SHK stark macht. Rund zehn junge Menschen zwischen 18 und 35 Jahren haben sich darin zusammengeschlossen, um den Gedanken der Selbsthilfe durch Aktionen wie einen Flash Mob, Besuche an Unis oder die Teilnahme am ersten Selbsthilfe-Festival am 21. Juni 2014 auf dem Tempelhofer Feld stärker ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.